Versorgungsforschung
Vollstationäre Pflegeeinrichtungen können deutlich sparen, wenn sie ergänzend zur Verblisterung fester oral verabreichter Medikamente auch die Verblisterung flüssiger Arzneimittel nutzen. Das soll eine aktuelle Studie des FiGuS Forschungsinstituts für Gesundheits- und Systemgestaltung und der Hilse:Konzept Management- und Kommunikationsberatung zeigen.

Die Studie basiert laut Hilse:Konzept auf einer vierwöchigen Beobachtungsstudie in zwei Pflegeeinrichtungen in NRW. Im Sommer 2018 sei systematisch erhoben worden, wie lange die Pflegekräfte für das Vorbereiten und Stellen flüssiger Medikamente brauchten. In sechs Wohnbereichen mit insgesamt 44 Bewohnern wurden während des Beobachtungszeitraums flüssige Arzneimittel verordnet.
Die wichtigsten Ergebnisse
In diesen sechs Wohnbereichen erhielten durchschnittlich 7,33 Bewohner Medikamente in flüssiger Form. Je Monat summierte sich die Zahl der Verabreichungen pro Patient auf durchschnittlich 16,59. Einige Bewohner erhielten maximal fünf flüssige Medikamentenverabreichungen am Tag, andere erhielten an nur einem oder zwei Tagen überhaupt ein flüssiges Medikament.
Alles in allem erhielten die 44 Bewohner insgesamt 730 Verabreichungen flüssiger Medikamente. Für die Vorbereitung dieser Medikamentengaben wurden insgesamt 695 Minuten (11 Stunden 35 Minuten) aufgewendet. Das Stellen erforderte einen Zeitaufwand von 1.451 Minuten (24 Stunden 11 Minuten).
Die durchschnittliche Vorbereitungszeit je Verabreichung konnte mit 0,95 Minuten errechnet werden, für das Stellen wurde ein Minutenwert von 1,99 erhoben. Zusammengenommen ergeben sich für die Vorbereitung und das Stellen flüssiger Medikamente im klassischen Prozess von rund drei Minuten.
Unter der Voraussetzung, dass flüssige Arzneimittel vollständig in ein Blistersystem integriert werden können, entfallen die Zeiten für das Vorbereiten und das Stellen der flüssigen Medikamente vollständig. Je Verabreichung könne laut Hilse:Konzept dadurch die volle Einsparung von drei Minuten realisiert werden.
Hohe Einsparpotenziale
Unter Berücksichtigung des aktuellen Lohn- und Gehaltniveaus scheint laut Informationen von Hilse:Konzept ein Wert von 0,35 Euro je Arbeitsminute (21 Euro für die Stunde als Arbeitgeberbrutto; orientiert am Standardtarifwerk für den öffentlichen Dienst TVöD) für die Berechnung realistisch. Demnach ergebe sich ein Einsparpotenzial je Verabreichung von 1,05 Euro.
Bezogen auf die durchschnittliche Anzahl an Bewohnern eines Wohnbereichs, die flüssige Medikamente erhalten, könne ein monatliches Einsparpotenzial von 127,68 Euro pro Wohnbereich errechnet werden. Daraus könne für eine Musterpflegeeinrichtung mit drei Wohnbereichen bzw. 60 Plätzen und sieben Bewohnern mit verordneten flüssigen Arzneimitteln ein jährliches Einsparpotenzial von 4.596,48 Euro abgeleitet werden.