Zukunft Teleradiologie Flexible Work-Life-Balance mit Qualität

Die Radiologie macht sich die Möglichkeiten der Ferndiagnose mit der Teleradiologie schon seit langem zunutze. Die Deutsche Gesellschaft für Teleradiologie (DGfT) hat dazu zwei neue zentrale Erkenntnisse gewonnen: Qualität der Diagnose und Zufriedenheit der Beschäftigten wachsen gleichermaßen. Warum ist das so?Gute Arbeitsbedingungen und eine harmonische Work-Life-Balance sind auch in der Teleradiologie sehr wichtig. Ein Beispiel: Mutterschaft bei Teleradiologinnen. Wer als Elternteil wieder in den Beruf einsteigen möchte, findet nicht immer sofort einen Platz für die nötige Kinderbetreuung. In der Teleradiologie besteht die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit so zu organisieren, dass sie von zuhause aus flexibel und nicht zuletzt coronasicher erbracht und mit den Zeiten der Kinderbetreuung abgestimmt werden kann. Das ermöglicht vielen Eltern einen geschmeidigen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben. Nicht nur für die Mitarbeitenden, auch für Unternehmen wie Kliniken und Praxen ist dezentrale Arbeit vorteilhaft. Der Austausch radiologischer Bilder dient der Beschaffung von Zweitmeinungen, ist wichtig in der Notfallmedizin und der Absicherung diagnostischer Angebote nachts und am Wochenende. Die Vernetzung garantiert Krankenhäusern im ländlichen Raum hochwertige diagnostische Expertise, verbessert ihre Qualität und hilft dabei, diagnostische Fehler zu vermeiden. Für eine optimale Teleradiologie setzt Reif & Möller Netzwerk für Teleradiologie auf eine ausgefeilte Telematikstruktur im DICOM-Standard. Der Rechner schickt die Bilddaten im international standardisierten DICOM-Protokoll über eine gesicherte VPN-Verbindung an den Zentralserver und weiter an den diensthabenden Radiologen. Der Befund wird von dem Teleradiologen erstellt und über das Teleradiologie-System automatisch an einem definierten Drucker am Standort ausgedruckt und liegt gleichzeitig zusätzlich im digitalen Postfach des Krankenhauses. Somit hat das anfordernde Teamtmitglied innerhalb kürzester Zeit einen schriftlichen Befund zur Hand. Die befundeten Bilder werden automatisch und zentral im PACS (Picture Archiving and Communication System) abgelegt und sind von allen Abteilungen abrufbar. Die Funktionalität des Systems stellt im Fehlerfall eine 24-Stunden-Technik-Hotline sicher und alle Systeme sind redundant angelegt. Laut Strahlenschutzverordnung müssen Teleradiologen neuerdings in den klinischen Betrieb des Strahlenschutzverantwortlichen des Krankenhauses eingebunden werden. Um langwierige Autofahrten zu vermeiden, hat die Deutsche Gesellschaft für Teleradiologie „strukturierte Videokonferenzen“ entwickelt. Darüber kann der Teleradiologe sowohl mit dem Strahlenschützer neue Entwicklungen besprechen, als auch der MTRA genau zeigen, in welchen Schritten eine Untersuchung ablaufen, oder dem IT-Techniker erklären, wie die Installation erfolgen soll. Inzwischen ist Künstliche Intelligenz (KI) auch in der Radiologie angekommen. Sie entlastet die Radiologen von Routineaufgaben, benötigt dafür aber entwickelte Algorithmen und riesige Datenmengen. Voraussetzung für den Erfolg der Künstlichen Intelligenz ist damit die Verknüpfung lokaler Datenbanken. Allein im Netzwerk Reif & Möller analysieren jährlich rund 60 Befunder und Befunderinnen zehntausende Patientenbilder aus 110 Krankenhäusern in Deutschland und Österreich. Die über das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) 2021 von Bund und Ländern bereitgestellten 4,3 Milliarden Euro könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten. In den Krankenhäusern und Radiologiepraxen müssen die Bildarchivierungssysteme (PACS) verbunden werden. Dies ermöglicht schnellere, bessere und weltweit austauschbare Diagnosen. Dabei verändert sich auch die Rolle des Teleradiologen. Als Befunder kann er sich auf schwierige Diagnosen konzentrieren, denn KI könnte ihn bei den Routineaufgaben unterstützen. Die aktuelle Entwicklung geht in Richtung selbstlernende Systeme (Deep Learning) und autonomer Computeranalyse von Randerscheinungen in radiologischen Bildern (Radiomics). Damit kann die Radiologie für die Hochleistungsmedizin mehr leisten. In vielen Bereichen stehen Algorithmen für die Identifikation von Krankheitsbildern zur Verfügung. So könnte es schon bald gelingen, mit KI den Typ oder die mit menschlichem Auge schwierig zu identifizierende Struktur von Krebszellen genauer zu bestimmen. Dies ist für eine zielgerichtete individuelle Therapie sehr wichtig, denn die Therapien sind nicht für jede Krebsart gleich. Besonders nützlich sind Radiomics zur Klassifizierung von Tumoren in Lunge, Brust, Gehirn und Haut. Allerdings müssten dazu diese Bildinformationen systematisch dokumentiert, standardisiert und quantifiziert werden. Dr. Uwe Engelmann, Geschäftsführer der Nexus/Chili GmbH, hält dies für problematisch, denn es handelt sich um Medizinprodukte. Diese dürfen nicht nachträglich von anderen Personen oder Institutionen verändert werden. Damit würden jene, die Algorithmen verändern, selbst zum Medizinproduktehersteller mit allen Pflichten werden. Darum hat das genannte Unternehmen schon vor 15 Jahren Konzepte für den datenschutzkonformen Austausch über die Cloud entwickelt. Darauf basiert der Chili-Marktplace für den Anschluss verschiedener KI-Anwendungen über eine einzige Schnittstelle in der Radiologie. Um die technologische Entwicklung voranzutreiben, hat die Deutsche Gesellschaft für Teleradiologie mit Reif & Möller Netzwerk für Teleradiologie und der Nexus/Chili GmbH die Onlineplattform www.zukunft-teleradiologie.de geschaffen. Sie dient als Anlaufstelle für alle, die Teleradiologie und KI gemeinsam voranbringen wollen. Teleradiologie ins Krankenhaus bringenKrankenhäuser haben unterschiedliche Möglichkeiten, Teleradiologie einzusetzen, entweder im eigenen Verbund innerhalb einer Unternehmensgruppe oder durch professionelle Teleradiologieanbieter. Wichtig ist zu klären, welchen Nutzen die Teleradiologie vorrangig haben soll. Dies können die Alternative zum Bereitschaftsdienst im eigenen Haus nachts oder am Wochenende oder der fachliche Austausch sein. Die Teleradiologie sollte in das krankenhausinterne Datenbanksystem integriert und für alle Abteilungen zugänglich sein. Denkbar sind auch Schnittstellen zu niedergelassenen Ärzten sowie zu Patientinnen und Patienten. Dies setzt aber einen hohen Sicherheitsstandard mit redundanten Systemen und einer 24/7 Servicebetreuung voraus.

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