Start-up des Monats – die DoctorBox-App eGa und Corona-Warn-App in einem

DoctorBox begann als individueller und pragmatischer App-Ersatz für die digitale Gesundheitsakte in einer Arztpraxis. Heute benutzen sie rund 400.000 Besucher – auch als Corona-Warn-System. Diese Funktion wurde zu Beginn der Pandemie als standortbasierte Lösung ergänzt.In seiner Berliner Praxis war Dr. Oliver Miltner oft mit dem Umstand konfrontiert, dass seine Patienten selten sämtliche Befunde parat hatten. Kurzerhand ließ der Orthopäde und Unfallchirurg 2016 gemeinsam mit Stefan Heilmann, CEO der IEG – Investment Banking Group, eine nach den höchsten Datensicherheitsstandards verschlüsselte App programmieren. Sie erlaubt es, Patienten kassenunabhängig Befunde, Arztbriefe, MRT- und Röntgenbilder, Fotos, Rechnungen, Rezepte etc. auf dem Smartphone zu verwalten und auf Wunsch mit Ärzten zu teilen. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit war die DoctorBox-App fertig; eine elektronische Gesundheitsakte, die auch Arzttermine vermerkt, an die Einnahme wichtiger Medikamente erinnert und mittels eines Schmerztagebuchs Krankheitsverläufe nahtlos dokumentiert. Eine Timeline bildet die Historie der Arztbesuche, Medikamenteneinnahme etc. ab. Mitarbeiter und Kunden schützen – digitalSo weit, so gut. Doch als sich Anfang des Jahres die Pandemie abzeichnete, ging DoctorBox einen Schritt weiter. Ab März – also noch vor der mit 60 Millionen Euro finanzierten Corona-Warn-App des Bundes – ersann das junge Unternehmen ein standortbezogenes Corona-Warn-System, das auf dem Zusammenspiel von sog. Beacons und der DoctorBox-App basiert. Beacons sind kleine Bluetooth-Sender, die bereits seit Jahren im Handel eingesetzt werden, um etwa Besucherströme zu messen. „Ziel war es, Infektionsketten nachverfolgbar zu machen und ein Tool zu entwickeln, das Mitarbeiter und Kunden an hochfrequentierten Orten schützt”, so Dr. Miltner. Die Beacons – kaum größer als eine Zigarettenschachtel – senden Signale aus, empfangen aber selbst keine. Die App fängt sie auf und trägt sie automatisch in ein Kontakttagebuch ein, wie es etwa der Chef-Virologe der Charité, Professor Dr. Christian Drosten, empfiehlt. War ein Infizierter vor Ort, wird der Ort im System gekennzeichnet und Personen, die im selben Zeitraum dort waren, verständigt. Dass die Daten dezentral in den Smartphones der User gespeichert sind, loben auch Datenschutzexperten: Da die Beacons nicht wissen, wer ihre Signale empfängt, lassen sich keine Bewegungsprofile erstellen. Ende Mai dann wurde während eines Pilotprojekts fast eine ganze Stadt mit Beacons ausgerüstet – genauer gesagt zwei Hotels, Ferienwohnungen, ein Supermarkt, die Kurverwaltung, zwei Strandaufgänge und Taxis im Ostseebad Ahrenshoop. Die Kurgäste nahmen die App gut an. Im Anschluss rüstete DoctorBox gemeinsam mit Noventi, dem Abrechnungsdienstleister für Apotheker, und dem Wort & Bild Verlag republikweit zunächst 5.000 Apotheken aus. Infektionscluster überall sicher nachvollziehenDas System eignet sich aber auch für Gastronomie, Hotels, Fitnessstudios, Pflegeheime oder Krankenhäuser, die durchaus auch schon zu den Kunden zählen. Dass die Beacons überall schnell installiert sind, weiß niemand besser als Dr. Miltner selbst, dessen Praxis sie von Anfang zieren. Viele seiner Patienten nutzen die App, insgesamt verzeichnet sie 400.000 Downloads. Schweizer TaschenmesserStefan Heilmann stellt klar: „Weil das Corona-Warnsystem im Gegensatz zur personenbezogenen Corona-Warn-App des Bundes standortbezogen ist, verstärkt zwar jeder weitere Nutzer der DoctorBox-App das System. Es besteht aber auch unabhängig allein dadurch, dass wir im Falle eines Falles Cluster frühzeitig erkennen und gegensteuern können.” Er betont, dass ihr System, dessen Entwicklung, Marketing und Apotheken-Rollout mit einem mittleren sechsstelligen Betrag zu Buche schlug, die App des Bundes optimal ergänze. Und noch einen weiteren Pfeil hat die Gesundheitsplattform im Köcher: Bereits über 500.000 COVID-19-Befunde, die das Labor Becker & Kollegen erhebt, wurden über die App übermittelt. Im Falle einer Infektion kann der Nutzer dann ein Symptomtagebuch führen, das aber auch für andere Krankheiten hilfreich ist. Absehbar war diese Entwicklung zu Beginn des Jahres nicht, aber künftige weitere Features würden wohl niemanden überraschen.

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