Energieeffizienz Kliniken können bis zu 50 Prozent Energie sparen

Energiekosten werden für Krankenhäuser zur wirtschaftlichen Überlebensfrage. Denn ein Verzicht auf günstige fossile Energie wird seinen Preis haben. Welche Maßnahmen zum Energiesparen möglich sind.

Auch Krankenhäuser können ihren Beitrag leisten, Energie einzusparen. Insbesondere in Verbindung mit Neubauten kann in punkto Energie und Klimaschutz eine nachhaltigere Krankenhauslandschaft erreicht werden. – © lovelyday12 (stock.adobe.com)

In der Vergangenheit lag der Anteil der Ausgaben für Energie in deutschen Krankenhäusern bei drei bis fünf Prozent der Gesamtkosten. Bezogen auf die Sachkosten waren acht bis zehn Prozent die Regel. Dieser Faustwert ist kaum mehr zu halten, da die Preise an den Energiemärkten seit Anfang 2021 enorm gestiegen sind und mittelfristig geschlossene Lieferverträge zunehmend auslaufen. Die Energiepreise werden letztlich mit darüber entscheiden, ob eine Klinik schwarze oder rote Zahlen schreibt.

Energieeffizienz ein wichtiger Faktor

Das Energieeinsparpotenzial in deutschen Krankenhäusern ist hoch. Mit einfachen Mitteln lässt sich viel erreichen. Wer investiert, kann langfristig sparen. Doch es geht nicht nur um Kosten. Neue regulatorische Vorschriften drohen. Energieeffizienz wird so zu einem weiteren Punkt beim Umbau der Krankenhauslandschaft.

Fünf Punkte für das energieeffiziente Krankenhaus

  1. Abschalten: In vielen Krankenhäusern wird gekühlt, gewärmt und gelüftet, ohne darauf zu achten, ob das gerade notwendig ist, ob OPs längere Zeit leer stehen oder nicht. Oder es wird nicht ausreichend runtergefahren. Zu oft wird sich an (alten) Pauschalwerten orientiert. Kliniken senken beispielsweise die Luftmengen von OP-Anlagen selbst neueren Datums außerhalb von Betriebszeiten häufig nur um 50 Prozent ab. Dabei gilt heute: Neue Anlagen lassen sich viel flexibler hoch- und runterfahren. Seit der Novellierung der Lüftungs-DIN 1946-4 in 2018 kann unter Auflagen sogar eine Nachtabschaltung einzelner OP-Anlagen in Erwägung gezogen werden.
  2. Fernwärmeanschlüsse sind „auf Sicherheit“ ausgelegt. Dafür erhebt der Versorger einen Bereitstellungspreis – unabhängig vom tatsächlichen Verbrauch. Hier ist es wichtig, zu prüfen, ob die bereitgestellte Leistung wirklich nötig ist. Es herrscht hier oftmals großes Einsparpotenzial.
  3. Großkälteanlagen sind nicht nur im Sommer ein Muss, um die hohen Wärmelasten eines Krankenhauses in den Griff zu bekommen. Aber werden sie auch effizient betrieben? In den meisten Fällen liegen genau hier hohe Potenziale: Ein sogenannter hydraulischer Abgleich sorgt für eine optimale Wasserverteilung im System. Das steckt dahinter: Die Regelkomponenten der Kühlanlage (Ventile, Armaturen, Pumpen, Rohrquerschnitte, Volumenströme) werden so aufeinander abgestimmt, dass alle Verbraucher optimal mit Wasser versorgt werden – die weit von der Pumpe entfernt liegenden genauso wie die nah liegenden. Das spart viel Energie und steigert die Behaglichkeit.
  4. Poolfahrzeuge umstellen auf Elektromobilität, am besten in Verbindung mit einer eigenen Solaranlage: Stadtrunden, Springerfahrten, Bereitschaftseinsätze der technischen Dienste – gerade für diese kurzen Strecken bieten sich sparsame Elektroautos an.
  5. Außerdem sollten Kliniken prüfen, welche Fördermittel bereitstehen, um eigene Erzeugungsmöglichkeiten aufzubauen, wie
    – Solaranlagen,
    – Erdwärme und
    – Biogas.

Krankenhäuser werden auf absehbare Sicht nicht autark zu betreiben sein, dazu ist der Energiebedarf bzw. sind die Lastspitzen zu hoch. Allenfalls bei Neubauten kann es gelingen, einen Passivstandard umzusetzen. Auch kleinere Häuser oder Reha-Einrichtungen können zeitnah weit an das Ziel der Autarkie heranrücken. Eine große Sterilgutaufbereitung aber wird es einem Maximalversorger schwer machen, den Passivhausstandard oder gar Energieautarkie zu erreichen.

Bis zu 50 Prozent Energiesparen möglich

Trotzdem gilt: Das Gros der Krankenhäuser könnte 20 bis 30 Prozent an Energiekosten einsparen. Bis zu 50 Prozent sind laut eigener Erfahrung des Autors möglich, meist erfordert das aber im Vorfeld größere Investitionen. Die Umsetzung im Bestandsbau ist oft schwierig. In der Vergangenheit wurde oft auf Reserven gesetzt und überdimensioniert gebaut. Heute sollte das anders sein, Energie wird schließlich immer kostbarer.

Umbau der Kliniklandschaft: Klimaschutz mitdenken

Medizinische Fachgesellschaften und Gesundheitsökonomen fordern mit Blick auf Qualität und Kosten einen Umbau der Kliniklandschaft, hin zu

  • weniger Einheiten,
  • weniger Betten,
  • aber der Konzentration von Fällen an spezialisierten Einheiten.

Zu wenig wird in diesem Zusammenhang diskutiert, dass dies, insbesondere in Verbindung mit Neubauten an zentralen Stellen, auch das Potenzial beinhaltet, in punkto Energie und Klimaschutz eine nachhaltigere Krankenhauslandschaft zu erreichen. Vielleicht steht nach der Digitalisierungsoffensive mit dem Krankenhauszukunftsgesetz als nächstes ein Krankenhausklimafonds auf der Agenda.

Kontakt zum Autor:
Christian Förster, Leitung Betriebstechnik, consus clinicmanagement, E-Mail: c.foerster@consus-clinicmanagement.de