Digitales Medikationsmanagement umschreibt einen elektronisch gestützten, strukturierten Gesamtprozess von der Verschreibung und Analyse über die Aktualisierung des Medikationsplans bis hin zur Einnahme. Der Patient wird durch ein interdisziplinäres Team aus Arzt, Pflegekraft und Apotheker individuell betreut.

1. Synonyme:
Elektronisches Medikationsmanagement
2. Kurzhistorie:
Der Begriff „Medikationsmanagement“ wird bereits seit rund zehn Jahren verwendet. Lange Zeit war aufgrund fehlender Definition nicht eindeutig klar, wer welche Verantwortung trägt und welche Leistungen damit verbunden sind, während mittlerweile eine interprofessionelle Kooperation zwischen Ärzten und Apothekern angestrebt wird. Durch den Einsatz moderner Technologien entwickelt sich das (analoge) Medikationsmanagement hin zum „digitalen Medikationsmanagement“.
3. Ziel:
Das oberste Ziel eines digitalen Medikationsmanagements ist es, die Sicherheit des Patienten sowie der Arzneimitteltherapie zu erhöhen und mögliche Arzneimittelrisiken zu reduzieren. Durch die elektronische Vernetzung des interdisziplinären Behandlungsteams haben alle Beteiligten (Pflegepersonal, Ärzte, Apotheker, Patienten, pflegende Angehörige) jederzeit einen Überblick über den aktuellen Medikationsplan, sodass eine elektronisch gestützte Medikationsanalyse vorgenommen werden kann. Im Rahmen der kontinuierlichen und individuellen Betreuung des Patienten werden somit potenzielle arzneimittelbezogene Probleme identifiziert und behoben. Die gesteigerte Partizipation und Befähigung (Empowerment) der Patienten trägt zudem zu einer verbesserten Therapietreue bei.
4. Wesentliche Merkmale:
Die Digitalisierung des Medikationsmanagements ermöglicht den Abbau sämtlicher Medienbrüche und fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung über Sektorengrenzen hinweg. Wesentlicher Bestandteil stellt die vollständige Erfassung sämtlicher Medikamente anhand eines elektronischen Medikationsplans dar. Dies ist insbesondere bei solchen Patienten wichtig, die mehrere Medikamente von verschiedenen Fachärzten und zusätzlich freiverkäufliche Arzneimittel (Selbstmedikation) einnehmen, welche sie von unterschiedlichen Apotheken (online/offline) beziehen. Ein weiteres Merkmal stellt die Medikationsanalyse dar, wobei ein sektorenübergreifendes, interdisziplinäres Behandlungsteam eine strukturierte Analyse der Gesamtmedikation durchführt und ggf. Anpassungen im Sinne der Arzneimitteltherapiesicherheit vornimmt.
5. Wesentliche Einsatzgebiete:
Überall dort, wo verschiedene Medikamente verschrieben, eingenommen bzw. verabreicht werden, kann ein digitales Medikationsmanagement den Prozess sicherer gestalten. Der Medikationsprozess ist besonders fehleranfällig und kann die Patientensicherheit gefährden, vor allem wenn ein Wechsel der Sektorengrenzen, z.B. vom Krankenhaus (stationär) zum Hausarzt (ambulant) stattfindet. Im Hinblick auf die Patientensicherheit tragen insbesondere Pflegekräfte eine große Verantwortung bei der Medikamentengabe, wodurch sie ein wesentliches Bindeglied zwischen Patient, Apotheker und behandelnden Arzt darstellen. Ein digitales Medikationsmanagement kann zur Entlastung der Pflegekräfte beitragen. Medikationsfehler aufgrund von Fehl- oder Doppelmedikation oder fehlerhaften Abschriften von Verordnungen können durch den digitalen Prozess und die interdisziplinäre Betreuung durch das Behandlungsteam minimiert werden.
6. Unterscheidung von ähnlichen Begriffen:
E-Medikationsplan und Medikationsanalyse sind Bestandteile des digitalen Medikationsmanagements.

Autor:
Stephanie Widmaier, M.A.
Consultant Fachbereich Gesundheitswirtschaft, Advisory Services
BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Widmaier S. (2020) Definition Digitales Medikationsmanagement. In: Matusiewicz D. Kusch C. (Hrsg.) Digital Health Lexikon, Health&Care Management, URL: hcm-magazin.de, Holzmann Medien, 2020.