Die Klinikbranche stehe angesichts der dramatischen Lage der Krankenhäuser vor einem „phänomenalen Umbruch“, stellte Hubert Connemann, Landesvorsitzender der Landesgruppe Hessen vom Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD), zu Beginn der 71. Jahrestagung des VKD Hessen am 5. Oktober 2022 in Kassel fest.

Zu schaffen mache den Krankenhäusern auch in Hessen v.a. der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen, der angesichts vieler Krisen auf einen neuen Höchststand gestiegen sei, meinte Connemann.
Krankenhäuser fühlen sich alleingelassen in den aktuellen Krisen
Für Verdruss sorge dabei nach den Worten von Andreas Schwab, Stellvertretender Landesvorsitzender, auch die Diskrepanz zwischen „Applaus und großer Wertschätzung“, wie sie zu Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr und Sommer 2020 den Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften bekundet wurden, und der offenkundigen Abwendung der Politik und Gesellschaft von den Krankenhäusern, die in den aktuellen gesellschaftlichen Krisen in einem bedrohlichen Zustand alleine gelassen würden und sich selbst überlassen blieben.
Dass der Unmut vieler Häuser in diesem Umfeld steige, attestierte auch Andreas Beivers, Professor von der Hochschule Fresenius München. Prognosen für die Zukunft der Krankenhäuser seien derzeit schwer zu treffen. Um den „Change zu schaffen, gehe es v.a. nicht nur darum, Personal anzuwerben, sondern auch darum, die Qualität zu sichern und Karrierepfade zu ermöglichen. Auf dem Weg hin zur Ambulantisierung empfiehlt Beivers außerdem, die Patientinnen und Patienten nicht zu vergessen, damit die Ambulantisierung nicht in einem „Nullsummenspiel“ ende.
Jochen Schütz, Geschäftsführer Personal und Finanzen bei Vitos, berichtete, wie sein Unternehmen in den vergangenen rund zehn Jahren eine neue Personalstrategie umgesetzt hat. Ein konsequentes Umdenken sei absolut notwendig, genauso wie ein gesundes Mindset, meint er.
Forderung der Krankenhäuser an Politik, Gesellschaft und Krankenkassen
An die Entscheider in Politik, Gesellschaft und Krankenkassen richteten die hessischen Klinikdirektoreninnen und -direktoren die Forderung, u.a. durch einen Inflationsausgleich von vier Prozent im laufenden Jahr sowie entsprechende Aufschläge auf die für 2023 zu treffenden Vereinbarungen die finanzielle Situation der Krankenhäuser zu verbessern und so ein größeres Kliniksterben zu vermeiden.
„Deutschland ist eines der reichsten Länder dieser Erde und leistet sich zumindest in der Theorie eines der teuersten und besten Gesundheitssysteme weltweit. Dieser hohe Anspruch wird nachhaltig gefährdet, wenn am Ende die Kranken, Alten und Schwächsten unserer Gesellschaft den Preis dafür zahlen müssen, dass die Politik versagt.“
Hubert Connemann