Corona-Pandemie
Die Zentrale Notaufnahme (ZNA) ist das offene Tor in ein Krankenhaus. Aus der Perspektive des Infektionsschutzes ist dieses Tor ein Risikofaktor. Mit Hilfe von Prüflisten und Parametern lässt es sich aber sichern.

In die ZNA kommen die Patientinnen und Patienten spontan und nicht planbar zur Versorgung in die Einrichtungen, meist in lebensbedrohlichen Notsituationen. Das medizinische Personal in der ZNA geht professionell und ruhig mit extremen Situationen um. Die Prozesse und Abläufe sind routiniert und die Teams eingespielt. Doch die aktuelle Situation in der Covid-19-Pandemie zeigt, wie risikobehaftet dieses immer offene Tor eines Klinikums sein kann. Dabei ist Sars-CoV-2 nur einer der Krankheitserreger oder Parasiten, die in eine Klinik gelangen können. Das Spektrum reicht von A, wie Adenoviren bis Y, wie Yersinien. Wenn man sich vorstellt, wie ein Noro-Virus eine Abteilung lahmlegen kann, wird die Notwendigkeit deutlich, warum eine ZNA zum Thema Pandemie- und Infektionsschutz sehr gut aufgestellt sein muss.
Schutz-Initiative im Sinne von Patienten und Einrichtung
Aufgerüttelt von Meldungen, dass sich Menschen aus Angst sich zu infizieren nicht mehr in die Notaufnahme trauen, wurde die Initiative Pandemie- und Infektionsschutz (IPI) gegründet. Initiiert von dem Arzt und Hygieniker Prof. Dr. Franz Daschner, entstand ein Zusammenschluss von Experten aus den Bereichen Hygiene, Beratung und Planung für Krankenhäuser. Ziel der Initiative ist es, wieder Vertrauen in die Kliniken herzustellen und dies mit einem Zertifikat zu signalisieren. Dabei steht die Unterstützung der Kliniken für die IPI an oberster Stelle. Im Gremium der Initiative wurde eine Prüfliste mit Parametern erarbeitet, mit deren Umsetzung der Infektionsschutz in den Notaufnahmen sicher aufgestellt ist.
Diese Prüflisten für das Pandemie-Zertifikat Notaufnahme stehen zur Selbstkontrolle frei zugänglich zur Verfügung (www.viamedica-ug.de/ipi). Auch wenn Kliniken bereits etablierte und eigene Hygienepläne sowie ein internes QM einsetzen, können diese Routinen zum Opfer fallen. Der unverstellte Blick durch externe Fachleute kann die Chance sein, Optimierungspotenzial zu identifizieren und zu heben. Dabei richtet die Prüftabelle den Blick auf alle wichtigen Bereiche der ZNA.
Die Prüftabelle fokussiert folgende Bereiche, die sich jeweils in bis zu acht signifikante Untergruppen gliedern:
Allgemeine Anforderungen an die Notaufnahme:
- Persönliche Schutzausrüstung (PSA)
- Konzepte zur Bevorratung und raschen Beschaffung
- Reinigung und Desinfektion
- Steuerung der Patientenströme
- Technische Hygiene
Räumliche Anforderungen an die Notaufnahme:
- Raumgruppe Zugang
- Raumgruppe U+B
- Raumgruppe Patientenversorgung
- Raumgruppe Personal
- Raumgruppe Sonstiges
- Selbstüberprüfung der Klinik anhand der IPI-Prüftabellen durch eigenes Personal
- Erste Haupt-Auditierung durch Facharzt des Beratungszentrums für Hygiene (BZH)
- Ggf. Optimierungen und Korrekturen durch die Klinik
- Zertifizierung der Notaufnahme IPI nach bestandenem Audit
- Erste Zwischen-Auditierung durch BZH-Hygienefachkraft nach dem ersten Jahr
- Ggf. Optimierungen und Korrekturen durch die Klinik
- Zweite Zwischen-Auditierung durch BZH Hygienefachkraft
- Ggf. Optimierungen und Korrekturen durch die Klinik
Nach drei Jahren steht eine Haupt-Auditierung mit Rezertifizierung an.
Im Rahmen von Neubau oder Sanierungen der ZNA sieht die Initiative Pandemie- und Infektionsschutz ein großes Potenzial, bereits in der Planung durch eine optimierte und zielgerichtete Raum- und Prozessplanung den Gesundheitsschutz zu steigern. Dabei werden langfristig Kosten eingespart und Arbeitsprozesse erleichtert. Die IPI bietet zu der Thematik eine fachkompetente Beratung und Begleitung an.
Das Pandemie-Zertifikat Notaufnahme ist somit nicht nur ein Zertifikat, sondern ein Prozess mit dem Ziel, die Einrichtung zu unterstützen und den Infektionsschutz zu optimieren. Außerdem dient das Zertifikat als sichtbares Zeichen für Infektionsschutz und vermittelt somit Sicherheit.
Kontakt zum Autor: |
Markus Loh, Projektleiter Stiftung viamedica, viamedica Stiftung für eine gesunde Medizin, Mail: markus.loh@viamedica-stiftung.de |