Trendbarometer Gesundheitswirtschaft: Kostensteigerungen bedrohen flächendeckende Versorgung

Die Auswirkungen der massiv steigenden Sach-, Energie-, Personal- und Lebensmittelkosten verdeutlichen den Bedarf an kurzfristigen Hilfsmaßnahmen, um die flächendeckende Versorgung weiterhin zu gewährleisten. Das ist das Ergebnis des „Trendbarometer Sozial- und Gesundheitswirtschaft“.

Die Kostensteigerungen bringen viele Einrichtungen im Gesundheitswesen in Existenznöte, das ist das Ergebnis des „Trendbarometer Sozial- und Gesundheitswirtschaft“. – © Bank für Sozialwirtschaft AG

Die Branchenvertreter forderten bei der Befragung einen gezielten Ausgleich der gestiegenen Energiekosten, zügige und wirksame Entscheidungen der Politik und beschleunigte Verhandlungsprozesse zwischen Leistungserbringern und Kostenträgern. „Die Leistungserbringer benötigen schnellstmöglich Lösungen im Umgang mit den massiven Mehrkosten“, sagt Prof. Dr. Harald Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Bank für Sozialwirtschaft.

„Wird jetzt nicht zügig reagiert, droht eine kalte Strukturbereinigung infolge der Inflation.“

Prof. Dr. Harald Schmitz

Gesundheitswirtschaft kann Kostensteigerungen nicht kompensieren

„Den Einrichtungen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft ist es nicht möglich, Kostensteigerungen durch höhere Preise aufzufangen. Sie sind von den Vergütungen durch die Kostenträger abhängig“, sagt Susanne Leciejewski, Geschäftsleiterin Beratung bei der BFS Service.

In keinem Geschäftsfeld zeigten sich die Kostenträger bereit, die gestiegenen Kosten vollumfänglich zu kompensieren, wie aus der aktuellen Erhebung hervorgeht. Demnach gab eine Mehrheit der Befragten aus

  • ambulanter Pflege,
  • Eingliederungshilfe und
  • stationärer Pflege

an, dass die Kostenträger keinerlei Bereitschaft zeigten, diesbezüglich zu verhandeln. Eine teilweise Bereitschaft sei im Bereich Vorsorge- und Rehabilitation und im Krankenhauswesen erkennbar.

Verschlechterung der Liquiditätssituation. – © Bank für Sozialwirtschaft AG

Kostenexplosion bringt Gesundheitseinrichtungen in Existenznöte

Fast 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, im Jahr 2022 ein Jahresdefizit zu erwirtschaften. Mehr als 70 Prozent berichten von einer Verschlechterung der Liquiditätssituation. „Die Folge steigender Kosten bei gleichbleibender Vergütung sind Liquiditätsengpässe und der Stopp dringend notwendiger Investitionsvorhaben. Dies bedroht die flächendeckende Versorgung“, betont Leciejewski.

Rund die Hälfte der Befragten berichten, dass Projekte aus den Bereichen Nachhaltigkeit und Immobilien gestoppt oder gänzlich abgebrochen werden mussten. Damit lägen dringend notwendige energetische Sanierungen von Bestandsbauten auf Eis. „Träger und Organisationen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft können und wollen einen wichtigen Beitrag dazu leisten, dass Deutschland seine Nachhaltigkeitsziele erreicht“, unterstreicht Prof. Schmitz. Dazu bedarf es eines Investitionsspielraums, der jedoch in weite Ferne rückt, wenn die Einrichtungen nicht kostendeckend arbeiten können.

Die Grafik zeigt den Einfluss auf die Investitionsvorhaben. – © Bank für Sozialwirtschaft AG

Trendbarometer Sozial- und Gesundheitswirtschaft

Im Auftrag der Bank für Sozialwirtschaft hat die BFS Service GmbH mehr als 1.000 Einrichtungen Einrichtungen und Organisationen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft sowie der Freien Wohlfahrtspflege zu den Auswirkungen der massiv steigenden Sach-, Energie-, Personal- und Lebensmittelkosten befragt. Die Umfrage wurde vom 16. September bis zum 6. Oktober 2022 durchgeführt.

Mit einem Klick hierauf gelangen Interessierte zum „Trendbarometer Sozial- und Gesundheitswirtschaft“.