Diskussion Gesundheitskompetenz stärken, aber wie?

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Patientenkommunikation

Empowerment ist das Gebot der Stunde. Mündige Patienten und Patientinnen sollen ärztlichen Rat verstehen und hinterfragen können. Doch wie gelingt das? Darüber diskutieren Experten und Expertinnen aus Wissenschaft, Medizin und Kommunikation bei einer Veranstaltung des Aktionsbündnis Thrombose.

„Patienten-Empowerment“ soll die Stellung von zu Behandelnden durch Information, Mitwirkung und Mitentscheidung verbessern. – © terovesalainen (stock.adobe.com)

Um mit der ärztlichen Fachperson in einen Dialog auf Augenhöhe treten zu können, brauchen Patienten und Patientinnen v.a. eines: ausreichende und richtige Information.

Meinungen zu Gesundheitskompetenz

„Gesundheitskompetenz ist die Grundlage von Empowerment“, unterstreicht Prof. Doris Schaeffer vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung der Universität Bielefeld. Im kürzlich veröffentlichten Ergebnisbericht des zweiten deutschen Health Literacy Survey (HLS-GER 2) kommt Schaeffer allerdings zu einem ernüchternden Befund: „Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland hat sich in den letzten sieben Jahren (seit der HLS-GER 1, Anm. d. Red.) verschlechtert.“ 58,8 Prozent weisen demnach nur eine geringe Kompetenz auf. Probleme bestehen v.a. bei der Beurteilung gefundener Informationen.

Gerd Gigerenzer, Direktor des Harding-Zentrums für Risikokompetenz, sieht die etablierten Online-Anbieter in der Pflicht und appelliert: „Wir müssen über Nutzen und Schaden in Zahlen informieren.“ Als Negativbeispiel führt er das Mammographie-Screening an, dessen Nutzen von Patientinnen stark überschätzt werde.

Während Dr. Klaus Koch, Chefredakteur von gesundheitsinformation.de, bei der Wissensvermittlung vor allem auf Evidenzbasierung setzt, bringt NetDoktor-Chefredakteur Jens Richter einen weiteren Aspekt ins Spiel. Er sagt: „Die Qualität ist dann groß, wenn möglichst viele Suchanfragen beantwortet werden.“ Genau dort hake es etwa bei der Etablierung des Portals gesund.bund durch das Bundesgesundheitsministerium.

Gesundheitskompetenzforscherin Schaeffer mahnt unterdessen an, auch diejenigen nicht aus den Augen zu verlieren, die bei Gesundheitsfragen nicht als Erstes Google konsultieren, sondern auf ihre Ärzte vertrauen. Letztere seien oft nicht befähigt, ihr Wissen auch Patienten zu vermitteln. „Die didaktische Qualität spielt in der ärztlichen Ausbildung eine zu geringe Rolle.“