Patientenkommunikation
Ob aus Griechenland, Rumänien, Iran oder Russland – in nordrhein-westfälischen Kliniken arbeiten viele Mediziner aus dem Ausland. Für die Kommunikation zwischen Arzt und Patienten ist das oft eine Herausforderung. Ein Modellprojekt soll helfen, Sprachbarrieren bei der Behandlung abzubauen.

25 Prozent aller Deutschen verstehen ihren Arzt nicht laut einer Studie des AOK-Bundesverbandes nicht. Demnach wird es besonders schwierig wird es, wenn Arzt, Patient sowie Pflegende aus unterschiedlichen Ländern kommen und dadurch verschiedene Sprachen, Kulturen und Religionen aufeinander treffen. Ein fünfjähriges Modellprojekt in Nordrhein-Westfalen (NRW) soll helfen, das Kommunikationsproblem zu lösen. Denn grundlegende Sprachkenntnisse, Verständnis für die jeweiligen kulturellen Hintergründe und Empathie sind entscheidende Faktoren für eine optimale Behandlung.
In nordrhein-westfälischen Kliniken arbeiten derzeit mehr als 5.000 ausländischen Ärzte. Um diese Mediziner bei ihrer Arbeit besser zu unterstützen, haben Forscher am Universitätsklinikum Essen (UK Essen) ein Modellprojekt zur „Empathisch-Interkulturellen Arzt-Patienten-Kommunikation“ (EI-AP-K) gestartet. Hierbei wollen sie u.a. Dozenten ausbilden, die dann NRW-weit empathisch-interkulturelle und patientengerechte Kommunikation vermitteln. Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA) fördert diese Lehrplanentwicklung mit rund einer Million Euro.
Vom Aufklärungsgespräch bis zu Chefarztvisite
Das Modell setzt sich aus vier Säulen zusammen: In der ersten findet über den Zeitraum eines Jahres eine berufsbegleitende sprachliche (Nach-)Qualifizierung statt. In wöchentlichen Schulungen lernen Ärzte, wie patientengerechte Kommunikation funktioniert. Simulationspatienten unterstützen die praktische Phase, in der Anamnese- und Aufklärungsgespräche, körperliche Untersuchungen und Chefarztvisiten unter Supervision auf dem Programm stehen. In der zweiten Säule bereiten sich zugewanderte Mediziner, die eine Facharztreife in Deutschland erlangen wollen, auf die Fachsprachprüfung bei den Ärztekammern vor.
Im nun gestarteten und vom MGEPA geförderten dritten Teil will das Team um Stefanie Merse, Ärztliche Projektleiterin, ein Ausbildungsprogramm zur Qualifizierung von Dozenten entwickeln: „Wir setzen auf das sogenannte Tandem-Teaching.“ Ausgebildet werden Ärzte sowie Sprachdidakten im Team, damit diese als Multiplikatoren an weiteren Kliniken in NRW das EI-AP-K-Konzept implementieren können. Hierzu gehören unter anderem die professionelle Schnittstellenkommunikation zwischen Arzt und Pflege sowie die sichere Übermittlung der Befunde, z.B. an die Hausärzte.
Semesterübergreifender Kurs an der Universität Duisburg-Essen
Schließlich sollen die Ergebnisse in die Ausbildung der Medizinstudierenden an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen am UK Essen einfließen: „Für das Wintersemester 2015/2016 planen wir, einen semesterübergreifenden Kurs zur empathisch-interkulturellen Arzt-Patienten-Kommunikation als festen Bestandteil der Studierendenausbildung zu etablieren.“