Global Health Hub Germany Gesundheit und Klimaschutz: eine Herausforderung

Wie kann ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit den Klimaschutz stärken? Diese Frage erörterten renommierte Expertinnen und Experten im Rahmen eines Impulsdialogs und formulierten daraufhin sechs Anregungen für die deutsche Politik. Eine Zusammenfassung. Der vom Menschen verursachte Klimawandel ist ein gesundheitlicher Notfall. Wie ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit Klimaschutzmaßnahmen stärken kann und was dies für die Politik bedeutet, zeigen die Ergebnisse eines Impulsdialogs. Ein neues Paradigma, welches Klimawandel und Gesundheit miteinander verbindet, ist notwendig, um die Entscheidungsfindung von Regierungen und Einzelpersonen zu unterstützen. Zu diesem Fazit kamen die sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Impulsdialogs, den das Netzwerk Global Health Hub Germany in Zusammenarbeit mit Healthy Developments im dritten Quartal 2022 organisierte (Dokumentation: Mary White-Kaba und Anna von Roenne). Im Mittelpunkt standen die Zusammenhänge von Gesundheit und Klimawandel. Dabei wurden zwei ganzheitliche Modelle diskutiert: Der One-Health-Ansatz betrachtet die menschliche Gesundheit als Bestandteil einer Dreiecksbeziehung, die auch die Gesundheit von Tieren und die der Umwelt umfasst. Dieser Ansatz wurde von der WHO übernommen und die Bundesregierung hat sich ihm in ihrem Koalitionsvertrag verpflichtet. Die planetare Gesundheit betrachtet die Menschheit als ein Element einer Biosphäre, die alle Lebewesen umfasst, die nur gemeinsam gedeihen können. Das Modell hat in akademischen und wissenschaftlichen Kreisen breite Aufmerksamkeit erregt. Es stützt sich auf das vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) aktiv geförderte Konzept der planetaren Grenzen, die nicht überschritten werden dürfen, um den Fortbestand des Lebens zu sichern. Das Gesundheitswesen als Pionier und Vorbild Der Zusammenhang zwischen Gesundheit und Klimawandel ist komplex: Einerseits stellt der Klimawandel eine Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Andererseits verursacht das Gesundheitswesen selbst durch seine Infrastruktur und durch die materiellen Ressourcen, die es einsetzt, enorme Umweltverschmutzungen und CO₂-Emissionen. Das Gesundheitswesen muss einen Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels leisten. Das Ziel, so Sophie Gepp, Mitglied des Vorstands der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG), müssen klimaneutrale und klimaresistente Gesundheitssysteme sein, wie im Gesundheitsprogramm der COP26 formuliert. Neben der Pandemie-bedingten Überlastung, dem Pflegenotstand und der Energiekrise leide das deutsche Gesundheitswesen jedoch an einem Mangel an den – für eine solche tiefgreifende Veränderung des Systems – erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen. Gepp spricht sich dafür aus, dass die Regierung auch im Gesundheitswesen Nachhaltigkeit als Kriterium einführt, an dem eine hochwertige Versorgung zu messen ist. Drei Herausforderungen meistern Um gesellschaftliches Umdenken voranzutreiben, seien „Champions“ für den Klimaschutz wichtig. Gerade Gesundheitsfachkräfte gelten als vertrauenswürdige und angesehene Mitglieder der Gesellschaft. Deshalb sind sie besonders geeignet, der Öffentlichkeit die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen bewusst zu machen. Um die Gesundheit des Planeten und seiner Lebewesen zu retten, muss die Menschheit drei Herausforderungen bewältigen: Information, Umsetzung und die menschliche Vorstellungskraft. Bei der „imagination challenge“ geht es darum, neue Wege der Planung, Budgetierung und Umsetzung im Einklang mit einem ganzheitlichen Verständnis von Gesundheit und Klimaschutz zu konzipieren und zu verwirklichen. Eine ganzheitliche Vision ist interdisziplinär und erfordert das Zusammenführen einer Vielzahl unterschiedlicher technischer, sozialer und wirtschaftlicher Perspektiven. Zu den kompletten Ergebnissen: https://health.bmz.de/wp-content/uploads/studies/HD_GHHP_Impulsdialog_zu_Gesundheit_und_Klimawandel.pdf Die Teilnehmenden des Impulsdialogs Prof. Dr. Dr. Sabine Gabrysch, Leiterin der Forschungsabteilung 2 zu Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK); Professorin für Klimawandel und Gesundheit an der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) Sophie Gepp, Mitglied des Vorstands der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit e.V. (KLUG), wissenschaftliche Mitarbeiterin am Centre for Planetary Health Policy (CPHP) Dr. Kim Grützmacher, Senior-Beraterin One Health, Biodiversität und Gesundheit, Allianz gegen Gesundheitsrisiken im Wildtierhandel, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und Planetary Health Lead, Museum für Naturkunde Berlin/Leibniz-Institut für Evolutions- und BiodiversitätsforschungChristian Griebenow, Geschäftsführer Tierärzte ohne Grenzen e.V. Melvine Anyango Otieno, Gründerin Planetary Health Eastern Africa Hub Prof. Dr. Michael Succow, Gründer Michael Succow Stiftung Elena Villalobos Prats, Technische Leitung für Kapazitätsaufbau und Länderunterstützung und für Alliance on Transformative Action on Climate and Health (ATACH), Abteilung Klimawandel und Gesundheit, Weltgesundheitsorganisation Sechs Anregungen für die deutsche Politik 1 Da das Thema Gesundheit persönliche Betroffenheit erzeugt, sollten die gesundheitlichen Auswirkungen von Klimawandel-relevanten Politiken und Maßnahmen den jeweiligen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern sowie der Öffentlichkeit gegenüber deutlich gemacht werden. 2 Politisches Handeln sollte von der Einsicht getragen sein, dass Sorge für die Umwelt immer auch Sorge für die menschliche Gesundheit ist – und umgekehrt. 3 Gesundheits- und Klimaexperten und -expertinnen können gemeinsam Leitlinien für ein emissionsfreies Gesundheitswesen entwickeln. 4 Politiker und Politikerinnen sowie Parlamentarier und Parlamentarierinnen sollten zur Information und Mobilisierung der Öffentlichkeit für ganzheitliche Gesundheits- und Klimamaßnahmen verstärkt mit Gesundheits- und Klimaschützer und Klimaschützerinnen, wie z.B. KLUG (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit e. V.) oder Health for Future, zusammenarbeiten. 5 Prävention sollte „an der Quelle“ ansetzen, indem sie die Übertragung von Krankheitserregern von tierischen Wirten auf den Menschen verhindert, um so Epidemien und kostspielige, logistisch schwierige und oft nur teilweise wirksame Impfkampagnen zu vermeiden. 6 Durch transdiziplinäre Fonds sowie Arbeits- und Gestaltungsfreiräumen können staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure, Forschende und Studierende, die an gesundheits- und klimabezogenen Themen arbeiten, ermutigt und befähigt werden, an der „imagination challenge“ zusammenzuarbeiten. So können sie ihre Vorstellungen für die praktische Umsetzung von One Health/planetarer Gesundheit und Klimaschutz einsetzen. Kontakt zur Autorin: Sarah Pelull, Leiterin Impulsdialoge des Global Health Hub Germany, sarah.pelull@globalhealthhub.de

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