Futurice Healthcare-Trends 2023

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Digitalisierung

Vernetzt, digital und datengetrieben: das Gesundheitswesen der Zukunft. Fünf Trends für Gesundheitseinrichtungen weisen den Weg zu mehr Digitalisierung für 2023.

Von Digital Empowerment bis ergebnisorientiertes Vorgehen: Ola Kontun stellt die Trends im Bereich Healthcare für das kommende Jahr vor. – © inueng (stock.adobe.com)

Healthcare-Trends sind Entwicklungen, die zu Veränderungen auf den Gesundheitsmärkten führen. Oftmals werden sie stark von aktuellen globalen Geschehnissen geprägt – in den vorherigen Jahren spielte Covid-19 eine ausschlaggebende Rolle. Es wurde deutlich, dass das Gesundheitswesen nicht gut mit den Belastungen der Pandemie umgehen konnte. Das wurde deutlich anhand des fehlenden Personals, Überstunden oder nicht ausreichende Patientendaten. Fest steht, dass sich das Gesundheitswesen 2023 und auch darüber hinaus weiterentwickeln muss, um mit den veränderten Anforderungen der Arbeitnehmenden sowie der Patientinnen und Patienten zurechtzukommen. Es besteht die Notwendigkeit, digitale Lösungen und Technologien auch verstärkt in diesem Bereich einzusetzen. In nahezu jeder Branche wird über die Digitalisierung gesprochen und diskutiert, doch welche Rolle spielt sie in unserem Gesundheitssystem? 

Bislang sind lediglich erste Ansätze sichtbar, da die Branche stark reguliert ist und Veränderungen meist lange dauern. Erwiesen ist jedoch: Um die Patientenversorgung in Zeiten eines Fachkräftemangels zu gewährleisten und kontinuierlich zu verbessern, ist der Healthcare-Bereich auf digitale Innovationen angewiesen.  Welche Trends werden also in den nächsten Jahren relevant? 

Trend 1: Digital Empowerment

Digital Empowerment bedeutet, altbekannte Strukturen zu digitalisieren und neue Organisationsformen zu etablieren. So können beispielsweise Räume und Freiräume für interdisziplinäre Zusammenarbeit geschaffen werden. Einerseits wird dadurch der Zugang zur Gesundheitsversorgung verbessert, andererseits ist es eine Möglichkeit, die Belastung der Gesundheitssysteme zu reduzieren.  

Was bedeutet das für Patientinnen und Patienten? Es bestehen Möglichkeiten von digitalen statt persönlichen Terminen, eine Verbesserung der Selbsthilfe wird eingerichtet und zusätzlich kann eine Onlinepflege generiert werden. Den Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, beispielsweise der Ärzteschaft, wird so das Arbeitsleben erleichtert. Sie erhalten schneller Zugang zu Daten und zusätzlich besteht die Option Krankenakten, wenn notwendig, jederzeit ortsunabhängig einzusehen, wie zum Beispiel in einer Arztpraxis, im Krankenhaus oder direkt am Unfallort.

Trend 2: Datenbasierte Entscheidungen 

Je mehr Informationen die Ärzteschaft und das Pflegepersonal haben, desto besser kann die Behandlung sein. Da sie zielgerichteter auf die Probleme der Patientinnen und Patienten eingehen können. Datenbasierte Entscheidungen führen zu einer Verbesserung und Beschleunigung von Entscheidungsprozessen. Eine solide Datenbasis erleichtert es schnell, Zweitmeinungen einzuholen, ohne dass Patientinnen und Patienten erneut untersucht werden müssen. Dies spart auf Dauer Zeit und Personal. Gleichzeitig kann die Zahl untersuchter Patientinnen und Patienten sowie die Genauigkeit des Befundes steigern.

Auch in anderen Branchen und Industrien wird seit einiger Zeit daraufgesetzt, qualitativ hochwertige Daten zu sammeln und auszuwerten. So können Herausforderungen transparent erkannt und effizient gelöst werden. Durch eine konsequente Datenerhebung erhalten Expert*innen aus dem Gesundheitswesen zudem Einblicke in den Zustand der gesamten Bevölkerung. Anonymisierte Daten können dazu genutzt werden, Prävention auszubauen. Des Weiteren können Vorhersagen darüber getroffen werden, welche Bereiche des Gesundheitswesens künftig weiter ausgebaut werden müssen. Da hier ein erhörter Bedarf gesehen wird.

Trend 3: Vernetzte Ökosysteme

Immer wieder ist in den unterschiedlichsten Branchen davon die Rede, dass es in Zukunft nicht mehr auf das einzelne Produkt oder das einzelne Unternehmen ankommen wird, sondern darauf, wie gut diese in Ökosysteme eingebunden sind. Doch welche Art von Ökosystemen werden zukünftig eine Rolle in der Gesundheitsbranche spielen? 

Es sind genau diejenigen, welche sich auf die Entwicklung von Synergien und Partnerschaften zwischen den Akteurinnen und Akteuren der Branche konzentrieren. Das erleichtert nicht nur die Arbeit für die Behandelnden, sondern verbessert auch die Versorgung von Patientinnen und Patienten. In einem Ökosystem, in dem Daten und Informationen untereinander geteilt werden, haben alle Verantwortlichen zu jeder Zeit einen Überblick über die jeweilige Situation. Patientinnen und Patieten müssen nicht immer wieder Beschwerden aufs Neue schildern und die Informationen, die man bei einer Behandlung erhalten hat, weitergeben. Diese werden in einem funktionierenden Ökosystem, in dem alle Parteien effizient vernetzt sind, automatisch geteilt. Vorteile ergeben sich außerdem durch die Erschließung neuer Marktchancen, innovativer Behandlungsstrategien und Kooperationen, insbesondere für Medizintechnik- und Pharmaunternehmen. 

Trend 4: Operational Excellence

Operational Excellence beschreibt die Fähigkeit von Unternehmen, deren Abläufe und Systeme über die komplette Wertschöpfungskette stetig zu verbessern. Die Unternehmensstrategie ist die Grundlage dafür, der Fokus liegt jedoch auf der Steigerung der Produktivität und der Qualität – genauso wie auf der Reduktion der Kosten. Im Gesundheitswesen beschreibt Operational Excellence das Verständnis und die praktische Anwendung von Lean- und Agile-basierten Prinzipien und Tools, um kontinuierliche Verbesserungen für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende zu gewährleisten. Agile-basierte Tools konzentrieren sich dabei immer auf das Produkt und dessen Weiterentwicklung und die stetige Verbesserung innerhalb relativ kurzer Zyklen. Bei lean-basierten Methoden liegt der Fokus auf der Entwicklung effizienter Prozesse.

Trend 5: Ergebnisorientiertes Vorgehen

Die aufgelisteten Healthcare-Trends fördern eine moderne, transparente, digitale und effiziente Arbeitsweise im Gesundheitswesen. Doch eine Frage ist noch offen: Wie sieht die konkrete Umsetzung dieser Trends aus? Digital Empowerment kann beispielsweise durch diverse Apps zur Messung von Schlaf, Blutzucker oder Energiewerten realisiert werden. Wearables für die Überwachung des Eisprungs spielen eine Rolle, genauso wie Heimgeräte zur Diabetes-Überwachung oder für Tests am Ort der Behandlung. Blickt man auf die datenbasierten Entscheidungen, fallen einem sofort Länder wie das Vereinigte Königreich ein, welches, ausgehend von einer soliden Datenbasis, eine prädiktive und präventive Versorgung entwickelt. Außerdem ermöglichen neue technologische Hilfsmittel die Erfassung großer Datenmengen, welche es Organisationen erlauben, diese zu analysieren und daraus verwertbare Erkenntnisse für die Entscheidungsfindung in Echtzeit am Versorgungsort abzuleiten. Hinzu kommt, dass viele große Gesundheitssysteme in ihre eigene Data-Lake-Infrastruktur und in ihre Analysefähigkeit investiert haben, welche ihnen ermöglichen, Versorgungslücken zu erkennen, vorherzusagen und zu beheben.

Im Zentrum allen Handelns steht im Gesundheitswesen immer die Patienten und Patientinnen. Deshalb müssen alle Behandlungen und Maßnahmen immer am gewünschten Ergebnis ausgerichtet werden: einer guten Patientenversorgung. Dies steht in direktem Zusammenhang mit dem Ansatz einer werteorientierten Versorgung, bei dem die Qualität der Behandlung, das Vermeiden von Doppelarbeit sowie nachhaltiges und kosteneffizientes Vorgehen im Vordergrund stehen. Bürokratische Hürden und Regulierungen, die diesem Ziel nicht dienen, sollten daher schnellstmöglich erkannt und abgeschafft werden. 

Der digitale Fortschritt wird auch vor der Healthcare-Branche keinen Halt machen. In Zukunft werden datengetriebene Innovationen das Gesicht des Gesundheitswesens verändern sowie Patientinnen und Patienten eine bessere Vorsorge und Behandlung gewährleisten. Die Zukunft des Gesundheitswesens ist digital und vernetzt. Sie beruht auf datengestützten Diensten und Schnittstellen, die die Kluft zwischen der digitalen und der physischen Welt überbrücken. Daher gilt es, sich den digitalen Herausforderungen zu stellen. Nur so können die Zukunft und die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens garantiert werden.

„Ein zuverlässiges und gut funktionierendes Gesundheitswesen ist für jede Gesellschaft essenziell. Daher ist es notwendig Arbeitsprozesse und Strategien ständig zu hinterfragen, aktuelle Entwicklungen und neue Technologien zu berücksichtigen und ständig auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden sowie Patientinnen und Patienten anzupassen. Nur so schaffen wir es eine moderne, transparente, digitale und effiziente Arbeitsweise im Gesundheitswesen zu fördern.“

Ola Kotun
Ola Kotun ist Gesundheitsexpertin mit einem klinischen Hintergrund und einem breiten Spektrum an Erfahrungen im Gesundheitswesen. – © Futurice

Kontakt zur Autorin

Ola Kotun, Gesundheitsexpertin, Futurice, Kontakt: ola.kotun@futurice.com