Digitalisierung und Klinikmarkt
Nachdem die Charité und Vivantes die gemeinsame digitale Behandlungsakte eingeführt haben, folgt jetzt der smarte Austausch medizinischer Behandlungsdaten. Ziel sei u.a., den Patientenfluss optimal zu steuern und in kritischen Situationen Zeit zu gewinnen.

Die Infrastruktur zum digitalen Austausch von strukturierten Behandlungsdaten zwischen Berlins größten Klinikbetreibern steht ab sofort bereit. Das behandelnde Personal soll damit künftig auf Patientendaten wie Laborwerte, Vitalzeichen oder schon früher erfasste allgemeine Gesundheitsdaten zugreifen können. Für die „Patient Journey“ soll das positive Auswirkungen haben: Mehrfachuntersuchungen sollen so teilweise vermieden und Wartezeiten sowie Personal reduziert werden. Charité und Vivantes planen, die Technologie in den kommenden Monaten zu erproben und parallel bis Herbst 2022 zwei konkrete Anwendungsfälle umzusetzen.
Meilenstein der IT-Kooperation
Dr. Eibo Krahmer, Vivantes Geschäftsführer für Finanzmanagement, Infrastruktur und Digitalisierung, erklärt: „Unser Anspruch ist es, den Berliner und Berlinerinnen stets eine moderne und hochwertige Gesundheitsversorgung zu bieten – in unseren Einrichtungen und in der professionellen Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern wie der Charité. Zentral dafür sind reibungslose Abläufe und gut funktionierende Schnittstellen – technisch wie organisatorisch. Ich freue mich deshalb sehr, dass die gemeinsame IT-Infrastruktur weiter Gestalt annimmt und der Austausch von Behandlungsdaten bald in den Betrieb geht.“ Martin Peuker, Chief Information Officer sowie Leiter des Geschäftsbereichs IT der Charité, sieht ebenfalls viele Vorteile der gemeinsamen IT-Infrastruktur: „Mit dem digitalen Austausch strukturierter Behandlungsdaten haben wir einen weiteren Meilenstein innerhalb unserer IT-Kooperation von Charité und Vivantes erreicht. Die ersten beiden Anwendungsmöglichkeiten haben wir bewusst in zwei entscheidenden Bereichen gewählt. Beim Infektionsmanagement geht es um die Vernetzung der Hygienedatenbanken beider Häuser miteinander sowie mit Labor Berlin. Ziel ist es, Patienten mit multiresistenten Erregern frühzeitig und konsequent zu isolieren. Beim Einsatz in der Intensivmedizin tragen wir durch die automatische Einspielung der Daten zu einem Behandlungsstart ohne Verzögerung bei.“
Live-Betrieb ab Herbst 2022
Auf der digitalen Infrastruktur zum Austausch von Behandlungsdaten werden bis Herbst 2022 zunächst folgende Anwendungsfälle umgesetzt werden:
- Infektionsmanagement: Im Anwendungsfall Infektiologie werden die Hygienedatenbanken von Vivantes und Charité miteinander und zusätzlich mit der Datenbank der gemeinsamen Tochtergesellschaft Labor Berlin vernetzt. Bei der Patientenaufnahme bei Vivantes kann das behandelnde Personal dadurch frühzeitig einsehen, ob ein Patient/eine Patientin beispielsweise Träger eines multiresistenten Erregers ist – selbst wenn die Daten ursprünglich in der Charité eingegeben wurden. Dies ermöglicht eine frühzeitige Isolation und trägt maßgeblich zur Sicherheit von Patientinnen und Patienten sowie der Mitarbeitenden bei.
- Intensivmedizin: Im Bereich der Intensivmedizin steht die Bereitstellung von zentralen Vital- und Laborparametern bei einer Verlegung zwischen Charité und Vivantes im Vordergrund. Dies wird zunächst für Patient:innen umgesetzt, die eine Versorgung per ECMO (Extrakorporale Membranoxygenierung), ein Unterstützungssystem, das die Atemfunktion der Patient:innen außerhalb des Körpers übernimmt, benötigen. Im Rahmen der IT-Kooperation werden vorhandene Patientendaten vor Verlegung an das aufnehmende Klinikum überspielt und können in die Systeme übernommen werden. Verlegung und Behandlung können somit ohne Verzögerung starten.
Der Datenschutz habe in beiden Anwendungsfällen höchste Priorität. Bei der Umsetzung der smarten Infrastruktur wurden Vivantes und Charité maßgeblich vom Beratungsunternehmen „eHealth.Business“ sowie den Industriepartnern „März AG“ und „Pine-IT“ unterstützt