Finanzen & Investieren
Kliniken können zielführend in ihre Wahlleistungsbereiche investieren, um die maximalen Entgelte mit dem PKV-Verband zu vereinbaren. Das Beispiel eines 450-Betten-Akuthauses zeigt, wie es funktionieren kann.

In einem 450-Betten-Akuthaus sind die Erlöse im Bereich Wahlleistungen mit 920.000 Euro hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Der neue Geschäftsführer will nach Ursachen forschen. Die erste Datenanalyse ergibt:
- Die Zimmerpreise mit 50 Euro im Zweibettzimmer und 100 Euro im Einbettzimmer sind gering.
- Es gibt nur eingestreute Zimmer, keine Wahlleistungsstation.
- Der Privatpatientenanteil des Hauses entspricht mit zehn Prozent dem Bundesdurchschnitt.
- Die Auslastung der Wahlleistungsbetten ist mit 85 Prozent sehr gut.
- Die Patientenzufriedenheit ist allerdings überschaubar
In den Fokus rücken zunächst die aktuellen Zimmerpreise von 50 Euro im Zweibettzimmer und 100 Euro im Einbettzimmer, die deutlich unter den Möglichkeiten einer aktuellen Vereinbarung mit dem PKV-Verband liegen. Im ersten Schritt kann festgestellt werden, dass das aktuelle Angebot in den relevanten Bereichen Ausstattung, Verpflegung, Service, Medien nicht zielgerichtet auf die Anforderungen des PKV-Verbands ausgerichtet ist. Mit einem angepassten Angebot könnte die Klinik bei Neuverhandlung mit dem PKV-Verband für eingestreute Zimmer mindestens 70 Euro im Zweibettzimmer und 140 Euro im Einbettzimmer erzielen. Das entspricht bereits einem Mehrerlös von 368.000 Euro pro Jahr, ohne Anpassung der aktuellen Strukturen.
Wahlleistung Unterkunft: mehr Erlöse möglich
Es gibt jedoch eine weitere Möglichkeit im Bereich Wahlleistung Unterkunft mehr Erlöse zu erzielen. Die Klinik plant einen Anbau, in der u.a. zwei Regelleistungsstationen entstehen sollen. Mit nur rund 28.000 Euro Mehrkosten je Zimmer inklusive Nasszelle kann aus der Regelleistungsstation eine Wahlleistungsstation werden. Mit der Zentrierung der Wahlleistungszimmer auf einer Station, können auch Flur, Stützpunkt und ein Aufenthaltsbereich ansprechend gestaltet werden. Denn mit einer eigenständigen Wahlleistungsstation mit einem ansprechenden Gesamtkonzept können die Zimmerentgelte von 90 Euro und 180 Euro vereinbart werden. Das bedeutet in diesem Fall mit einer Station mit 38 Betten einen Mehrerlös von 737.000 Euro pro Jahr. Das Beste: Bereits vor Anbaufertigstellung kann bei einem guten Konzept und plausibler Umsetzungsplanung mit dem PKV-Verband eine höhere Vergütung, eine sogenannte Anschubfinanzierung, vereinbart werden, um Investitionen frühzeitig gegen zu finanzieren.
Außerdem werden die Servicetätigkeiten zentriert, die Ansprechbarkeit des Servicepersonals verbessert und damit erfahrungsgemäß die Patientenzufriedenheit gesteigert.
Mit anderen Worten: Mit der gleichen Anzahl an Wahlleistungsbetten könnte die Klinik fast eine dreiviertel Million zusätzlich einnehmen – pro Jahr. Und das mit zufriedenen Patienten als Multiplikatoren.
Dafür muss die Klinik folgendes beachten:
- Identifizieren, wo die aktuellen Defizite im Vergleich zum Anforderungsprofil des PKV-Verbands liegen.
- Ein zielgerichtetes Angebot zusammenstellen, das alle Bereiche der “Gemeinsamen Empfehlung“ vom PKV-Verband und der Deutschen Krankenhausgesellschaft erfüllt und in einem ansprechendes Gesamtkonzept zusammengeführt wird.
- Die Strukturen eingestreute Zimmer versus Wahlleistungsstation hinterfragen.
- Mit einem konkret terminierten Umsetzungsplan für das erstellte Konzept das Gespräch mit dem PKV-Verband suchen.
- Das Thema Wahlleistung, also Dienstleistung im Alltag mit gut geschultem und freundlichem Personal leben.
Kontakt zur Autorin
Anja Klinger, Leitung Wahlleistungen, consus clinicmanagement, a.klinger@consus-clinicmanagement.de