Gesundheitsreport 2022 Krankenkasse fordert mehr geschlechterspezifische Medizin

Zugehörige Themenseiten:
Diversity

In Sachen Gesundheitsversorgung haben Frauen und Männer sehr unterschiedliche Bedürfnisse, sagt der Krankenversicherer Barmer und bezieht sich dabei auf seinen Gesundheitsreport 2022. Doch v.a. bei Medikamentenstudien werde das nicht ausreichend berücksichtigt.

Der Barmer Gesundheitsreport 2022 bemängelt, dass die Gesundheitsversorgung nicht ausreichend geschlechtsspezifisch ausgerichtet werde. – © www.barmer.de/Gesundheitsreport

Die Krankenversicherung Barmer fordert, die Gesundheitsversorgung stärker geschlechtsspezifisch auszurichten. Eines der großen Probleme besteht aus Sicht der Krankenkasse darin, dass viele wissenschaftliche Studien in der Vergangenheit einzig an Männern durchgeführt wurden, die Wirkung auf die weibliche Physiologie sei bei der Erstellung u.a. von Medikamentenstudien kaum in den Blick genommen worden. „Um eine bestmögliche Gesundheitsversorgung aller zu erreichen, ist die Gender-Perspektive nicht nur bei der Prävention, sondern auch bei der Diagnostik und Therapie wichtig“, sagte Barmer-Landesgeschäftsführer Henning Kutzbach bei der Vorstellung des Barmer-Gesundheitsreports in Schwerin.

Gesundheitsreport: Differenzierung zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität

Peter Kupatz vom Arbeitskreis Gender und Gesundheit MV wies zudem auf die Bedeutung der Differenzierung von biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität hin. Gesellschaftliche Prägung könne insbesondere bei psychischen Erkrankungen eine große Rolle spielen. Geschlechtsidentität bezeichnet das tiefe innere Wissen darüber, welchem Geschlecht sich eine Person zugehörig fühlt. Das geht bei manchen Menschen über die Kategorien männlich und weiblich hinaus.

Auch der Gesundheitsreport der Barmer weißt bei diesem Thema deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern aus: Frauen aller Altersgruppen werden wesentlich länger wegen psychischer Erkrankungen krankgeschrieben, in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ist die Diskrepanz am größten. Im Vergleich zu Männern gleichen Alters haben sie doppelt so viele Fehltage. Kupatz wies jedoch auch auf die Statistik der Suizidtoten im Nordosten hin, die Zahl der Männer sei hier dreimal so hoch wie die der Frauen.

Datengrundlage des Gesundheitsreports 2022:

  • 105.000 Barmerversicherte Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern,
  • zwischen 15 und 64 Jahren im Jahr 2021,
  • Frauenanteil 56 Prozent.