Medizintechnik
Am Europäischen Tag der Labormedizin – 5. November – warnten der Berufsverband der Deutschen Labormediziner (BDL) und die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) vor einem Fachkräftemangel. Sie fordern mehr Ausbildungsmöglichkeiten und mehr Investitionen in Infrastruktur.

Der Fachkräftemangel betrifft Fachärzte und Fachärztinnen für Labormedizin sowie Medizinische Technologinnen und Technologen. BDL-Vorstandsvorsitzender, Dr. Andreas Bobrowski: „Über die Jahre sind uns die Strukturen für die Weiterbildung von Laborfachärzten im klinischen Bereich weggebrochen. Wir müssen dringend mehr Weiterbildungsangebote an Universitätskliniken und bei Maximalversorgern schaffen.“ Die Entwicklung sei in vergangenen zwei Jahrzehnten insbesondere durch stringentes Outsourcing von Laborleistungen an den Kliniken sowie durch den Wegfall von Lehrstühlen an Universitäten forciert worden. Dabei beruhen etwa 66 Prozent aller ärztlichen Entscheidungen direkt oder indirekt auf labordiagnostischer Diagnostik, meint Bobrowski.
Ausbildungsinhalte der Labormedizin können nicht mehr vermittelt werden
„Wir müssen aber im klinischen Umfeld ausbilden. Viele Krankheitsbilder, die zu einer fundierten Ausbildung für Laboratoriumsmedizin gehören, können den angehenden Labormedizinerinnen und -medizinern nur im universitären Umfeld bzw. bei einem Maximalversorger vermittelt werden“, erklärte DGKL-Vorsitzender Prof. Harald Renz. Beispiele hierfür seien u.a. Besonderheiten
- in der Gerinnungsdiagnostik und der mikrobiologischen Analytik sowie
- bei der Diagnose von Intoxikationen durch Medikamenteneinnahme oder Drogen.
Er verwies auch auf die Bedeutung der Labormedizin bei der Diagnose von Volkskrankheiten und seltenen Erkrankungen sowie bei Infektionskrankheiten.
Die Ausbildungsmisere werde auch verstärkt durch den sukzessiven Wegfall der geburtenstarken Jahrgänge bei den Labormedizinerinnen und -medizinern. BDL und DGKL kritisieren auch die Bedarfsplanung im ambulanten Sektor, die auf rund 1.000 Facharztstellen begrenzt seien. Es müssten Perspektiven geschaffen werden. Insbesondere die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die Labormedizin zu den systemrelevanten Fächern gehöre. Wegen der zunehmenden Teilzeittätigkeit komme es selbst bei einer leichten Zunahme der Anzahl der Laborärztinnen und -ärzte zu einem Arbeitskräftemangel.
Klinikeigene Labore verkürzen die Zeit bis zur Befundermittlung und damit die Liegezeit
Zur Zukunftssicherung gehöre auch mehr Investitionen in bauliche Projekte der Labormedizin. Dr. Michael Heins, Chefarzt für Laboratoriumsmedizin am Klinikum Osnabrück, unterstützt diese Forderung. Heins hat 2016 ein Krankenhauslabor in ein Facharztlabor mit KV-Sitz ausgebaut und viele Laborleistungen, insbesondere Spezialuntersuchungen, ingesourct. „Die Investitionen dafür kann ein Krankenhaus allein nicht stemmen, hierfür braucht es die Unterstützung der öffentlichen Hand“, betont er. In den letzten Jahren habe sich gezeigt, dass durch den Ausbau eines eigenen Labors die Zeit bis zur Befundübermittlung und damit auch die Liegezeit verkürzt und sich zusätzlich die Kostenstruktur des Krankenhauses verbessert habe.
Der Europäische Tag der Labormedizin wird von der Europäischen Vereinigung der Labormediziner an jedem 5. November ausgerufen. In Deutschland gibt es aktuell 41 universitätsmedizinische Standorte, von denen 21 mit einer eigenständigen W3-Professur für Laboratoriumsmedizin besetzt sind. Die Ausbildungsmisere erstreckt sich auch auf die anderen Gesundheitsfachberufe im Labor. Sie kämpfen u.a. mit Schulschließungen an den Kliniken.