Kliniken stehen langfristig vor großen Herausforderungen

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Der neue „Krankenhaus Rating Report“ des Forschungsinstitutes RWI zeigt: Die Insolvenzwahrscheinlichkeit deutscher Krankenhäuser ist im Jahr 2013 leicht gestiegen, gleichzeitig hat sich aber ihre Ertragslage verbessert. Nach wie vor ist die Kapitalausstattung der Kliniken jedoch unzureichend, der kumulierte Investitionsstau beträgt mindestens zwölf Milliarden Euro.

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Laut Bericht befanden sich 16 Prozent der deutschen Krankenhäuser im Jahr 2013 im „roten Bereich“ mit erhöhter Insolvenzgefahr. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Umsatzrendite von 0,7 auf 1,4 Prozent gestiegen. Auf Konzernebene schrieben 30 Prozent der Kliniken einen Jahresverlust, 2012 waren es noch 33 Prozent. Aufgrund der verbesserten Ertragslage waren 2013 zudem 56 Prozent der Kliniken voll investitionsfähig, nach 48 Prozent im Jahr zuvor. Die Kapitalausstattung der Häuser ist jedoch nach wie vor unzureichend. Ihr jährlicher Investitionsbedarf (ohne Universitätskliniken) beträgt rund 5,3 Milliarden Euro. Die Länder steuern derzeit nur die Hälfte davon bei. Bei Fortschreibung des Status quo würde der Anteil der Krankenhäuser mit erhöhter Insolvenzgefahr bis 2020 weiter auf 27 Prozent steigen. Das anstehende Krankenhausstrukturgesetz dürfte die Lage verbessern, so dass es zu keiner weiteren Verschlechterung bis 2020 kommt, so die Wissenschaftler.

Kliniken im Osten weiterhin in besserer Finanzlage

In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Kliniken 2013 wie im Vorjahr am besten, hier hätten die Strukturanpassungen der vergangenen Jahrzehnte Früchte getragen. In Niedersachsen/Bremen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen dagegen gebe es zu viele kleine Einheiten, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung. Nach Trägern betrachtet lagen im Jahr 2013 29 Prozent der öffentlich-rechtlichen Häuser im „roten Bereich“, 14 Prozent der freigemeinnützigen und fünf Prozent der privaten.

Insbesondere nach dem Jahr 2020 werde sich nach Einschätzung der Experten der demografische Wandel verstärkt im Gesundheitswesen bemerkbar machen. Mehr Alte und weniger Junge würden nicht nur die sozialen Sicherungssysteme finanziell überfordern, sondern auch das Klinikpersonal knapper und teurer machen. Dies erfordere ein deutlich effizienteres Gesundheitswesen. Ansätze hierzu sehen die Autoren in strukturellen Veränderungen wie integrierten Verbünden, besserem Case Management, der Delegation von medizinischen Leistungen und einer stärkeren Digitalisierung.

Hintergrund: Der „Krankenhaus Rating Report“ wurde gemeinsam vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), der Institute for Healthcare Business GmbH (hcb), der Stiftung Münch und der Philips GmbH erstellt. Er basiert auf einer Stichprobe von 600 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2012 sowie 143 Jahresabschlüssen aus dem Jahr 2013 von insgesamt rund 950 Kliniken.