Mehr als Eigenverantwortung Mehr als Eigenverantwortung: Vorbeugen ist die beste Patientensicherheit

Über diesen Fakt lässt sich nicht streiten. Auf globaler Ebene sind hierzu bereits systemische Handlungsempfehlungen formuliert, die weit über die individuelle Verantwortung hinausgehen. Im deutschen Gesundheitssystem braucht es noch mehr Awareness. Patient-Empowerment trägt nicht nur zu mehr Patientensicherheit bei, sondern unterstützt zudem Präventionsbemühungen. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit nutzt den Welttag der Patientensicherheit, um für mehr Awareness zu sorgen. In Deutschland wird der Begriff „Patientensicherheit“ bedauerlicherweise klassisch noch sehr eng mit dem Begriff des „Behandlungsfehlers“ und z.B. mit dem Fehler einer Operation auf der falschen Seite assoziiert. International sind wir hier schon sehr viel weiter und die umfassende Bedeutung des Begriffs Patientensicherheit ist spätestens seit der Veröffentlichung des Global Patient Safety Action Plans der WHO (2021-2030) sehr deutlich definiert. Es geht immer darum, gesundheitlichen Schaden zu vermeiden Prävention und Patientensicherheit sind sehr eng verbunden. Prävention bezieht sich auf Maßnahmen, die Gesundheitsprobleme und Krankheiten sicher verhindern sollen. Nicht jede Krankheit ist vermeidbar, allerdings können präventive Maßnahmen wiederum das Fortschreiten einer Krankheit verhindern, Krankheitsfolgen mindern oder gar dem Wiederauftreten einer Krankheit ganz vorbeugen. Patientensicherheit hat das Ziel, den Menschen vor vermeidbarem Schaden zu bewahren. Eine Krankheit, die nicht entstehen müsste, wenn präventive Maßnahmen wie Informationen, Aufklärungen, Impfungen, Schulungen – etwa zum gesundheitsfördernden Verhalten und z.B. der Händehygiene – eingesetzt werden, ist ein vermeidbarer Schaden. Eine Krankheit, die fortschreitet, weil die Infektionsprävention unzureichend umgesetzt wird oder Medikamente falsch oder gar nicht verabreicht werden beziehungsweise auch Fehldiagnosen zur Verschlimmerung führen, ist ebenso ein vermeidbarer Schaden. Schon mit der Sepsiskampagne #DeutschlandErkenntSepsis hat das Aktionsbündnis Patientensicherheit gezeigt, dass Information und Aufklärung der Bevölkerung, und in diesem Zusammenhang auch die Vorteile von Impfungen, um Krankheiten zu verhindern, Bausteine der Patientensicherheit sind. Die Kampagne unterstützt die primäre, sekundäre und tertiäre Prävention und ist ein Projekt im besten Sinne der Patientensicherheit. Die Patientinnen und Patienten sind neben den Healthcare-Professionals die primären Adressaten: Sie erhalten Informationen, werden aufgeklärt, wie man grundsätzlich eine Infektion vermeidet, welche Symptome beachtet werden müssen und wann dringender Handlungsbedarf besteht und welcher. Prävention wird auch im Global Patient Safety Action Plan der WHO (2021-2030) nachdrücklich adressiert. Neben den uns sehr bekannten und gängigen Themen der Sturzprävention, Verletzungsprävention und auch der Infektionsprävention sowie therapieassoziierten Infektionen wird das Ziel gesetzt, bis 2030 die vorzeitige Sterblichkeit aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten durch Prävention und Behandlung um ein Drittel zu senken. Der gängige Begriff der Prävention wird erweitert und nähert sich der Begrifflichkeit der Patientensicherheit an und umgekehrt. Strategisch werden Systeme zur Überwachung der Patientensicherheit gefordert. Diese nützen nur, wenn eng zusammenhängend die Schaffung einer Sicherheitskultur vollzogen wird, eben offen und ehrlich über Fehler und Fehlversorgung sowie Schäden zu sprechen. Hierbei ist zwingend die Gewährleistung einer wirksamen Prävention von Schäden im Zusammenhang mit der Gesundheitsversorgung formuliert. Dazu wird dringend der Aufbau von Führungs- und Management-Kapazitäten, offene und transparente Systeme, die die Ursachen erkennen und aus Schaden lernen lassen, benötigt – so steht es auch im Globalen Aktionsplan für Patientensicherheit 2021-2030. Auch hier haben Patientinnen und Patienten eine wichtige Rolle, die gegenüber den Leistungserbringern gestärkt werden sollte. Es ist zielführend, dass das Prinzip des Speak-ups und seine Vorteile den Patientinnen und Patienten nahegebracht wird, Hemmungen abgebaut werden und dies von den Leistungserbringern als Hilfe anerkannt und angenommen wird. Diese Methode ist enorm wichtig, um frühzeitig Fehlentwicklungen und Fehlentscheidungen in der Behandlung zu erkennen und unnötigen Schaden abzuwenden. Eine positive Sicherheitskultur zeichnet sich durch eine auf gegenseitigem Vertrauen basierende Kommunikation, durch eine gemeinsame Wahrnehmung der Bedeutung von Sicherheit und durch Vertrauen in die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen aus. "Prävention und Patientensicherheit gehören zusammen." Dr. Ruth Hecker Patientensicherheit hat auch ökonomische Auswirkungen Im Buch „Risiko- und Sicherheitskultur im Gesundheitswesen“ beschreibt Dr. Ingo Härtel aus dem Bundesgesundheitsministerium für Gesundheit (BMG) die ökonomischen Auswirkungen einer unsicheren Patientenversorgung und belegt dies anhand zahlreicher Studien. Er zitiert beispielsweise eine Studie der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): 15 Prozent aller Krankenhausausgaben sind eine direkte Folge von unerwünschten Ereignissen. In Euros sprechen wir damit von 48 Milliarden Euro pro Jahr. Wir wissen alle, dass mit Krankheit Geld verdient wird. Unter dem Strich muss betont werden: Wir brauchen in Deutschland eine Verständigung darüber, dass es auch eine gesellschaftlich-moralische Verpflichtung ist, dass wir uns mehr um die Erhaltung der Gesundheit kümmern müssen – individuell sowie systemisch. Prävention kostet sicherlich sehr viel Geld – ist für ein sozialgerechte Gesellschaft aber gut investiert. Zum Schluss sei noch erwähnt, dass präventive Maßnahmen allein nicht ausreichen, um alle potenziellen Risiken zu eliminieren. Nichtsdestotrotz spielen sie eine zentral wichtige Rolle bei der Verbesserung der Patientensicherheit, weil es ein proaktiver Ansatz ist, um Gefahren für die Gesundheit zu reduzieren und Gesundheit zu fördern. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) fördert aktiv Sicherheitskultur. Es entwickelt Maßnahmen, um Fehler zu vermeiden, und befördert mit Projekten die aktive Nutzung von Methoden und Instrumenten, damit im ganzen Gesundheitssystem präventiv agiert und mögliche Fehler vermieden werden können. Mit seinem Netzwerk aus allen Bereichen des Gesundheitswesens stärkt das APS die Patientensicherheit. Kontakt zur Autorin Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende Aktionsbündnis Patientensicherheit, hecker@aps-ev.de Lesetipps - Der Globale Aktionsplan für Patientensicherheit 2021-2030 informiert über vermeidbare Schäden in der Gesundheitsversorgung.- Das Fachbuch „Risiko- und Sicherheitskultur im Gesundheitswesen“ von den Herausgebenden Dr. Ruth Hecker und APS thematisiert auch die Rolle von Gesundheitsverhalten und Gesundheitsverhältnissen.

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