Mecklenburg-Vorpommern Internet in Altenheimen wird wichtiger

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Digitalisierung

Die Digitalisierung kommt auch in den Altenheimen an, jedenfalls in einigen. Internetzugänge werden für die Bewohner und Angehörigen immer wichtiger.

Die Verlockung zum Konsum ist beim Internet-Shopping groß. Manche Nutzer steigerten sich beim Online-Einkaufen in einen Kaufrausch, weil sie die Reichweite ihres Tuns teilweise nicht mehr überblicken könnten, so Sebastian von Weiss, Ressortleiter Altenhilfe bei der Rostocker Stadtmission. – © tevalux11 (stock.adobe.com)

Im Pflegebett liegend im Internet surfen und online shoppen – das ist laut eines großen Altersheimbetreibers keine große Ausnahme mehr. «Da gibt es einen, der das kann, und dann für alle anderen mitbestellt», sagt Sebastian von Weiss, Ressortleiter Altenhilfe bei der Rostocker Stadtmission. Die Mitarbeiter wunderten sich dann, warum so viele Pakete ankommen. Die Stadtmission gehört zur Diakonie und betreibt mehrere Pflegeheime, Tagespflege- und Sozialstationen in Rostock. «Es gibt immer mehr Bewohner, die das Internet nutzen», sagt er.

Neben dem Onlineshopping werde das Netz v.a. zur Information und für Onlinebanking genutzt. Die gedruckte Tageszeitung reiche vielen Bewohnern nicht mehr aus, sie wollten schneller informiert werden und fragten auch beim Personal nach, wie diesesoder jenes im Internet funktioniere, sagt von Weiss. Besonders wenig Berührungsängste hätten jene, die beruflich schon mit Computernoder dem Internet zu tun hatten.

Etwas anders sieht es bei der Diakonie Güstrow aus, die vier Pflegeheime im Landkreis Rostock und der Mecklenburgischen Seenplatte, sowie mehrere Tagespflegeeinrichtungen betreibt. «Die Senioren selbst legen nach Einschätzung von uns noch keinen gesteigerten Wert auf Internetzugang. Die Angehörigen fragen dies in den letzten Jahren aber verstärkt nach», sagt Torsten Ehlers, Sprecher der Diakonie Güstrow. Wie bei den Rostocker Kollegen stellt auch die Güstrower Diakonie die Infrastruktur in den Heimen, schafft also Router an und richtet das Wlan ein, sagt Ehlers. Computer, Smartphones oder Tablets bringen die Bewohner selbst mit.

Auch zum Kontakthalten werde das Web immer wichtiger, weil Angehörige oft weit wegoder gar im Ausland lebten. Es gebe gerade Überlegungen, einen seniorengerechten Computerarbeitsplatz einzurichten, mit extra großen Tasten für die Bewohner, die kein Smartphone mehr bedienen können, sagt von Weiss. Auch in Güstrow wird an die Zukunft gedacht: «Wir arbeiten daran, dass wir vielleicht mit Volkshochschulen kooperieren und diese dann regelmäßig Kurse geben», erklärt Ehlers.

Jedoch ziehen mit dem Internet auch neue Probleme in die Heime ein

Manche Nutzer steigerten sich beim Einkaufen online in einen Kaufrausch, weil sie die Reichweite ihres Tuns teilweise nicht mehr überblicken könnten, sagt Abteilungsleiter von Weiss. Es drohe die Schuldenfalle. Um die Senioren zu schützen, habe man sogar eine Broschüre zum Thema Internetkriminalität und anderen Gefahren entwickelt.

In der Pflege selbst werden beim Einsatz digitaler Medien wie Tablets noch unterschiedliche Wege beschritten. Während bei der Güstrower Diakonie laut Ehlers noch keine Tablets eingesetzt werden, ist das in Rostock anders. An mit spezieller Software bestückten Tablets könnten Bewohner puzzeln, Musik hörenoder Memory-Spiele spielen. Für jeden Bewohner könne ein eigener Ordner angelegt werden, um individuell auf ihn eingehen zu können. «Das alte Kartenspiel gibt es aber auch noch.»