Abrechnung & DRG, Fachkräftemangel, Gehalt & Arbeitsbedingungen und Klinikmarkt
Auf dem zweiten Krankenhausgipfel am 21. Juni in Berlin haben die Krankenhausträger mit politischen Entscheidern über die zukünftige Ausrichtung der stationären Versorgung diskutiert. Eingeleitet wurde der Gipfel mit einem Grußwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Ihre Rede, in der sie allen an der Bekämpfung der Pandemie beteiligten Menschen im Gesundheitswesen für ihren Einsatz dankte, schloss Merkel erleichtert, dass man sich, auch wenn die Pandemie noch nicht vorbei sei, jetzt wieder anderen Themen aus dem Krankenhauswesen widmen könne. Erleichterung ist, zumindest was die anstehenden Themen angeht, vielleicht nicht der richtige Ausdruck. So hat auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) oder wer auch immer nach der Bundestagswahl das Gesundheitsministerium führt, einiges vor sich: u.a. die Zukunft der Krankenhausfinanzierung, die Spahn die „Mega-Aufgabe“ für dieses Jahrzehnt nennt.
Weniger Krankenhäuser, bessere Versorgung?
Spahn sieht an vielen Stellen eine nicht bedarfsgerechte Verteilung der Krankenhäuser. Er plädiert für eine neue Aufteilung von Grundversorgern und Spezialkliniken. „Es geht nicht darum, dass immer alles vor Ort ist, sondern darum, dass das Richtige vor Ort ist“, sagt Spahn.
Dem widerspricht Sylvia Bühler von der Gewerkschaft ver.di. Ihrer Meinung nach braucht es eine starke Grundversorgung. „Wir werden allen Planspielen, man könne mit einem Drittel weniger Krankenhäusern auskommen, eine klare Absage erteilen.“
Wohnortnahe Strukturen auflösen?
DKG-Vorstandsvorsitzende Dr. Gerald Gaß sieht beim Thema sektorenübergreifender Krankenhausplanung dringenden Handlungsbedarf. Für eine zukünftige Krankenhauspolitik sei wichtig, das Spannungsfeld aus Zentralisierung komplexer Leistungen und wohnortnahen Strukturen aufzulösen. „Nur in einem gesunden Miteinander dieser beiden Zielsetzungen wird hochwertige Versorgung sichergestellt werden können“, sagt Gaß und betont, dass es dazu auch notwendig sei, die Krankenhausfinanzierung zu reformieren. Insbesondere in ländlichen Gebieten müsse eine bessere Vorhaltefinanzierung die Strukturen sichern.
Aber wie kann eine Ambulante Versorgung in Zukunft aussehen? Gerade im ländlichen Raum sollte man die Strukturen nicht zerschlagen, die es schon gibt, aber dort könne man telemedizinisch viel erreichen, sagt DKG-Präsident Ingo Morell. Dennoch bleibe das Krankenhaus am Ort eine zentrale Anlaufstelle. Der Grünenpolitiker und Arzt Dr. Janosch Dahmen warnt vor einer Krankenhausfinanzierung aus rein ökonomischen Gesichtspunkten: Gerade in der Notfallversorgung geht es seiner Meinung nach auch um den Faktor Vorhaltung. Das immer jemand da ist, sei „wahrscheinlich nicht kostendeckend – da muss man den Regionen die finanziellen Möglichkeiten geben“, sagte Dahmen.
Personalmangel als größte Herausforderung
Die andere Großbaustelle des Gesundheitswesens sind bessere Rahmenbedingungen für die Arbeitsplätze im Krankenhaus – gerade in der Pflege. Dabei geht es auch um das Gehalt, aber auch um die personelle Ausstattung. „Der Personalmangel ist die größte Herausforderung für die Zukunft. Die Pflegekräfte wollen in erster Linie mehr Kollegen“, sagt Gaß und verweist auf das aktuelle Positionspapier der DKG .
Mit mehr Gehalt und flexibleren Arbeitszeitmodellen könnten zumindest viele ehemalige Pflegefachkräfte zurückgeholt werden, die den Beruf frustriert verlassen haben, meint Gudrun Gebhardt, Compliance-Management Universitätsklinikum Schleswig-Holstein und gelernte Krankenschwester. Mit den Personaluntergrenzen kann sie sich nicht anfreunden, weil sich viele Träger eventuell mit dem geringsten zufriedengeben. Eine Personalbedarfsmessung mit dem DKG-Instrument PPR 2.0 (wird verlinkt) kann ihrer Meinung nach ein differenzierteres Bild schaffen.
Viel zu tun nach der Bundestagswahl
Mit dem Krankenhausgipfel hat die DKG ihre Forderung nach einem Kurswechsel in der Gesundheitspolitik erneuert. Die Erfahrungen aus der Pandemie, die viele Reformnotwendigkeiten offengelegt haben, müssen ganz nach oben auf die gesundheitspolitische Agenda, sagt Gaß. In jedem Fall gibt es für die künftige Bundesregierung viel zu tun.