Klimawandel Klimaschutz: Appell für umweltfreundlichere Diagnostik und Therapie

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Der Medizinsektor hat in Deutschland und weltweit einen hohen Anteil am Klimawandel. Mit einfachen niederschwelligen Maßnahmen wäre es möglich, wesentliche Bereiche in Klinik und Praxis klimafreundlich umzustellen. Dazu bräuchte es den Willen zum Umdenken – auf allen Ebenen, konstatiert die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) appelliert für mehr Klimaschutz in den Kliniken. Mit einfachen Maßnahmen wäre es möglich, wesentliche Bereiche klimafreundlich umzustellen. – © Taawon (stock.adobe.com)

Abgesehen von nationalen und internationalen Klimaschutzrichtlinien gebe es lokal viele Möglichkeiten, in einem Klinikum oder einer Praxis selbst aktiv zu werden. Es sei essenziell, dass „gemeinsam kreativ und niederschwellig gedacht wird“, sagt Prof. Annette Hanseburg, Universitätsmedizin Mainz. Auch ohne unmittelbare große finanzielle Investitionen könnten Sofortmaßnahmen für einen aktiven Klimaschutz ergriffen werden – vorausgesetzt, die Klinikleitung ziehe mit.

Die Fachgesellschaft nennt u.a.

  • ein konsequentes Recycling-Konzept,
  • Austausch klimabelastender Narkosegase,
  • Aufnahme des Ziels „Klimaneutralität“ in die Unternehmensziele,
  • jährliche Bestimmung des CO2-Fußabdrucks zur Erfolgskontrolle,
  • papierloses Krankenhaus sowie
  • Reduktion von Einmalartikeln.

Gelebter Klimaschutz

Der effizienten Koordination von Maßnahmen zwischen Ärztinnen und Ärzten kommt eine wesentliche Rolle beim gelebten Klimaschutz zu, betont Jun.-Prof. Martin Weiss, Universität Tübingen. Unnötig wiederholte Tests und überflüssiger ressourcenraubender Medikamentenverbrauch könnten vermieden werden. Das Gleiche gelte für klimabelastende halogenierte Narkosegase wie Stickstoffoxid und Desfluran, die u.U. durch intravenöse Betäubungsmittel ersetzt werden können. Letztere verursachten nur einen Bruchteil an Emissionen.

Einführung eines Krankenhaus-Klimafonds

Die Fachgesellschaft unterstützt den Vorschlag des Gesundheitsökonomen Prof. Boris Augurzky, einen Krankenhaus-Klimafonds einzuführen, der von Bund und Ländern gefüllt wird. „Aus unserer Sicht haben Krankenhäuser in Deutschland – ob kommunal oder privatwirtschaftlich geführt – flächendeckend nicht die Kraft, um im ausreichenden Maße in Klimaschutz zu investieren“, argumentiert DGGG-Präsident Prof. Anton Scharl.