Pflege Digitale Technologien verändern die Pflegebranche nachhaltig

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Digitalisierung und Medizintechnik

Das Berufsbild der Pflegefachkraft ist behaftet: zu wenig Personal, überdurchschnittlich viele Patientinnen und Patienten, Zeit- und Kostendruck, Stress und chronische Überbelastung sind Schlagwörter. Die Mitarbeitenden in Kranken- und Pflegeeinrichtungen empfinden ihren Beruf durchaus als sinnstiftend und erfüllend – und sicher. Wie digitale Technologie die Mitarbeitenden unterstützt.

Der SmartCare-Sensor sendet Informationen über den Grad der Urinsättigung an die dazugehörige App auf das mobile Endgerät der Pflegekraft. – © Essity GmbH

Um mehr Menschen für den Beruf zu begeistern, muss das schlechte Image dringend umgekehrt werden. Dies wird umso relevanter, je mehr Arbeitgeber im Gesundheitswesen nun die Digital Natives ansprechen müssen, also jene Generationen, für die digitale Anwendungen ein selbstverständlicher Teil ihres Alltags sind. Ihre Erwartungen an Inhalt und Ausstattung des Arbeitsplatzes unterscheiden sich radikal von ihrer Elterngeneration.

Umfragen, wie die von Kantar TNS im Auftrag von Essity aus dem Jahr 2019, zeigen, dass digitale Technologie heute noch keine wichtige Rolle im Pflegealltag in Deutschland spielen. Dabei erhofft sich mehr als die Hälfte aller befragten Pflegekräfte eine spürbare Entlastung durch den Einsatz digitaler Innovationen bei der täglichen Arbeit. Auch eine bessere digitale Ausbildung wird von vier bei fünf Pflegekräften gefordert.

Neue Möglichkeiten durch Digitalisierung

Der Einsatz digitaler Hilfsmittel kann Routineaufgaben, wie Dokumentation und Analyse, automatisieren, sodass die Aufgaben der Pflegekräfte hochwertiger werden. Sie gewinnen mehr Zeit für die Betreuung der Pflegebedürftigen, von der Aufnahme in die klinische Versorgung, in den Übergang zwischen medizinischen Fachbereichen, bis in die Nachsorge. So soll eine qualitätsgesicherte Pflege gelingen, die sich durch einen würdevollen Umgang mit Patientinnen und Patienten sowie Entscheidungsprozessen auf Basis von datenbasierten, vernetzten Informationen auszeichnet.

Digitale Innovationen in der Praxis: Inkontinenzmanagement

Schon heute tragen innovative Technologien zu einer modernen Gesundheitsversorgung bei, die auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abgestimmt ist. Ein Beispiel bietet das Inkontinenzmanagement, einer der aufwendigsten Versorgungsformen in der Pflege. Normalerweise müssen Pflegekräfte mehrmals täglich sowie in der Nacht, beurteilen, ob die Inkontinenzeinlagen und -unterwäsche gewechselt werden müssen. Besonders engmaschig müssen Betroffene kontrolliert werden, die ihre Bedürfnisse nicht mehr mitteilen können. Verbesserung verspricht eine intelligente Sensortechnologie, die Betroffene und Pflegekräfte über Harndrang und Wechsel der Inkontinenzeinlagen gezielt via App informiert. Dafür wird der Wechselindikator an der Außenseite der Inkontinenzeinlage angebracht. Er sendet Informationen über den Grad der Urinsättigung an die dazugehörige App auf das mobile Endgerät der Pflegekraft.

Mithilfe des TENA SmartCare Sensors und der dazugehörigen App lassen sich so lange Liegezeiten in der eingenässten Unterwäsche vermeiden. Die Hautgesundheit verbessert sich, da diese weniger Feuchtigkeit ausgesetzt wird. Der Vorteil an der Technologie: Der Sensor ist wiederverwendbar und kann nach dem Wechsel ganz einfach an der neuen Inkontinenzeinlage befestigt werden.

Inkontinenzmanagement mit dem SmartCare-Sensor. Der Wechselindikator wird an der Außenseite der Inkontinenzeinlage befestigt. – © Essity GmbH

Pflege- und Betreuungskräfte stellen heraus, dass der Einsatz der neuen smarten Technologie die Anzahl der Schlafunterbrechungen in der Nacht verringert. Hinzu komme der positive Effekt, dass Abfall reduziert und Wäschekosten eingespart werden können.

Für postoperativ eingeschränkte Personen oder Kinder kann eine Ultraschalltechnologie zum Einsatz kommen, welche mithilfe eines medizinischen hautfreundlichen Klebers auf dem vorderen Unterleib befestigt wird. Indem der Sensor die Urinmenge in der Blase misst und via App ein Signal zur Entleerung gibt, kann ein unfreiwilliger Urinverlust vermieden werden. Die Nutzenden lernen, ihren Harndrang wieder besser einzuschätzen und einen selbstbestimmten Umgang mit ihrer Inkontinenz im Alltag zu führen.

Digitaler Inkontinenzsensor ermöglicht eine qualitätsgesicherte Pflege

Einmal im Pflegealltag integriert, schaffen digitale Inkontinenzsensoren effizientere Pflegeroutinen: So kam die Wechselindikator-App bereits in 20 Einrichtungen in den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Deutschland zum Einsatz. Pflegekräfte berichten von einer Halbierung der manuellen Überprüfungen. Produktwechsel konnten um mehr als 10 Prozent verringert werden, ein unbeabsichtigtes Auslaufen sogar um mehr als 30 Prozent. Bisher gäbe es keine vergleichbare digitale Lösung, sagen die Anwenderinnen und Anwender.

Die Verwendung der Inkontinenz-App könne zudem auf die häusliche Pflege ausgeweitet werden. So entstehe ein Pflegenetzwerk zwischen pflegenden Angehörigen und medizinischem Fachpersonal, das Informationen austauscht und gemeinsam auf Routinen zugreifen kann.

Mit der breiteren Internetabdeckung haben sich sensorgestützte Analysetools in den letzten Jahren verbessert. Sie bieten viele Möglichkeiten, um die Qualität der Pflege zu verbessern, gerade in Pflegebereichen wie dem Inkontinenzmanagement.

Kontakt zum Autor

Axel Nordberg, Global Brand Director IQ Solutions, Essity GmbH, axel.nordberg@essity.com.