Fort- und Weiterbildung
Das Bundeskabinett hat den Gesetzentwurf zur Reform der Pflegeberufe beschlossen – vorgelegt vom Bundesgesundheitsministerium und Bundesfamilienministerium. Er macht den Weg für ein einheitliches Berufsbild frei. Jedoch fallen nicht alle Stimmen aus der Branche positiv aus.
Durch die Ausbildungsreform wird statt der bisherigen drei unterschiedlichen Pflegeausbildungen ein neuer, generalistisch ausgerichteter Pflegeberuf geschaffen. „Mit der neuen Pflegeausbildung machen wir unsere Pflegekräfte fit für die veränderten Anforderungen in der Pflege“, ist Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) überzeugt. „Pflegekräfte müssen in Altenheimen zunehmend auch mehrfach und chronisch Kranke versorgen. Und eine Pflegekraft im Krankenhaus braucht Kenntnisse in der Versorgung Demenzkranker“, so Gröhe. „Gleichzeitig bekommen Pflegefachfrauen und -männer künftig mehr Chancen, sich beruflich weiterzuentwickeln.“ Das nutze allen: den Pflegekräften wie den Pflegebedürftigen.
Die Arbeit am Menschen werde immer noch weniger wertgeschätzt als die Arbeit an Maschinen, ergänzt Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. „Deshalb wird es ein neues Pflegeberufsgesetz geben, das auf eine angemessene Ausbildungsvergütung setzt und das Schulgeld abschafft.“
Die neue, generalistische Ausbildung soll aufeinen Einsatz in allen Arbeitsfeldern der Pflege vorbereiten, einen Wechsel erleichtern und den Pflegekräften selbst damit zugleich wohnortnahe Beschäftigungsmöglichkeiten und zusätzliche Einsatz- und Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen. Durch ein neues Finanzierungssystem sollen die finanziellen Lasten gerecht auf ausbildende und nicht ausbildende Einrichtungen verteilt und damit Wettbewerbsnachteile ausbildender Betriebe vermieden werden. Der Entwurf sieht ergänzend zur fachberuflichen eine bundesgesetzliche Grundlage für eine hochschulische Pflegeausbildung vor.
Das Gesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, soll 2016 verabschiedet werden. Der erste Ausbildungsjahrgang könnte dann 2018 starten.
DBfK und DPR begrüßen die Entscheidung
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) begrüßt den vorgelegten Kabinettsentwurf zum Pflegeberufsgesetz. „Mit diesem Reformschritt ist nun endlich eine Richtung eingeleitet, die die Pflegeberufsausbildung in Deutschland europäischem Niveau näherbringt. Im laufenden Gesetzgebungsverfahren wird es jetzt darauf ankommen, Inhalte und Rahmenbedingungen der neuen Ausbildung im Sinne eines modernen Berufs zu gestalten, “ sagt DBfK-Vizepräsidentin Gertrud Stöcker dazu in Berlin.
Auch der Deutsche Pflegerat (DPR) zeigt sich erfreut über die Entscheidung des Kabinetts. Dazu Andreas Westerfellhaus, Präsident des DPR: „Die Entscheidung des Bundeskabinetts für eine generalistische Pflegeausbildung mit Schwerpunktbildung ist ein Meilenstein für die Weiterentwicklung der Pflegeberufe in Deutschland. Das Bundeskabinett hat damit die richtigen Weichen für die Zukunft der so wichtigen Pflegeberufe gestellt.“ Die neue Pflegeausbildung werde eine der wichtigsten Antworten auf den demografischen und epidemiologischen Wandel sein. Damit werde es nun erstmals gelingen, die erforderlichen pflegerischen Kompetenzen für pflegebedürftige und kranke Menschen jeden Alters in den Mittelpunkt zu stellen, so Westerfellhaus weiter.
Die Reform sei auch eine gute Nachricht für alle professionell Pflegenden. Ihre Arbeit werde dadurch aufgewertet. „Die neue Pflegeausbildung wird zu besseren Karrierechancen für Pflegefachpersonen führen, die Attraktivität des Berufsbildes Pflege steigern und den Verbleib im Beruf fördern. Mehr Menschen werden sich aufgrund der neuen Pflegeausbildung für den Pflegeberuf entscheiden. Damit wird die neue Pflegeausbildung zu einem wesentlichen Baustein der Sicherung der pflegerischen Versorgung in Deutschland“, erklärt Westerfellhaus weiter.
Fakt sei laut Stöcker aber auch, dass die Reform der Pflegeausbildung nur ein Baustein unter vielen hin zu einem attraktiven Pflegeberuf sein könne. „Wir brauchen eine gut gestaltete und anschlussfähige Assistenzqualifikation für all diejenigen, die sich für Pflege als Beruf interessieren und dafür eignen, aber aus verschiedenen Gründeneinen niedrigschwelligeren Einstieg brauchen. Vor allem aber muss an den realen Arbeitsbedingungen in der Pflege gearbeitet werden – und dies sofort. Solange die Arbeitsverdichtung gute Pflege, eine motivierende Berufsausübung und ein Gesundbleiben im Beruf verhindert, werden Anstrengungen hin zu mehr Attraktivität des Pflegeberufs immer ins Leere laufen.“
bpa: „2016 beginnt nicht gut für die Altenpflege“
Bernd Meurer, bpa-Präsident, hingegen kritisiert die Entscheidung des Bundeskabinetts zum Pflegeberufegesetz: „Die berechtigten Einwände der Berufsverbände der Altenpflege und deren Einrichtungen, der Kinderkrankenpflege, der Ärzte und Beschäftigtenvertreter gegen den Reformunsinn werden nicht berücksichtigt. Damit beginnt das Jahr 2016 nicht gut für die Altenpflege.“ Das sei umso ärgerlicher, weil seiner Ansicht nach die Front der Gegner tagtäglich zunehme. „Über 30 größtenteils bundesweit agierende Verbände lehnen die Pläne der Generalistik grundlegend ab.“ Der Gesetzentwurf sorge laut Meurer für mehr Breite, aber viel weniger Tiefe in der Ausbildung.