Start-up des Monats – PharmGenomics Maßgeschneiderte Gen-Tests im Zeitalter von SARS-CoV-2

Dieser Artikel sollte vom Mainzer Unternehmen PharmGenomics GmbH erzählen, das u.a. einen Schnelltest für Darmkrebs entwickelt und vertreibt. Das tut es noch immer, aber nicht nur, angesichts einer Pandemie, die die ganze Welt in einem atemberaubenden Tempo in allen Bereichen erfasst. Aber der Reihe nach.Der Name PharmGenomics verrät, was die Firma tut: Die Pharmakogenetik betrachtet die Reaktion des Körpers eines Patienten auf ein Medikament. Eine DNS-Analyse, wie sie die 17-köpfige Firma durchführt, fördert Mutationen in am Stoffwechsel mitwirkenden Genen zu Tage, die die erwartete Reaktion auf einen verabreichten Wirkstoff verringern oder gar ganz aufheben kann. Gegebenenfalls muss die Therapie des Patienten dann angepasst werden. ColoAlert ermöglicht Früherkennung von Darmkrebs PharmGenomics, 2008 von den Kommilitonen Moritz Eidens und Stefan Prause – mittlerweile beide in Biomedizin promoviert – gemeinsam mit ihrem Professor gegründet, widmet sich seit 2012 mit seinem Produkt ColoAlert auch dem Darmkrebs, der als zweithäufigste Krebserkrankung hierzulande circa 230.000 Frauen und 253.000 Männer betrifft. Neu erkranken jährlich 32.900 Männer und 26.000 Frauen, 25.600 Patienten versterben, auch weil 71 Prozent der Fälle erst in einem späten Stadium entdeckt werden. Beim Darmkrebs (kõlon ist Altgriechisch für “Darm”) werden mutierte Zellen in den Stuhl abgetragen, wo sie auf Tumor-DNS untersucht werden können. Das Unternehmen setzt bei der Erkennung von Mutationen auf die Polymerase-Kettenreaktion (polymerase chain reaction, PCR), bei der DNS enzymatisch vervielfältigt wird, unter Zuhilfenahme des Enzyms DNS-Polymerase. Im Jahr 2017 ging der Stuhltest in einen ersten öffentlichen Pilot, seit 2019 versendet man national und international. Im hauseigenen Labor werden die Tests ausgewertet, wobei PharmGenomics seine In-Vitro-Diagnostika auch anderen Laboren zur Verfügung stellt, die dann die Analysen selbst vornehmen. Mediziner arbeiten eigentlich immer gegen die Uhr. Bei frühzeitiger Erkennung von Darmkrebs besteht eine Heilungschance von über 95 Prozent, doch gehen noch zu wenige Menschen zur Vorsorge – v.a., weil die medizinisch sehr präzise Darmspiegelung nur wenig Akzeptanz erfährt. Der Dickdarm bietet viel Platz für Mutationen und oft vergehen zehn bis 15 Jahre, bis sich der Krebs zeigt. „Es geht also darum, eine sensitive Alternative anzubieten. Eine Darmspiegelung ist dann erst bei einem positiven Befund zwingend nötig. Rund eine Woche nach dem Test haben Patienten ihr Ergebnis. Die Analyse von Tumor-DNA erlaubt schon bei einmaliger Testung den Nachweis von 85 Prozent der Darmkrebsfälle”, so Gründer Dr. Eidens. Technologie senkt KostenDie über die letzten Jahre selbst entwickelte Technologie reduziert die Kosten spürbar: Zwar bekommen in Deutschland bis dato nur Privatpatienten die Kosten von knapp 120 Euro für die Untersuchung erstattet, jedoch zahlt man beispielsweise in den USA zwischen 500 und 600 US-Dollar für einen vergleichbaren Test. Diese Kombination aus verbesserter Erkennungsrate, großer Zielgruppe und moderaten Kosten überzeugte dann auch schnell Patienten, Ärzte und größere Labor im In- und Ausland. Und so hätte es weitergehen können, wenn nicht ... Nun im Visier: CoronaMitte Februar schwante dem Mainzer Unternehmen, das passenderweise in der Robert-Koch-Straße angesiedelt ist, dass sich die ganze Welt auf eine Pandemie zusteuert – erst recht nach der Karnevalssitzung in Gangelt im Kreis Heinsberg am 15. Februar 2020. Der massive Vorteil von jungen Unternehmen ist ihre Agilität, die Fähigkeit, angesichts von Widrigkeiten schnell den Kurs ändern zu können. Während also halb Deutschland gerade im Homeoffice verbringt und/oder in Kurzarbeit vielleicht Masken näht, entwickelte PharmGenomics mit Hochdruck einen „CoronaScreen“ getauften Test für SARS-CoV-2. Die notwendigen Reagenzien und Geräte werden eingekauft. Die Umstellung ist nichts Neues für das Unternehmen, das neben Darmkrebs In-vitro-Diagnostik-Tests in so unterschiedlichen Bereichen wie Infektiologie, Onkologie, Pharmako- und Humangenetik sowie Lifestyle Genetics anbietet. PharmGenomics hat mehrere Pfeile im Köcher, die auf unterschiedliche Biomarker und Applikationen gerichtet sind. Die Nachfrage ist groß. ColoAlert und die anderen Tests werden immer noch angeboten, versichert der kaufmännische Geschäftsführer Philipp Freese, allerdings habe Corona gerade den Fokus verschoben. Daher sollen in einer ohnehin geplanten Wachstumsfinanzierungsrunde einige Mittel nun explizit diesem Zweck gewidmet werden.

Start-up des Monats – PharmGenomics Maßgeschneiderte Gen-Tests im Zeitalter von SARS-CoV-2

Reimbursement im Überblick

Digitale Gesundheit von A bis Z

Themenwelt Pflege: Alles im Blick

Kostenloser Newsletter