Innovationspartnerschaft Digitale Transformation forcieren

Das Universitätsklinikum Augsburg und Dedalus HealthCare wollen im Rahmen einer Innovationspartnerschaft neue Lösungen für die Gesundheitsversorgung von morgen entwickeln. Im Fokus stehen dabei die Künstliche Intelligenz (KI) und eine datenbasierte Evidenz. Alle Kliniken in Deutschland stehen im Grunde vor denselben Herausforderungen: An erster Stelle steht der Fachkräftemangel mit seinen Kapazitätseinschränkungen, gefolgt von Fragen zur Krankenhausfinanzierung und den sich stetig verschärfenden regulatorischen Vorgaben sowie die Notwendigkeit, Leistungen zu ambulantisieren und intersektoral anzugehen. Nicht zuletzt sind die stetig steigenden Anforderungen an die IT-Sicherheit und den Datenschutz zu nennen. Für das Universitätsklinikum Augsburg (UKA) und der jüngsten medizinischen Fakultät in Deutschland erwachsen daraus noch einmal besondere Anforderungen. Da heißt es, bestehende Projekte und Partnerschaften weiterführen und gleichzeitig neue Themenfelder, schwerpunktmäßig in den Bereichen Forschung und Lehre, etablieren und aufbauen. Hinzu kommt eine translationale Ausrichtung. Das heißt, dass das UKA neue Forschungsergebnisse und Innovationen sehr schnell an das Patientenbett bringen möchte. Über regionale Netzwerke sollen dem sogenannten Outreach-Gedanken folgend der Bevölkerung spürbare Vorteile zugänglich gemacht werden. Dafür muss das Universitätsklinikum eine IT-Infrastruktur für die Forschung aufbauen und gleichzeitig dem Versorgungsauftrag nachkommen. Das funktioniert nur, wenn das UKA sich entsprechend vernetzt – institutionell, vor allem aber auf digitaler Ebene. Aber wie tauscht man Daten aus? Das zeigt sich am Beispiel der Tumormedizin: Hier wirkt das UKA im Verbund WERA mit Würzburg, Erlangen und Regensburg, ist Nationales Zentrum für Tumorerkrankungen (NCT) sowie Teilmitglied des Bayerischen Zentrums für Krebsforschung. Dabei ist eine Vernetzung für den Austausch von Forschungsdaten oder bei der Vorbereitung und Durchführung von Fall- und Tumorkonferenzen notwendig. Von der Vernetzung verspricht sich das UKA zudem, die reduzierten Kapazitäten durch den Fachkräftemangel auffangen zu können. So entlasten funktionale IT-Lösungen beispielsweise die Mitarbeitenden und versetzen das UKA in die Lage, die Prozesse in der Versorgung, der Pflege und der Dokumentation zu optimieren. Beispielhaft sei die Medikation genannt. Bei Aufnahme kann das UKA den Medikationsplan einscannen und von Krankenhaus bis Entlassmedikation zu einer Durchgängigkeit der Medikation im gesamten Prozess im Haus kommen. Was hat das aber nun mit der Innovationspartnerschaft mit Dedalus HealthCare zu tun? Alles eigentlich, denn das Software-Haus verfolgt seit mehr als 15 Jahren eine holistische Strategie und setzt – sofern funktional sinnvoll – in erster Linie auf systemintegrierte Lösungen. Es ist wohl einzigartig in der deutschen Kliniklandschaft, dass ein Haus dieser Größe ein System in dieser Komplexität und diesem Detailgrad voll umfassend einsetzt. Grundpfeiler der Digitalisierung ist das Krankenhaus-Informationssystem (KIS). Das UKA hat im stationären Bereich die gesamte Behandlungsdokumentation digital abgebildet und alle relevanten Bereiche mit verschiedenen Modulen ausgestattet. Deshalb liegt dem UKA die Optimierung der Lösungen sehr am Herzen. Zwar war das Universitätsklinikum auch in der Vergangenheit hinsichtlich Weiterentwicklung in engem Kontakt, die Kommunikation war aber nie wirklich institutionalisiert. Fünf Ziele der Innovationspartnerschaft 1. Entwicklung innovativer Softwarelösungen zu wissenschaftlichen Datenanalysen. 2. Weiterentwicklung des ORBIS KIS und seiner Applikationen. 3. Entwicklung innovativer Softwarelösungen für spezielle medizinisch-klinische Anwendungsfälle. 4. Gemeinsame Forschungsprojekte, vorrangig zu KI-basierten Informationssystemen zur Bilddatenerhebung, Bildbearbeitung und -auswertung. 5. Förderung der Aus-/Weiterbildung mit medizinthematischem Fokus. Gesundheitsversorgung am Puls der Zeit gestalten Das hat sich mit der Innovationspartnerschaft geändert. Nach der Übernahme durch Dedalus HealthCare hat sich eine Perspektive entwickelt, die weit über das KIS in die operative Versorgungswelt hinausgeht. Stichworte sind Patientenportale und Clinical Decision Support, aber auch die verstärkte Einbindung von Lösungen mit Künstlicher Intelligenz. Dazu kommen etablierte und teils marktführende Fachlösungen, die das Portfolio ergänzen und es dem UKA erleichtern, den holistischen Ansatz weiterzuverfolgen. So kann das Universitätsklinikum gemeinsam mit dem Partner Dedalus HealthCare Gesundheitsversorgung am Puls der Zeit gestalten. Im Gegenzug bringt das UKA die neugewonnenen Stärken ein. Mit den wissenschaftlichen Schwerpunkten und dem exzellenten Lehrstuhlinhaber sieht man sich durchaus als Motor für Forschung und Innovation etwa im Bereich Künstlicher Intelligenz. Die Innovationspartnerschaft verfolgt fünf Ziele (siehe Kasten links). Bereits begonnen wurde mit der gemeinsamen Installation eines Data Lakes als wichtige Komponente für den Aufbau der Forschungsinfrastruktur am UKA. Hier zeigt sich der Vorteil des holistischen Ansatzes: Durch die Integration der Systeme kann das UKA perspektivisch alle Daten relativ einfach aus der Versorgungsrealität spiegeln, aufbereiten sowie anonymisiert oder pseudonymisiert für die jeweilige wissenschaftliche Fragestellungen bereitstellen. Wesentliches Element der Innovationspartnerschaft Dreh- und Angelpunkt der digitalen Transformation am Universitätsklinikum Augsburg ist das Institut für Digitale Medizin unter Leitung von Prof. Dr. Ludwig Christian Hinske. Es soll übergeordnet den Aufbau der digitalen Forschungs- und Versorgungsinfrastruktur begleiten und fördern, gleichzeitig aber auch die verschiedenen Fachbereiche bei Forschungsprojekten und der Digitalisierung allgemein mit seiner Expertise unterstützen. Konkrete Herausforderungen gemeinsam lösen Das UKA verspricht sich von der Innovationspartnerschaft zum einen zukunftsweisende Lösungen, in die das Universitätsklinikum sein Know-how und Ideen einbringen kann. Zum anderen will man die neuen und vorhandenen Systeme so für das Universitätsklinikum anpassen, dass sie den hauseigenen Forschungs- oder Versorgungsinhalten und der Versorgungsrealität bestmöglich entsprechen. Künftig will das UKA gemeinsam mit dem Partner Dedalus HealthCare neue Projekte insbesondere im wissenschaftlichen Bereich realisieren. Am Ende soll die Innovationspartnerschaft aber dabei helfen, die eingangs erwähnten Herausforderungen zu meistern. Mitarbeitende kann man gewinnen und binden, wenn man gute Tools zur Verfügung stellt, die das Arbeiten nachhaltig erleichtern. Dazu gehören auch das Optimieren und einheitliche Gestalten von Prozessen für alle an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen, von der Ärzteschaft über die Pflege bis hin zu den Therapeuten. Nicht zuletzt zielt dieser Aspekt auch auf eine erhöhte Patientensicherheit und Versorgungsqualität. Letztere verspricht man sich auch von der Vernetzung mit den regionalen Partnerkliniken, um Patientenflüsse gezielt zu steuern und Versorgungsspitzen zu vermeiden. Zentraler Bestandteil der Innovationspartnerschaft sind regelmäßige Treffen auf allen Ebenen. So wurde ein Quartalsmeeting auf C-Level etabliert, in dem sich die Geschäftsführung der DACH-Organisation von Dedalus HealthCare mit dem UKA-Vorstand und weiteren wichtigen Akteuren im Haus über strategische Fragen austauscht. Die Ergebnisse münden dann auf operativer Ebene in Projekte. Um diese Projektarbeit zu forcieren, agieren einige Dedalus-Mitarbeiter vor Ort am UKA. Die Erfahrung zeigt, dass damit sowohl der Informationsfluss zwischen den Institutionen als auch die Zusammenarbeit verbessert wird. Mittlerweile arbeiten die Partner an drei konkreten Projekten, weitere sind in der Vorbereitung. Das UKA kann bereits erste Learnings formulieren. Wichtig ist, dass die Unternehmensführungen beider Partner die Zusammenarbeit aktiv vorantreiben. Damit steht und fällt der Erfolg. Durch dieses Bekenntnis können Problemstellungen auch auf operativer Ebene leichter gelöst werden. Zudem ist es unerlässlich, beiderseits eine personelle Ausstattung zu hinterlegen, um die Partnerschaft wirklich leben zu können. Kontakt zum Autor: Dr. Herbert Quinz, Ärztliche Direktion, Leiter Stabsstelle „Medizinstrategie, Medizinorganisation & Projektmanagement Office“ amUniversitätsklinikum Augsburg, herbert.quinz@uk-augsburg.de

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