ARCHITEKTUR-KOLUMNE Mal eben anders: Kostensteigerung und Lieferzeit

Lieferschwierigkeiten sind derzeit leider an der Tagesordnung. Baukostensteigerung und noch schlimmer -explosionen, die die Kosten aus dem Ruder laufen lassen, ebenfalls. Einige Gedanken dazu, wie aus innenarchitektonischer Perspektive an die Problematik heranzugehen ist, um zu retten. SYLVIA LEYDECKER, Diplom-Ingenieurin, Innenarchitektin bdia AKG, Oktober, 2021, Assmannshausen, Rhein, Hotel Krone Bei Projekten, die mitten in Entwurf und Planung stecken, kann pragmatisch identifiziert werden, wo es klemmt. Drohende Verzögerung, die letztlich keine weiteren Folgen hat, ist unwesentlich. Wenn aber im Gegenteil Lieferungen betroffen sind, die den weiteren Bauablauf sprengen, dann ist Zeit hier doppelt Geld. Diejenigen Kostentreiber mit dem größten Potenzial die Kalkulation zu ruinieren, gilt es daher zu identifizieren. Wesentlich ist aber dennoch, den Blick für das Ganze zu bewahren, ohne sich im Klein-klein zu verlieren oder nur radikal die Spitzen abzufangen, was möglicherweise unklug sein kann, je nachdem, wie das Gesamtgefüge sich in seiner Konsequenz darstellt. Erfolgreiches Troubleshooting ist vor allen Dingen Teamarbeit, die weder von einsamen Wölfen an der Spitze noch einer Projektsteuerung, die nach der Devise „Maximaldruck erzeugen“ agiert, gelöst wird. Innenarchitektinnen und Architekten sind als Treuhänder ihres Bauverantwortlichen immer an dessen Seite, kennen Möglichkeiten Planungen clever anzupassen, weil sie genau dafür auch qualifiziert sind. Als Teamplayer sind sie als Kommunikationsprofis gerade in Krisenzeiten gefragt und gefordert. Sind die Punkte also identifiziert kann gehandelt werden. Das kann der Wechsel eines Produkts wie einer Bodenbelagskollektion genauso sein, wie nur das Ausweichen auf eine andere Farbe innerhalb derselben, weil diese eine auf Lager vorrätig ist. Genauso kann es auch den Wechsel eines Lieferanten bedeuten, um die Lieferkette zu verkürzen. Es kann die „mal eben“ veränderte und flexibel angepasste Planung sein, die hilft, Produkte mit unzuverlässigen Lieferzeiten und kaum kalkulierbaren Kosten kurzfristig gegen größere Planungssicherheit auszutauschen. Solche die beispielsweise ortsnah produzieren und ihr Lager (noch) im Griff haben, stehen dann auf der Ziellinie, um Lieferzeiten zu beschleunigen und Baustellen am Laufen zu halten. Mal eben blindlings das eine Produkt getauscht, kann allerdings einen Rattenschwanz nach sich ziehen, denn gute Innenarchitektur lebt vom stimmigen Gesamtkonzept. Harmonische Komponenten, deren Materialien nicht nur aus der Ferne, sondern auch der Wirkung, die sie nah am Menschen entfalten, passen, stören plötzlich und ruinieren die Ästhetik. Deswegen muss sorgfältig hingeschaut werden, was wo am besten funktioniert. Kostengünstig pünktlich gelieferter gestalterischer Pfusch hilft niemandem und braucht keiner. Was es braucht, sind qualifizierte Gestalter die genau das vermeiden, weil sie es beherrschen. Stellschrauben finden sich aber auch im Bestand, die gezielt gedreht werden können, denn Produkte oder Materialien lassen sich ersetzen, wenn das Gesamtkonzept passt. Es findet sich immer eine kreative Lösung, um Räumen zu besserer Aufenthaltsqualität und zumindest einer Interimslösung zu verhelfen. Besteht grundsätzlich Handlungsbedarf, ist es jedenfalls keine gute Lösung, nichts zu tun und in Schreckstarre zu verfallen. Die Folgen davon sind nämlich direkt und bei Licht betrachtet auch langfristig meist die schlimmeren. Viel besser ist es sich zu bewegen, zu handeln und versuchen das Beste aus diesen erschwerenden Rahmenbedingungen zu machen, denn gerade dann ist es nötig und tut sogar gut. Erfolgreiches Troubleshooting ist vor allen Dingen Teamarbeit.Sylvia Leydecker Kontakt zur Autorin: Sylvia Leydecker, Innenarchitektin bdia AKG, 100 % interior, www.100interior.de, Kontakt: info@100interior.de

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