Female Empowerment
Agil, unique, mutig und mit der Power eine Kulturveränderung anzustoßen: Das Business-Netzwerk der Healthcare Frauen hat am 24. April in Berlin nicht nur den „Tag des Frauennetzwerk“ ins Leben gerufen, sondern auf seinem bisher größten Networking-Event gezeigt, wie Fortschritt aussehen kann.

Ein Highlight jagte auf der Frühjahrstagung der Healthcare Frauen (HCF) e.V. am 24. April 2023 in Berlin das nächste: Nicht nur hatten die HCF-Vorständinnen Cornelia Wanke, Jutta Kristen und Emily Andreae Top-Speakerinnen aus Gesundheitswirtschaft, Forschung und Politik zu inspirierenden Diskussionen und Key Notes auf die Bühne geholt – darunter u.a. Prof. Dr. h.c. Jutta Allmendinger, Ph. D., Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) und Professorin an der Humboldt Universität Berlin. Die Healthcare Frauen ernannten zum Start in den Netzwerktag den 24. April zum Tag des Frauennetzwerkes. Er soll Frauen künftig als Inspiration dienen und gleichzeitig die Bedeutung von Netzwerkarbeit in Erinnerung rufen.
Netzwerkarbeit für Frauen: Wie gelingt gutes Netzwerken?
Passend zum ersten Tag des Frauennetzwerkes stellte HCF die Inhalte seines bislang größten Events mit mehr als 160 Anmeldungen unter das Motto Netzwerken: „Netzwerke knüpfen ist Vertrauensarbeit, Zuhören, Verstehen, Verständnis haben und Mitmachen“, erklärte Wanke bei der Eröffnung. Wichtig sei, nicht zu fragen „what’s in for me“, sondern die Frage: „Wie kann ich mich einbringen?“ – immer mit dem Ziel, den Gemeinsinn vor den Egoismus zu stellen. Wie das gelingen kann, zeigten weibliche Netzwerkprofis in den drei Panels der Frühjahrstagung, die die unterschiedlichen Dimensionen des Netzwerkens näher beleuchteten:
- Gemeinsam wachsen und persönliche Netzwerkarbeit unterstützt durch Mentoring, Coaching und Teaching
- Netzwerken und gemeinsam Business-Ziele verwirklichen und Projekte gestalten
- Netzwerke erweitern, Kooperationen schmieden und politischen Einfluss nehmen
Netzwerk-Tipps der Healthcare-Frauen für Frauen im Gesundheitswesen:
- Nora Möllers, Geschäftsführerin Noheto! GmbH: „Wichtig ist, im Netzwerk authentisch zu sein und auch über Fehler sprechen zu können.“
- Dr. Susanne Eble, Leiterin Gesundheitsmanagement Berlin-Chemie AG: „Netzwerk braucht Zeit und bedeutet Geben und Nehmen. Dann kommt viele Jahre später etwas zurück.“
- Vanessa Conin-Ohnsorge, Geschäftsführerin IDV GmbH: „Netzwerken braucht jede Menge Mut: Mut auf andere zuzugehen und Mut, die eigene Komfortzone zu verlassen.“

Jutta Allmendinger: „Nicht aufgeben und weiter vernetzen“
Die Live-Podcast-Aufzeichnung auf der Bühne der HCF-Frühjahrstagung mit Prof. Dr. Jutta Allmendinger war eines der Highlights des Netzwerktags. Die renommierte Sozialforscherin erklärte, dass Frauen auf dem Weg in die Gleichberechtigung ein Stück weit selbst in der „Bringschuld“ sind und sich mit Wissen, Ausbildung, Widerstandsfähigkeit und Verhandlungsgeschick vorwagen und für sich einstehen müssen. Helfen können dabei starke Netzwerke und Freundschaften. Allmendinger riet dazu, die persönliche Fundierung so aufzustellen, dass man besser mit Rückschlägen umgehen könne. Selbst-Monitoring spielt aus ihrer Sicht dabei eine entscheidende Rolle, das damit einhergeht nicht nur sich selbst, sondern v.a. die Rahmenbedingungen herauszufordern. Mit Blick auf den deutschen Sozialstaat klagte Allmendinger die vorherrschende „vollständige Fehlvorstellung“ an: Eine Struktur, die darauf ausgelegt ist, dass ein Familienmitglied zu 100 Prozent arbeitet, bietet nicht ausreichend Raum, für zeitgemäße Arbeits- und Lebensmodelle. „Wir führen die Diskussionen nicht an den richtigen Stellen“, sagte Allmendinger und fordert eine Grundsatzdiskussion um eine andere Infrastruktur und eine neue Arbeitsmarktstruktur – in der sich nicht nur die Frauen bewegen, sondern auch die Männer. Dazu gehöre es auch, dass sich Frauen wie Männer die gesellschaftlich erlernte Geschlechter-Bias abtrainieren.
Allmendinger warnte eindringlich davor, eine implizite Kultur entstehen zu lassen, die Frauen eine echte Karriere nur ermöglicht, wenn sie keine Kinder bekommen. Frauen müssten die Möglichkeiten bekommen, trotz Kindern Karriere zu machen. Der Begriff „Rabenmutter“ stecke noch immer in den Köpfen der Deutschen – oft verbunden mit dem Vorwurf des „Überambitioniert-Seins“.

Elke Ferner: Gender-Gerechtigkeit ist ein globales Thema
Die Vorstandsvorsitzende von UN Women Deutschland e.V., Elke Ferner, sandte eine Videobotschaft zur HCF-Tagung nach Berlin, in der sie sich für verbindliche Quoten für Frauen aussprach. Sie würden dafür sorgen, dass wichtige Gremien im Spiegel der Gesellschaft gestaltet werden. Vor allem in politischen Settings spiele das eine entscheidende Rolle: So komme eine nicht-paritätische Besetzung des Bundestages einem Verzicht darauf gleich, Politik für alle Menschen zu machen. Ferner kritisierte daneben das Ehegatten-Splitting als „nicht mehr zeitgemäß“ und forderte auf, nach einer gerechten Verteilung von Care-Arbeit zu fragen.
Die Politikerin und Frauenrechtlerin rief dazu auf, in der Frauenbewegung auch die globale Perspektive zu adressieren: „Weltweit sind die Gender Gaps gewachsen, die Pandemie hat uns zurückgeworfen – auch in Deutschland“, mahnte Ferner. Krisenbewältigung brauche wie die digitale Transformation die Geschlechterperspektive, z.B. durch ein Gender Impact Assessment. „Rechte, die wir mühsam errungen haben, müssen jeden Tag verteidigt werden und sind nicht sicher“, lautet Ferners Appell.
„Female Transformers in Healthcare“ gesucht
Frauen, die Veränderungen vorantreiben und nicht müde werden, sich Gehör zu verschaffen und Sichtbarkeit zu erreichen, werden mehr denn je gebraucht – auch in der Gesundheitswirtschaft. Um ihnen eine Plattform und stärkere Reichweite zu geben, verleiht HCF in diesem Jahr gemeinsam mit dem Fachmedium Health&Care Management (HCM) den Award Female Transformers in Healthcare in vier Kategorien. Cornelia Wanke und Bianca Flachenecker, Chefredakteurin von HCM, präsentierten bei den „HCF-Celebrations“ am Abend der Frühjahrstagung das Award-Konzept, stellten die Jury vor und riefen zu Bewerbungen und Empfehlungen für mögliche Preisträgerinnen auf.
Jetzt bewerben
Alle Infos zum Award Female Transformers in Healthcare für Frauen, die den Wandel im Gesundheitswesen vorantreiben, gibt es unter www.hcm-magazin.de/award
Der Award wird in vier Kategorien verliehen:
- Transforming Leadeship
- Transforming Cooperation
- Transforming Processes
- Sonderkategorie Ehrenamt
Eine renommierte Jury entscheidet demokratisch und transparent, wer die Gewinnerinnen sein werden.