Healthcare global
Von anderen Ländern lernen und Herausforderungen gemeinsam meistern. Das ist das Ziel des neu gegründeten europaweiten Pflegenetzwerkes unter Koordination der Charité. Hier vernetzen sich künftig Führungskräfte aus der Pflege, um die Entwicklung der Profession nachhaltig voranzutreiben.
Im fünften Jahr ihres Bestehens ist die European University Hospital Alliance (EUHA), deren Mitglied die Charité – Universitätsmedizin Berlin neben acht weiteren führenden europäischen Einrichtungen ist, eine internationale gemeinnützige Organisation geworden. Mit dem neuen Status verbunden sind beratende Aufgaben auf europäischer Ebene, wie auch neue Ziele. Getreu dem EUHA-Leitgedanken „Leading by Doing“ haben die Partnerinstitutionen bei ihrer achten Mitgliederversammlung weitere richtungweisende Vorhaben angestoßen: So soll u.a. ein europaweites Pflegenetzwerk, unter Koordination der Charité, zu einer stetigen Verbesserung der Versorgungsqualität von Patientinnen und Patienten führen.
Die noch junge EUHA ist mit der offiziellen Registrierung als internationale Non-Profit-Organisation seit Juni 2020 in der Lage, rechtswirksame Verträge zu schließen, gemeinsam EU-Förderungen einzuwerben und als eigenständige Organisation aufzutreten. Die CEOs der neun EUHA-Gründungsmitglieder haben sich am 10. Juni zur Mitgliederversammlung digital zusammengefunden. „Die Partnerschaft der EUHA-Universitätskliniken hat sich in den vergangenen Jahren als sehr wertvoll erwiesen. Gerade im Rahmen des Pandemiemanagements, war es unheimlich hilfreich, die Kolleginnen und Kollegen in anderen europäischen Ländern kurzfristig und vertrauensvoll kontaktieren zu können, sich auszutauschen und in der akuten Krisensituation kritische Informationen zu teilen“, sagt Prof. Dr. Heyo K. Kroemer, Vorstandsvorsitzender der Charité. Nicht nur untereinander profitierten die Einrichtungen vom gegenseitigen Wissensaustausch, auch die EU-Kommission hat den Verbund als Berater in der Pandemie herangezogen.
Start des EUHA Nursing Network
Auch der Berufsstand der Pflegenden vernetzt sich im Rahmen der EUHA. Als europäisches Netzwerk mit Fokus auf die besonderen Anforderungen der Universitätsmedizin haben die neun Partnereinrichtungen auch das EUHA Nursing Network ins Leben gerufen. Koordiniert wird dieses an der Charité. Führungskräfte des Pflegeberufs der EUHA-Krankenhäuser werden sich künftig regelmäßig austauschen und kommen zusammen, um die Entwicklung der Profession nachhaltig voranzubringen. Neben Arbeitgeberattraktivität und Mitarbeiterbindung spielt interkulturelle Kompetenzentwicklung eine wichtige Rolle.
Qualifizierung, Akademeisung und Recruiting vorantreiben
„Dieser Austausch ist extrem hilfreich und wichtig, denn wir stehen alle vor den gleichen Herausforderungen. Wir können viel von unseren europäischen Partnern lernen, unter anderem im Bereich der Qualifizierungswege, der Akademisierung in der Pflege und der Entwicklung von Strategien, um das Berufsbild attraktiver zu gestalten“, sagt Judith Heepe , Koordinatorin des EUHA Nursing Network und Pflegedirektorin der Charité. Europaweit ist der demografische Wandel und damit verbunden der Fachkräftemangel ein drängendes Thema.
„Die Pandemie hat noch einmal verdeutlicht, dass wir in den Unikliniken alle Berufsgruppen benötigen, um die Klinik am Laufen zu halten“, sagt Kroemer. „An der Charité streben wir eine interprofessionelle Arbeit an, und die Pflegenden spielen dabei eine entscheidende Rolle.“ Personalaustauschprogramme und Pflegeforschung sollen weiterhin dazu beitragen, die Pflegesituation europaweit auf ein stabiles Fundament zu stellen.
Sorbonne Declaration: freier Zugang zu Forschungsdaten
Desweiteren verständigten sich die Mitglieder beim Thema Forschung auf einen gemeinsamen Wertekanon und unterzeichneten die internationale Sorbonne Declaration für einen freien Zugang zu Forschungsdaten und einhergehender Förderung von Innovation. „Die gemeinsame Nutzung von Forschungsdaten, die auf einer strukturierten Verwaltung dieser Daten basiert, hat eine hohe Bedeutung für Transparenz und Vertrauenswürdigkeit, und sie hat einen enormen Wert für die Wiederverwendung und Wissensgenerierung. Dies gilt insbesondere in der medizinischen Forschung, in der viele Fragen, beispielsweise zu seltenen Erkrankungen und in der personalisierten Medizin, nur durch die Zusammenführung von Daten zwischen Institutionen angegangen werden können“, sagt Prof. Dr. Ulrich Dirnagl, Co-Leiter der entsprechenden EUHA-Arbeitsgruppe, Gründer des QUEST Center am Berlin Institute of Health (BIH) in der Charité und Leiter der Abteilung Experimentelle Neurologie der Charité.
Bislang ist es in den meisten Bereichen der medizinischen Forschung unüblich, die den Forschungspublikationen zugrunde liegenden Datensätze breit verfügbar zu machen. Durch den Beitritt zur Erklärung verpflichten sich die EUHA-Unikliniken, den Datenaustausch auf politischer und institutioneller Ebene zu vertreten und bei ihrer Unternehmensentwicklung zu berücksichtigen. Mit diesem Schritt wollen sich die Institutionen auf ein zunehmend digitales, kooperatives und transparentes Forschungsumfeld vorbereiten, wie es in Großprojekten wie der European Open Science Cloud und der Züricher Open-Science-Kommission bereits besteht. Auf nationaler Ebene orientiert sich die Initiative zudem an den Zielen der Medizininformatik-Initiative des Bundes und der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur.
Über die European University Hospital Alliance (EUHA)
Die Allianz besteht aus neun führenden europäischen Universitätskliniken mit nachgewiesener Exzellenz in Gesundheitsversorgung, Bildung und Forschung:
- AP-HP, Assistance Publique – Hôpitaux de Paris, Frankreich
- Charité – Universitätsmedizin Berlin, Deutschland
- Erasmus MC, Rotterdam, Niederlande
- Ospedale San Raffaele, Mailand, Italien
- Universitätsklinik Karolinska, Stockholm, Schweden
- King’s Health Partners, London, Vereinigtes Königreich
- UZ Leuven, Löwen, Belgien
- AKH Wien & MedUni Wien, Wien, Österreich
- Krankenhaus Campus Vall d’Hebron Barcelona, Barcelona, Spanien
Die Institutionen arbeiten zusammen, um die Ergebnisse für die Patienten von heute und morgen zu verbessern. Jedes der neun Mitglieder ist eines der führenden Universitätskliniken seines Landes, alle sind Exzellenzzentren in der Forschung und nationale Referenzzentren. Jedes der Häuser hat eine Kapazität von mehr als 1.000 Betten und deckt alle bestehenden europäischen Referenznetzwerke (ERNs) ab. Das Motto „Leading by Doing“ steht für die Absicht, einflussreicher Berater auf europäischer Ebene zu sein und innovative Lösungen für die wichtigsten Herausforderungen im europäischen Gesundheits- und Gesundheitswesen zu entwickeln.