Corona-Pandemie
Bayern, Thüringen, Sachsen, Berlin und Brandenburg haben am frühen Abend des 23. Novembers offiziell das überregionale Kleeblatt-Konzept aktiviert. Es dient der strategischen Verlegung von Intensivpatienten.

In der dritten Corona-Pandemiewelle steigt die Auslastung der Intensivstationen in ganz Deutschland. Damit steigt auch der Bedarf an innerdeutschen Verlegungen von schweren Covid-19-Fällen. Ein neuer Kriterienkatalog unterstützt Intensivmedizinerinnen und -mediziner bei der Entscheidung, welche Patientinnen und Patienten strategisch verlegt werden können.
Besonders beim Transport von Intensivverlegungen bedarf es einer sehr sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwägung, um die Patientensicherheit zu gewährleisten. „In der Empfehlung haben wir Verlegungskriterien und mögliche Ein- und Ausschlusskriterien dargestellt, die individuelle Arztentscheidungen in dieser schwierigen Situation unterstützen können“, erklärt Prof. Jan-Thorsten Gräsner, Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein und Delegierter der Fachgruppe Anästhesiologie der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e.V. (DIVI). „Gemeinsam mit Kollegen in der Fachgruppe Intensivmedizin, Infektiologie und Notfallmedizin (COVRIIN) am Robert-Koch-Institut haben wir diesen hilfreichen Katalog entwickelt und bundesweit mit den verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten in den ‚Kleeblattstrukturen‘ der 16 Bundesländer abgestimmt“, sagt Gräsner. Diese Kleeblattstruktur habe sich bereits im letzten Jahr etabliert als Teil eines Konzepts, um bundesweit intensivmedizinische Kapazitäten zu schaffen.
„SPOC“-Kommunikation erleichtert das Koordinieren
Jedes der fünf Kleeblätter hat einen „Single Point of Contact“ (SPOC) als Koordinierungsstelle. Ist eine Kleeblatt-Region überlastet, fragt das dort ansässige SPOC andere SPOCs nach möglichen freien Kapazitäten in Kliniken an. Als Grundlage sowohl für suchende als auch für aufnehmende Einrichtungen kann der neue Kriterienkatalog laut DIVI nun wichtige Anhaltspunkte für strategische Verlegungen geben. Ausdrücklich nicht enthalten sind dort z.B. individuelle Verlegungskriterien zur Therapieausweitung, etwa um eine ECMO-Therapie oder zur Therapiereduktion. „Um aufnehmende Regionen nicht zu überfordern, müssen strategische Verlegungen frühzeitig auf Basis von prognostizierten Überlastungssituationen geplant werden“, betont Jan-Thorsten Gräsner. Wer strategische Intensivverlegungen plant und durchführt, könne umfassende Beratung durch das gemeinsame Melde- und Lagezentrum des Bundes und die Fachgruppe COVRIIN am RKI auf Anforderung erhalten.