DKI-Blitzumfrage Kinderkliniken am Limit

Die aktuelle Situation in den Kinderkliniken in Deutschland ist dramatisch. Auch das von der Bundesregierung angekündigte Förderprogramm könne nur wenig zur Verbesserung beitragen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI).

DKI Umfrage Kinderklinik
Die derzeitige Situation in den Kinderkliniken in Deutschland ist dramatisch. Auch die gesetzlichen Änderungen können laut DKI-Umfrage wenig zur Verbesserung beitragen. – © Nutthavee (stock.adobe.com)

Die Kinderkliniken und -abteilungen in Deutschland erwarten mehrheitlich eine wirtschaftliche Entlastung durch das angekündigte Förderprogramm der Bundesregierung. Krankenhäuser, die Kinder und Jugendliche behandeln, sollen 2023 und 2024 zusätzliche Mittel in Höhe von jeweils 300 Millionen Euro erhalten, das sieht das angekündigte Förderprogramm der Bundesregierung vor.

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage

Fast zwei Drittel der Kinderkliniken und -abteilungen gehen davon aus, dass ihr Haus gar nicht (5 Prozent) oder allenfalls geringfügig (58 Prozent) entlastet werde.

Wegen der aktuellen Infektionswelle mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) können die Kinderkliniken und -abteilungen die Pflegepersonaluntergrenzen für die Pädiatrie mehrheitlich nicht mehr einhalten (59 Prozent). Personalverlagerungen sind für die Kliniken aber keine Lösung. 85 Prozent der Befragten halten es aktuell medizinisch und organisatorisch nicht sinnvoll, Personal von Erwachsenenstationen für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen einzusetzen.

Auch die Kinder-Notfallaufnahmen sind, ähnlich wie die Kinderarztpraxen, wegen zahlreicher RSV-Infektionen überlastet. Eltern suchen sie vermehrt auf, weil sie durch die Engpässe in den Praxen kurzfristig keinen Arzttermin erhalten oder lange auf einen Termin warten müssen.

Seit Beginn der aktuellen Infektionswelle ist in jeweils rund einem Drittel der Kinder-Notfallaufnahmen die Auslastung um 20 bis 40 Prozent bzw. um 40 bis 60 Prozent gestiegen.

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DKI-Umfrage: Die Kinderkliniken und -abteilungen können die Pflegepersonaluntergrenzen für die Pädiatrie mehrheitlich nicht mehr einhalten (59 Prozent). – © Deutsches Krankenhausinstitut

DKI-Umfrage: Hauptgründe der Versorgungsengpässe

Hauptgründe für knappe Versorgungskapazitäten sind aus Sicht der Kinderkliniken und -abteilungen u.a.

  • der generelle Fachkräftemangel,
  • die unzureichende Finanzierung,
  • aktuelle Engpässe in der ambulanten Versorgung und
  • ein überdurchschnittlicher Krankenstand in den Krankenhäusern.

Zu Verbesserung der Versorgung wünschen sich die Kinderkliniken und -abteilungen kurzfristig u.a.

  • eine leistungsunabhängige Förderung über die aktuelle Zusatzförderung hinaus,
  • die Aussetzung der Pflegepersonaluntergrenzen und
  • mehr ambulante Leistungsangebote.

Langfristig wünschen sie sich v.a.

  • leistungsunabhängige Vergütungselemente, um Vorhaltekosten abzusichern, und
  • eine signifikante Verbesserung der Vergütung.
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DKI-Umfrage: Die Grafik zeigt die Hauptgründe der Versorgungsengpässe. – © Deutsches Krankenhausinstitut

Die Ergebnisse der Umfrage „Aktuelle Probleme in der Versorgung von Kindern und Jugendlichen“ beruhen auf der Online-Befragung einer repräsentativen Stichprobe von 86 Fachkrankenhäusern und Fachabteilungen für Kinder- und Jugendmedizin.

Zur DKI-Blitzumfrage gelangen Interessierte mit einem Klick hierauf.

Stellungnahme der DKG zur DKI-Umfrage

Der DKG-Vorstandsvorsitzende, Dr. Gerald Gaß, zur Aufgabe der Gesundheitspolitik: „Wir müssen alle Bereiche stärken, gerade in der Kinder- und Jugendmedizin und der Geburtshilfe. Die nun vorgesehenen Finanzspritzen für diese Bereiche kommen bei den Kliniken an und werden auch positiv gesehen. Allerdings können sie die Probleme nicht nachhaltig lösen. Das liegt auch daran, dass die vorgesehenen rund 400 Millionen den Krankenhäusern an anderer Stelle über den DRG-Katalog weggenommen wurden, um sie dann ‘großzügig‘ neu zu verteilen. Rund zwei Drittel der Kliniken erwarten deshalb von den Finanzspritzen keine oder nur geringfügige Verbesserung. Um ihre Versorgung langfristig und nachhaltig sichern und ausbauen zu können, wünschen sich die Kinderkliniken leistungsunabhängige Finanzierungsmodelle über die bestehenden Unterstützungen hinaus.“

Die Situation in den Kinderkliniken zeige, dass es nicht ausreiche, Mittel im Krankenhaussystem nur umzuverteilen. Geld zu verteilen, das vorher an anderer Stelle abgezogen wurde, werde kaum helfen, die Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten nachhaltig und langfristig zu sichern. Auch müsse den Krankenhäusern in Zukunft eine größere Bedeutung in der ambulanten Versorgung zukommen, nicht nur, weil im niedergelassenen Bereich die Kapazitätsgrenze erreicht sei.

Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG). – © DKG/Lopata

„In der Kinderheilkunde knirscht es gerade überall, egal ob im stationären oder im niedergelassenen Bereich.“

Dr. Gerald Gaß