Entscheiderfabrik und KHZG
Mit dem Livestream zum Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) hat die Entscheiderfabrik den Nerv der Branche getroffen. Vertreter aus Industrie und Gesundheitswesen erklärten, was gefördert wird. Inspiration hierfür lieferten auch die fünf Digitalisierungsprojekte 2020.

Drei Tage im digitalen Livestream: Den Zuschauern der Ergebnis-Veranstaltung des Entscheider-Zyklus 2020 und des Deutschen Krankenhaustages konnten im Zeichen des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) Erkenntnisse geboten werden, die für Entscheider in Krankenhäusern konkrete Antworten zu den Zwängen und Möglichkeiten des KHZG lieferten. In der Spitze verzeichneten die Referenten 1.271 Zuschauer für die 30 Vorträge am 17. und 18. November, „gebroadcastet“ auf dem Youtube-Kanal der Entscheiderfabrik und auf dem Deutschen Krankenhaustag. Dr. Josef Düllings, Präsident des VKD e.V. und Dr. Pierre-Michael Meier, stellvertretender Sprecher der 36 fördernden Verbände und Geschäftsführer der Entscheiderfabrik begrüßten die Teilnehmer.
Eine wichtige Handlungsempfehlung ergab insbesondere die Publikumsfrage nach dem Investitionstopf von 4,3 Milliarde Euro, denn auch dieser sei begrenzt. Was passiert, wenn die finanziellen Mittel abgeschöpft sind? Im Gesetzestext steht, dass „kein Anspruch auf Förderung besteht“. Daraus kann laut Meier geschlossen werden, dass die Mittel nach dem Windhund-Verfahren verteilt werden. Wer also schnell Digitalstrategie und Antrag einreicht, hat höhere Chancen auf Förderung. Ebenfalls eine vorausschauende Empfehlung der Diskussion: Auch die Ressourcen der Dienstleister sind begrenzt. Wer hier schnell ist, erhöht die Chancen Digitalisierungsvorhaben auch rechtzeitig umzusetzen.
Die einzelnen Vorträge sind auf dem Youtube-Channel der Entscheiderfabrik abrufbar.
Wo stehen die 5 Digitalisierungsprojekte?
Inspiration wie Digitalisierung im Krankenhausalltag Nutzen stiften kann, lieferten die Ergebnispräsentationen der fünf Digitalisierungsprojekte.
- Health Data Office – Archivar 4.0
Dieses Projekt setzt bereits in der Praxis um, was das KHZG fordert: die Förderung digitaler Infrastruktur. Das Team rund um DMI macht den Austausch von Patientendaten über Sektorengrezen möglich, durch eine revisionssichere Langzeitarchivierung (IHE-konform). Zudem wird die Datenbank so zum „Datenschatz“, mit dem u.a. Studienteilnehmer identifiziert werden können oder Reports auf Knopfdruck erstellt werden. Das Projekt befindet sich nun in ersten Kliniken in der Testphase, zum Entscheider-Event im Februar 2021 können voraussichtlich erste Ergebnisse aus dem Echtdatenbetrieb gezeigt werden. - Pflege-Controlling-Unit
Ein Großteil der pflegerischen Aufgaben läuft analog, doch Klemmbrett und Kuli könnten künftig durch einem smarten Visitenwagen und Tablets abgelöst werden. Das spart Zeit für die Dokumentation und macht Ressourcen frei für das, was sich Pflegende wünschen: Zeit mit den Patienten. Eine clevere Controlling-Unit bildet die Basis für die automatisierte Pflegedoku, steigert Erlöse durch korrekte Codierung und entlastet ebenfalls das Medizincontrolling. Erste Pilotstationen im Zollernalb Klinikum und Klinikum rechts der Isar (MRI) nutzen die Lösung nun. Die Pflegenden des Zollernalb Klinikum schätzen die IT-Unterstützung so sehr, dass sie ein Kurzvideo drehten. Die Universitätsmedizin Rostock (UMR) prüft aktuell noch mögliche Teststationen. - MIA Robotic Coding
Befunde sichten, Medikationen auswerten und Kodes analysieren – Prozesse, die in den Westküstenkliniken und bei Ategris nun die Kodiersoftware MIA erledigt. Die Westküstenkliniken stehen kurz vor Produktivsetzung, auch Ategris ist beim Feintunung angelangt. Der klare Vorteil: Braucht ein Mitarbeiter händisch circa vier Minuten für einen Kodiervorgang, schafft MIA das automatisch in 25 Sekunden. - „Arbeite einfach, wann du willst“
Wenn MItarbeiter ihren Dienstplan „selbst erstellen“, können sie Einfluss auf ihre Work-Life-Balance nehmen, stehen dem Dienstplan positiver gegenüber und übernehmen mehr Eigenverantwortung, die am Ende die Planer entlastet. In drei Runden verplanen Mitarbeiter ihre Schichten, die Planer greifen nur bei Über- oder Unterbesetzungen ein. In den Kliniken Südostbayern ist das System von ORTEC bereits im Livebetrieb. Ein Beispiel aus der Praxis: Der Planer hätte in einem Monat 400 Dienste verplanen müssen, mit dem smarten Tool waren es nur noch 93. - Lückenlose digitale Unterstützung bei der Schlaganfallversorgung
Bei einem Schlaganfall zählt jede Sekunde. Um Zeit zu gewinnen, müssen Rettungskräfte, Notaufnahme und Neurologie optimal vernetzt sein. Aus diesem Grund bietet das Team von mbits imaging einen „virtuellen Behandlungsraum“, der alle Akteure in einer App verbindet. Beim Sommer-Camp der Entscheiderfabrik designte das Projektteam die App für die Rettungskräfte, die so bereits die Wahrscheinlichkeit einschätzen können, dass eine Thrombektomie durchgeführt werden kann. Zudem soll das System künftig den Livestandort des Rettunsgwagens anzeigen. Nachgelagert unterstützt ein KI-Bildgebungsverfahren die klinische Personal bei der Entscheidung. Ab 2021 starten das Universitätsspital Basel, Universitätskliniku Freiburg und Universitätsklinik Heidelberg mit der Testphase.
Feedback zum Stand der Projekte gaben die Vorsitzenden der Session
- Peter Asché, Sprecher der 36 fördernden Verbände der Entscheiderfabrik,
- Heiko Hauptmann in Vertretung des Unternehmens-/Klinikführer 2019
- und der Feedbackgeber 2020, Philipp Schmelter und Geschäftsführer Bewatec.
dermanostic erhält Start-up- und Digitalisierungspreis
Zudem bot die Veranstaltung verschiedene Auszeichnungen der Industriepartner und Vertreter aus Kliniken.
- ID-Berlin erhielt vom VKD e.V. erneut, d.h. nach erfolgreicher Reauditierung, die Urkunde „Nachhaltiger Krankenhauspartner“
- Der Titel „Unternehmens-/Klinikführer des Jahres“ ging an Dr. Elke Frank, Kaufmännische Direktorin am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München. Die Auszeichnung überreichte Peter Asché zusammen mit Vorjahresgewinner Prof. Dr. Axel Ekkernkamp.
- Der Entscheiderfabrik „Start-up- und Digitalisierungspreis“ ging an (1) dermanostic, vertreten durch Dr. Ole Martin; (2) Hunsrück Klinik Simmern, vertreten durch Dr. Kay Goerke und (3) Beekeeper, vertreten durch Jens Dreisewerd.
Die Vorsitzenden des „Start-up- und Digitalisierungspreises“ waren Martin Große-Kracht, Dr. Daniel Napieralski-Rahn, Michael Schindzielorz, Dr. Adrian Schuster, Lars Fahrenholz, Gerald Tengler und Dr. Markus Neumann. Begrüßung und Impulsvortrag erfolgten durch Martin Große-Kracht, President AHIME und Vorstand der Ategris Gruppe. Die Moderatoren waren Dr. Pierre-Michael Meier und Dirk Holthaus.