CES: Digitale Gesundheitsanwendungen im Fokus KI und 5-G als zukunftsbestimmende Trends

Mehr als 20.000 Produkt-Neuvorstellungen, rund 4.500 Aussteller und 170.000 Fachbesucher (darunter 60.000 von außerhalb der USA): Die Consumer Electronics Show (CES) ist eine Veranstaltung der Superlative.Und Digital Health bildet im breiten Spektrum von Ausstellung und Kongress zunehmend einen Schwerpunkt. Attraktiv wird die Megashow ferner durch den Brückenschlag in andere Anwendungssparten – getreu dem CES-Tenor „besser leben dank Technologie“ – und zu neuen Basistechnologien wie künstliche Intelligenz (KI), Spracherkennung und 5-G-Konnektivität. Die Besucher sind Hersteller, Vertriebs- und Entwicklungspartner, professionelle Nutzer und auch Investoren; die Produkte und Lösungen wenden sich an Verbraucher: Das ist das Wirkprinzip der CES. Der Supershow ist es vor diesem Hintergrund gelungen, Gesundheitsthemen vielfältiger zu präsentieren als andere Events für Fachleute. So bildet laut CES-Machern den Fokus der HIMSS nach wie vor die Prozessoptimierung in der Versorgung und die ebenfalls weltweit aktive IFA bezieht die Anwenderzielgruppen als Teilnehmer mit ein – also die Endkunden. Spektrum von Spaß- bis zu MedizinproduktenDer CES gelingt es inzwischen, Vertreter der Leistungserbringung und Kostenträgerschaft als Sprecher ebenso wie als Kongress- und Ausstellungspublikum nach Las Vegas zu holen. Wearables, Apps und Roboter für die gesamte Bandbreite des Themengebietes Gesundheit gab es für sie in den Messebereichen am Sands Convention Center und dem Las Vegas Convention Center zu besichtigen. Von Fitness über Wellness hin zu Diagnostik, Therapie und Patientenmonitoring sowie zur Unterstützung des gesunden Alterns – etablierte Anbieter ebenso wie Start-ups, viele von ihnen in Länderpavillons, präsentierten ihre Innovationen. So waren u.a. niederländische, französische, israelische und italienische Jungunternehmen mit Gesundheitsangeboten an Gemeinschaftsständen vertreten – deutsche Start-ups waren kaum zu finden, etwa am Stand von Berlin Partners im Themenbereich „smart Cities“. Gary Shapiro, President/CEO der Consumer Technology Association – dieser Industrieverband veranstaltet die CES – sprach insgesamt von einem Zuwachs von 35 Prozent an dedizierten Lösungen. Für Visibility der Healthlösungen sorgte u.a die Keynote von Samsung, die das medizinische Anwendungsgebiet in den Vordergrund rückte – etwa mit dem rollenden Roboter Ballie, der wie der BB-8 in Star-Wars-Manier wirkt und beispielsweise zu einem gesunden Lebensstil motivieren soll. Bei den „engadget“-Awards stand „Health“ ebenfalls im Rampenlicht, mit zwei Produkten zur Hörunterstützung (smartear von Olive Union und Virtoblack von Phonak/Sonova) und der Vitaldaten-Scanwatch von Withings. Auch Medizingeräte „für Profis“Einen Award erhielt MedWand: Als Wirklichkeit gewordener „medizinischer Tricorder“ aus Star Trek („Raumschiff Enterprise“) kombiniert dieses Gerät laut Beschreibung der gleichnamigen Firma zehn Medizingeräte in einem Gadget von der Größe einer Handfläche. Die FDA-Zulassung für Class II ist ausstehend für dieses Multi-Tool mit Stethoskop, Otoskop, Ophtalmoskop, Dermatoskop, Rachenleuchte, Puls-Odometer, Thermometer und EKG. Es soll telemedizinische Konsultationen ermöglichen. Als Profianwendungen waren etwa der neue mobile MR von Hyperfine mit 64 mT (FDA-Zulassung ausstehend; Verfügbarkeit in Europa geplant ab 2021) sowie Lösungen von Brainlab am Stand des Telekommunikationsanbieter AT&T zu sehen: virtuelle Realität im OP und Datengenerierung für die Rettungsmedizin. Der Ansatz hier lautete: Vernetzung und Kommunikation insbesondere unter Behandlern sind Kernaspekte der Gesundheitsversorgung von morgen. KI: Datenschutz im Vordergrund … oder vordergründig?Künstliche Intelligenz setzt sich als Motor von immer mehr Anwendungen durch – zur Unterstützung der Diagnostik und Therapieentscheidung ebenso wie generell bei Apps und Wearables, die sich mit Gesundheit beschäftigen. Die CES hob das Thema aufs Podium – mit dem Reizthema Datenschutz. Tenor der Diskussion von Erin Egan, Chief Privacy Officer von Facebook, Jane Horvath, Apple Senior Director Global Privacy bei Apple, Rebecca Slaughter, Commissioner bei der Federal Trade Commission, und Susan Shook, Datenschutz-Chefin bei Procter & Gamble waren KI-gestützte Badezimmer-Anwendungen: „Höchste Priorität auf den Schutz persönlicher Daten“ nahmen die Firmenvertreter für ihre Organisationen in Anspruch. Wer unter den mehr als 450 Zuhörern die regulatorischen Trends in den USA verfolgt hatte, mag sich gedacht haben: Ein guter Ansatz für die Zukunft! Seit 1. Januar gilt nämlich in Kalifornien der California Consumer Privacy Act (CCPA) mit konkretisierten Vorgaben für den Verbraucherdatenschutz. In Washington wird inzwischen an einem Gesetz gearbeitet, das dann auf nationaler Ebene sogar noch striktere Vorgaben aufstellt. Das Ende des „Wilden Westens“ für die Nutzung persönlicher Daten ist in den USA somit in Sicht. Natürlich hat dies auch Auswirkungen auf die Generierung und Nutzung von Gesundheitsdaten. Freddy Abnousi, Head of Healthcare/Research bei Facebook, betonte auf einem weiteren Panel ebenfalls die Bedeutung des Datenschutzes bei den Ansätzen, die das Social-Media-Unternehmen im Gesundheitsbereich verfolgt – von Prävention bis zur Unterstützung bei Blutspenden. Gemeinsam mit Facebook arbeitet, so die Ankündigung in Las Vegas, der Prozessorhersteller Intel an einem KI-Chip, in dem Algorithmen automatisiert ablaufen und hinzulernen. Er soll ab der zweiten Jahreshälfte verfügbar sein. 5-G-Konnektivität als Zukunftstrend Das Internet of Things (IoT) etwa für die mobile Datenkommunikation von Wearables und Apps, für die datenintensive Videokommunikation & Co. – viele Lösungen auch im Gesundheitsbereich sollen von dem neuen Kommunikationsstandard 5G profitieren. Wer allerdings – im Vergleich zur schleppenden Entwicklung hierzulande – Beispiele realisierter Implementierungen suchte, wurde in Las Vegas ebenso mit Marketingpräsentationen bedient. Neue GeschäftsmodelleDie hohen Teilnehmerzahlen in den Kongress-Sessions etwa auch zu neuen Geschäftsmodellen der Leistungserbringer, Versicherer und „Seiteneinsteiger“ wie Apple, Facebook & Co. machten deutlich: Verbraucher werden als neue Treiber ernstgenommen, sie verändern das Geschäft der Gesundheitsversorgung … und die Leistungsanbieter erkennen diesen Trend. Neben Drogerieketten steigt übrigens in den USA Walmart in die Leistungserbringung ein, erläuterte Matt Parry, Head of Customer Experience and Strategy of Health and Wellness. Gemeinsam mit Medizinpartnern und ganz eng orientiert an den Verbraucheranforderungen will der Supermarkt-Gigant mit seinen „clinics“ erleichterten Versorgungszugang mit verringerten Wartezeiten sowie Transparenz und Reduktion der Kosten schaffen, unterstützt, etwa bei der Kundenbindung, durch IT-Tools. Die nächste CES (6. bis 9. Januar 2021) wird erneut Inspirierendes für den Healthcare-Bereich bieten. Wer sich interessiert, sollte sich nicht von dem Glücksspiel-Ruf der Stadt abhalten lassen – immerhin führt dieses offensichtlich nach wie vor funktionierende Geschäftsmodell dazu, dass die Zahl der Hotelbetten zur Megashow passt. Und wer den Kasinorummel in vielen der Hotels umgehen möchte, wählt einfach eine Unterkunft frei von Poker und Blackjack, ggf. etwas außerhalb in der Wüste.

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