ZUKEdigital Ist das KHZG eine Chance für den Klinikeinkauf?

Durch das Krankenhauszukunftsgesetz steht der Kliniklandschaft 4,3 Milliarden Euro zur Verfügung. Aber kommt auch alles da an, wo es hin soll? Beim zweiten ZUKEdigital Kongress diskutierte ein prominent besetztes Panel über Chancen und Risiken für den Einkauf.Das KHZG und die Beschaffung. Im interaktiven Panel wurden die Chancen für den Einkauf aus Sicht der Verbände diskutiert.Die Milliarden, die Bund und Länder für die Digitalisierung der Krankenhauslandschaft bereitstellen, scheinen ein Schritt in die richtige Richtung zu sein. Wie der Einkauf die sich bietenden Chancen nutzen kann, war die zentrale Frage einer Diskussionsrunde auf dem ZUKEdigital Kongress. In zwei Dingen herrschte Einigkeit auf dem interaktiven Panel: Der Klinikeinkauf wird eine andere, neue Rolle im Krankenhausalltag einnehmen aber die entsprechenden Strukturen dafür müssen in vielen Fällen erst entwickelt werden. Vorbild SkandinavienIn vielen anderen Ländern Europas seien diese digitalisierten Strukturen in den letzten Jahren nach und nach aufgebaut worden, berichtet Heinz Kölking vom Europäischen Verband der Krankenhausmanager, EVKM. „Wir in Deutschland versuchen das alles auf einmal zu erreichen, die Zielvorgabe ist abenteuerlich“, sagt Kölking und verweist auf klare Strukturen zwischen Einkauf, der IT in den Häusern und nicht zuletzt dem Klinikpersonal, die es beispielsweise in skandinavischen Ländern schon gibt. Nils Dehne von der Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser, AKG hätte sich gewünscht, dass die Verknüpfungen der Strukturen mehr Beachtung in dem Gesetz gefunden hätten. Trotzdem sieht Dehne eine große Chance zum Gestalten im KHZG. Vielerorts fehlen DigitalstrategienDas Gesetz soll die Voraussetzungen für digitales Vorankommen schaffen. In vielen Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen geht es nicht um OP-Roboter oder die kontaktlose Bestellung von Waren, vielerorts geht es um die Versorgung mit stabilem WLAN oder das erstellen von digitalen Strategien. Bernhard Calmer ist Vorstandsmitglied des Bundesverband Gesundheits-IT (BVITG) und bemängelt, dass eine solche Digitalstrategie in vielen Krankenhäusern fehlt. „Dort wurde Jahrzehntelang nur flickwerksmäßig investiert, immer nur da, wo gerade etwas gefehlt hat.“ Sollten die Fördergelder so abgerufen werden, wie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten, werde es kein digitales Vorankommen geben. Laut Calmer wurde das Geld viel zu oft schadensorientiert abgerufen und nicht zukunftsorientiert. Klare Strategien fehlen auch dem Präsidenten der Fachvereinigung Krankenhaustechnik (FKT), Horst Träger. Geld nur in die Digitalisierung zu stecken, reiche seiner Meinung nach nicht. „Was nützt der beste Roboter in einem 30 Jahre alten Krankenhaus“, spricht Träger die fehlenden Gelder für andere Investitionsmaßnahmen an (einen ausführlichen Artikel über die Einschätzungen aus Sicht der Krankenhaustechniker lesen Sie in dieser Ausgabe auf Seite 68). Es geht nur gemeinsamEine dritte Einigkeit unter den Teilnehmenden der Gesprächsrunde gab es beim Thema Zusammenarbeit. In Zukunft müssen viele Angestellte einer Gesundheitseinrichtung an einem Strang ziehen. Stimmige, durchdachte Konzepte, die nach dem KHZG gefördert werden sollen, gelingen nur gemeinsam. Schon jetzt ist die Zusammenarbeit z.B. zwischen dem Einkauf und der IT enger, als zuvor, bestätigt Jens Schulze vom Bundesverband der Krankenhaus IT-Leiterinnen/Leiter: „Es müssen Vergaberichtlinien eingehalten werden, da ist der Einkäufer der Fachmann, das geht nur gemeinsam.“ Der Patient im MittelpunktDas Thema Zusammenarbeit geht für Mina Luetkens sogar noch einen Schritt weiter. Für die Physikerin und Initiatorin der Initiative Patients 4 Digital ist das Thema Digitale Gesundheit noch nicht bei denen angekommen, die es am meisten angeht: bei den Patienten. „Patienten möchten sich sicher fühlen, möchten Fragen stellen dürfen, sie brauchen empathisches Personal und sie wollen die Vorgänge im Krankenhaus verstehen.“ Laut Luetkens wurden sehr patientenorientierte Ansprüche im KHZG formuliert. Sie appelliert an die für den Einkauf Verantwortlichen, Patienten frühzeitig in Entscheidungen mit einzubinden. Was in der Diskussionsrunde deutlich wurde ist, dass die Chancen für den Einkauf durchaus da sind, sich aber nicht selbst erfüllen. Nur Fördergelder beantragen reicht nicht: Strategien müssen her und die Zusammenarbeit aller beteiligten, von der Klinikleitung über den Einkauf und der IT, der Medizin und der Pflege bis hin zum Patienten wird wichtiger, denn je.

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