Penzberger Sprechstunde Digitalisierung im Gesundheitswesen – Segen oder Fluch?

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Digitalisierung und Pharma

Durch die Digitalisierung erlebt das Gesundheitswesen gerade einen der größten Umbrüche in der Geschichte. Welche Vorteile eröffnen sich für Patienten und Behandler, welche Chancen bieten sich künftig für eine bessere Versorgung, welche politischen Rahmenbedingungen sind nötig, welche Risiken und Gefahren entstehen? Diesen und weiteren Fragen widmeten sich Experten bei der Penzberger Sprechstunde am 8. November 2018 im Biotechnologie-Zentrum von Roche.

Die Teilnehmer der Podiumsdiskussion im Gespräch (v. l. n. r.): Eva Schumacher-Wulf, Brustkrebsmagazin Mamma Mia!, Dr. Anja Schramm, AOK Bayern, Dr. Florian Brändle, Klinikum Penzberg, Henning Franke, Digital Transformation Officer, Roche Diagnostics GmbH, Dr. Georg Münzenrieder, Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, Dr. Franziska Mech, Data Scientist, Roche Diagnostics GmbH, und Michael Knall, Leiter IT und Datenschutzbeauftragter der Starnberger Kliniken GmbH. – © Roche

Den Auftakt bildeten die Impulsvorträge von Dr. Franziska Mech, Data Scientist bei Roche in Penzberg, zu den Chancen der Digitalisierung in der Pharmaforschung und Eva Schumacher-Wulf, Chefredakteurin des Brustkrebsmagazins Mamma Mia!, zu „Datenschatz und Datenschutz“ aus Patientensicht. Die Digitalisierungsthematik aus ärztlicher Sicht beleuchtete Dr. med. Florian Brändle, ärztlicher Direktor Klinikum Penzberg und Mitveranstalter. Zur anschließenden Podiumsdiskussion brachten zudem D r. Anja Schramm, AOK Bayern, Dr. Georg Münzenrieder vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege und Michael Knall, Leiter IT und Datenschutzbeauftragter der Starnberger Kliniken , zu denen auch das Klinikum Penzberg gehört, ihre Perspektive ein.

Mehr Zeit und bessere Möglichkeiten zum Wohle des Patienten

Eine enorme Erleichterung für behandelnde Ärzte sowie eine deutliche Verbesserung für Patienten prognostizierte Dr. Florian Brändle vom Penzberger Klinikum. So wären beispielsweise bei der Visite alle Untersuchungsergebnisse auf dem Notebook oder Tablet verfügbar und der Patient profitiert von einer schnellen und zielgerichteten Diagnose und Behandlung. „Die Digitalisierung hilft uns bereits heute, Zeit zu sparen. In Datenbanken können wir schnell und zuverlässig Informationen über Neben- und Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten abrufen.“ Gleichzeitig definiert Brändle aber auch die Grenze der Digitalisierung: „Das persönliche Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patienten steht an oberster Stelle und muss weiterhin die Basis des ärztlichen Handelns bleiben.“

„Ich stelle meine Daten gerne zur Verfügung“

Patientenvertreterin und Chefredakteurin Schumacher-Wulf relativierte die Befürchtung des gläsernen Patienten: “Wer soziale Medien nutzt, ist schon jetzt transparent.“ Die an Brustkrebs erkrankte Journalistin sieht in der Digitalisierung und der einhergehenden Datenmenge eine große Chance für die Forschung und Entwicklung neuer Medikamente und Therapien, um Patienten schonend, effektiv und personalisiert zu behandeln. „Ich möchte alle meine Befunde auf einer Karte, damit sie beim Gespräch mit dem Arzt gleich verfügbar sind.“ Ihr Wunsch ist es, dass Patienten selbst bestimmen, was mit ihren Daten passiert: „Ich würde meine Daten allen Forschern umgehend zur Verfügung stellen.“

Daten als Basis für die Entwicklung personalisierter Medizin

Auch Data Scientist Dr. Mech unterstrich die Möglichkeiten einer personalisierten Medizin zum Wohle der Patienten und plädierte für die enormen Chancen in der Forschung durch die Digitalisierung und der einhergehenden Daten. Die Analyse großer Bestände an klinischen Daten bildet das Fundament für die personalisierte Medizin. Mit der Digitalisierung wird die Forschung schneller und effektiver. Patienten profitieren so von einer schnellen und genauen Diagnose sowie individuellen Therapiemöglichkeiten.“In der regen Diskussion mit Experten und Teilnehmern waren sich zum Punkt Datenhoheit alle einig: Herr der personenbezogenen Daten müsse derjenige sein, dem sie gehören, sprich der Patient. Ein großes Anliegen seitens Politik und Versicherern ist es, entsprechende Rahmenbedingungen für die Digitalisierung zu schaffen und alle Beteiligten ins Boot zu holen, um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Gesundheitsdaten zu gewährleisten aber auch die Datennutzung zu vereinfachen.

Roche stellt die Weichen für die Patientenversorgung von morgen

Im vergangenen Jahr initiierte Roche mit der ersten Future X Healthcare ( www.fxh2017.com) unter dem Motto „Making Data Meaningful“ eine Event-Plattform, um die wichtigsten Innovationstreiber für einen offenen Austausch zusammenzubringen. In diesem Rahmen verlieh Roche die FXH Start-ups Awards an herausragende Health Start-ups aus dem Bereich Digital Health. 2018 ging der Roche Digital Health Accelerator in München in Kooperation mit WERK1 bzw. Plug and Play an den Start (https://startupcreasphere.com/ ), der direkt an die Pionierarbeit der Future X Healthcare anknüpfte. Ziel ist es, Innovationen, neues Denken und gegenseitiges Lernen von Industrie und Start-ups zu fördern und so eine personalisierte Versorgung der Patienten voranzubringen.