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Dänemark und Deutschland wollen die Zusammenarbeit in Medizinforschung und Gesundheitsversorgung intensivieren. Ein Staatsbesuch und eine Reise ins nördliche Nachbarland unterfüttern diese Bestrebungen. Michael Reiter war für HCM in Berlin und Dänemark vor Ort.

Dänemark Deutschland Kooperation
Konstruktive Verhandlungen mit dänischer Delegation: Unterzeichnung von Absichtserklärungen und Verträgen für verschiedene Branchen. – © Michael Reiter

Seit rund 50 Jahren befindet sie sich im Amt; im November 2021 kam sie zu ihrem zweiten Staatsbesuch nach Berlin und später nach München: die dänische Königin Margrethe II. Ihr Sohn Kronprinz Frederik und eine Reihe von Wirtschaftsvertretern begleiteten sie. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Altkanzlerin Angela Merkel boten den Staatsgästen einen herzlichen Empfang. Das Ziel der Delegation: die Intensivierung des technologischen Austauschs und der wirtschaftlichen Aktivitäten in mehreren Sektoren. Die Gesundheitswirtschaft ist einer dieser Sektoren. Die Bedeutung des Sektors unterstrich als Highlight des Staatsbesuchs die königliche „Visite“ in der Charité. Im Forschungsgebäude CharitéCrossOver zeigte Margarete II großes Interesse u.a. am Stroke-Mobil für Schlaganfälle.

Diese Veranstaltung gab den teilnehmenden dänischen Unternehmen eine Plattform, um mit einer Reihe zentraler deutscher Player aus Forschung, Selbstverwaltung und Politik auf föderalem Niveau in Dialog zu treten.

Digitalisierung und Versorgung chronisch Erkrankter

„Der deutsche Gesundheitssektor steht vor einigen Entwicklungen, die Dänemark bereits durchlaufen hat, u.a. die Einführung von digitalen Lösungen“, lautet das Statement des dänischen Außenministeriums zum Ansatz für den Austausch. „Dänische Unternehmen verfügen über Expertise, die dem deutschen Markt viele Möglichkeiten bietet.“ Voneinander und miteinander für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung lernen – von Strategien, Best Practice und eingesetzten Lösungen, das stand somit im Mittelpunkt der Beiträge u.a. von Kronprinz Frederik. Potenziale für Public Private Partnerships wurden ebenso angesprochen wie Kooperationen bei Forschung, Entwicklung und Vertrieb.

Dialog zu neuen Wegen im Gesundheitswesen

Wie lässt sich Versorgung patienten- und v.a. outcomeorientiert gestalten – angesichts begrenzter Budgets sowie steigenden Bedarfs bei chronischen Erkrankungen und den damit verbundenen Kostensteigerungen? Neue Versorgungsmodelle und innovative Partnerschaften diskutierte eine Panelrunde mit Moderation von Jørgen Falkebo Jensen, Vorstandsvorsitzender Healthcare Denmark, und Prof. Dr. Volker Amelung, Vorstandsvorsitzender Bundesverband Managed Care. Patientenpfade, elektronische Patientenakten, digitale Kommunikation und Digital Health sowie Veränderungsmanagement in einem innovationsoffenen Gesundheitswesen zählten zu den Punkten der Diskussion und der Keynote des dänischen Ministers für Gesundheit, Magnus Heunicke.

Einblicke vor Ort im Nachbarland Dänemark

Informationen und Eindrücke zur Organisation des steuerfinanzierten Gesundheitssektors in Dänemark gab es direkt vor Ort. Dort repräsentierte Chief Consultant Kenneth Ahrensberg die dänische Gesundheitsdatenbehörde. Der Hintergrund: Im Land sollen die Primärversorgung gestärkt, Krankenhäuser als Leuchttürme zentralisierten Spezialwissens etabliert werden. Diese Ambulantisierung erfordert Vernetzung – insbesondere durch den Austausch von Patientendaten in der Behandlungskette.

Die Zweitverwendung der Daten für die Forschung mit dem Brückenschlag in die Praxis hatte bei der Schaffung der Behörde 2015 mit im Vordergrund gestanden. Zu ihren Aufgaben zählen – im Kontext der sich stetig verändernden Digitalisierungsstrategie des Landes – die Bereitstellung standardbasierter interoperabler Technologie und die Sicherstellung der Akzeptanz für digitale Gesundheitsdaten. „Von der Wiege bis zum Grab“ ist das Motto. Die Patientenemanzipation durch Zugriff auf Daten und Apps spielt eine wichtige Rolle.

Einschätzung der Leistungserbringer

Die Sicht der Leistungserbringer Central Denmark Region zeigte Nikolaj Holm Bramsen online in Kopenhagen. Die Gesundheitsversorgung des Landes ist in fünf Regionen organisiert; als IT-Leiter der Gesundheitsanbieter in der Zentralregion Dänemarks beschrieb Bramsen den Weg der Krankenhäuser hin zu erhöhter Effizienz dank Digitalisierung. Über 20 Jahre dauerte diese Entwicklung, die auch die verstärkte Patienteneinbindung von Behandlungsvernetzung als Ziele hatte. Dank IT, so der IT-Leiter, ließ sich die Verweildauer enorm reduzieren. Die Bettenzahl ist heute trotz wachsender Patientenzahlen und Personalknappheit signifikant geringer. Als digitale Tools in der Versorgung haben sich in der Pandemie – wie u.a. in Deutschland – Videokonferenzen durchgesetzt. Bramsen wies darauf hin, dass für eine erfolgreiche Durchsetzung von IT trotz erkennbarer Vorteile um die Akzeptanz der Leistungserbringer geworben werden muss.

Den Bereich Life Sciences des dänischen Wirtschafts- und Arbeitgeberverbandes stellte mit seinen Kolleginnen Peder Søgaard-Pedersen vor. Die Intentionen der Digitalisierung sind zu befürworten, so der Verbandsbereichsleiter; dem nahtlosen Austausch von Patientendaten stehen jedoch eigene Interessen der kommunalen und regionalen Politik entgegen. Hier bleibt viel zu tun – auch bei der Harmonisierung der Interpretation von Vorgaben der DSGVO.

Den frühen Start der Digitalisierung lobte der Bereichsleiter; allerdings habe dieser auch mit sich gebracht, dass ein Teil der eingesetzten Systeme heute veraltet sei. Den aktuellen Stand bei Methoden und eingesetzter Technik betrachtet er als beachtenswert; bei chronischen Krankheiten als Herausforderung bleibe sehr viel Entwicklungsarbeit zu tun.

VIVE, das dänische Zentrum für Forschung im Sozialbereich, stellten zwei Vertreterinnen vor: Dr. Sarah Wadmann, cand. scient. san. publ., Senior-Forscherin, und die Sozialanthropologin Dr. Stinne Aaløkke Ballegaard, Leitende Analystin. Chronische Krankheiten und die Einsatzpotenziale digitaler Tools zählen zu den Tätigkeitsfeldern dieser unabhängigen Einrichtung. Ihre Aufforderung lautete: Gehen wir in den Diskurs über digitale Teilhabe. Zwischen sieben und 17 Prozent der dänischen Bevölkerung haben keinen Zugang zur digitalen Interaktion. Die Ziele, so die Forscher, hätten dreigliedrig zu sein und Bevölkerungsgesundheit, Kosteneffizienz und die Patientenerfahrung bei medizinischen Leistungen abzudecken.

Studien zum Einsatz von Telemedizin und Monitoring in der Distanz laufen derzeit zu COPD, in der Folge ist Kardiologie geplant. Der „Digital-Home-Patient“ soll dank Technologie das Gefühl der medizinischen Sicherheit erhalten, er soll als „diagnostischer Agent“ Verantwortung für die eigene Gesundheit übernehmen. Über die nächsten Jahre, so die Forschenden weiter, werden alle Tätigkeiten in der Versorgung Digitalkompetenz erfordern.

Versorgungszukunft gemeinsam prägen

Der intensivierte Dialog zwischen Dänemark und Deutschland ist damit gestartet, die Aufforderungen zum Handeln sind gesetzt. Jetzt liegt der Austausch zu Innovationen und die Kooperation bei ihrer Umsetzung in der Hand der Akteure unserer beiden Gesundheitssysteme und Länder. Großes Potenzial besteht.