Supply-Chain-Management Digitale Beschaffung ist nachhaltiger

Mit einer transparenten Supply-Chain und digitalen Lösungen für mehr Effizienz kann derKlinikeinkauf wesentlich zum nachhaltigen Wirtschaften im Gesundheitswesen beitragen und damit negative Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft minimieren. Eine Anleitung. Nachhaltigkeit – das Wort ist ein Dauerbrenner. Aus dem Konsumtrend wurde ein Wirtschaftsfaktor. Ein nachhaltiger Geschäftsprozess beinhaltet drei sehr unterschiedliche Dimensionen, die es zu vereinen gilt. Die ökologische Nachhaltigkeit vermeidet negative Auswirkungen auf die Umwelt. Die soziale Nachhaltigkeit hat positive Effekte auf Gesellschaft und Menschen. Und die ökonomische Nachhaltigkeit sorgt für eine positive wirtschaftliche Entwicklung. Nachhaltigkeit und Beschaffung Im B2C-Sektor kann sich kaum ein Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit verschließen – zu stark ist der Druck von Kundenseite, Mitarbeitenden, Investoren und Geschäftspartnerschaften. Auch im Zukunftskonzept eines Krankenhauses darf nachhaltiges Wirtschaften nicht fehlen. Die Supply-Chain ist ein zentrales Element für jedes Nachhaltigkeitsprojekt und mit der ISO 20400 existiert sogar eine Norm für nachhaltige Beschaffung. Dabei liegt die Nachhaltigkeit in der Beschaffung bereits in der Natur der Sache. Das klassische Supply-Chain-Management – das Management von Materialien, Informationen, Prozessen und Kapitalflüssen – muss neben rein ökonomischen nun auch ökologische und soziale Ziele einer nachhaltigen Entwicklung integrieren. Der Druck steigt Die Verpflichtung zu einer nachhaltigen Supply-Chain kommt mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und konkreten regulatorischen Anforderungen auch von der Bundesregierung. Unternehmen müssen nachweisen, dass in ihrer Lieferkette keine Menschenrechte verletzt oder Umweltstandards missachtet werden. Das LkSG tritt in Deutschland am 1. Januar 2023 für Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden in Kraft. Ab 2024 werden Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden eingeschlossen. Der Krankenhauseinkauf muss künftig auf die Einhaltung des Gesetzes durch die Lieferanten achten sowie nachhaltige und transparente Kriterien für die Lieferantenauswahl und -bewertung definieren. Dadurch rückt die Nachhaltigkeit bei Vergabeentscheidungen sowie der Zusammenarbeit mit Bestandslieferanten vermehrt in den Fokus. Nicht nachhaltige Prozesse Bestellungen per Fax, die Mitarbeitende des Lieferanten manuell in die EDV übertragen müssen, und die gute alte Papierrechnung und ihre Verarbeitung sind nur zwei Beispiele für nicht nachhaltige Prozesse. Fehlerhafte Stammdaten erweisen sich zudem als wahrer Ressourcenfresser. In einer von der Supedio GmbH und dem Netzwerk Zukunft Krankenhaus-Einkauf (ZUKE) durchgeführten Studie mit 52 Einkäufern aus deutschen Krankenhäusern gaben die Befragten an, dass durch fehlerhafte Stammdaten ein zusätzlicher Arbeitsaufwand entsteht. Mehr als 80 Prozent der Klinikeinkäufer müssen 30 Minuten bis zu drei Stunden wöchentlich hierfür aufwenden (siehe Abbildung 1). Außerdem sind die erforderlichen manuellen und repetitiven Aufgaben der Stammdatenbereinigung nicht im Sinne der sozialen Nachhaltigkeit. Fehlerhafte Bestellungen Fehlerhafte Stammdaten führen häufig zu fehlerhaften Bestellungen. Zehn Prozent der Einkäufer gaben an, dass die Hälfte der Bestellungen etwa einen falschen Preis beinhaltet. Bei 60 Prozent ist es immer noch jede zehnte Bestellung. Ähnlich hoch sind die Fehler aufgrund nicht lieferbarer Produkte (siehe Abbildung 2). Fehler bei Bestellungen führen zu Fehllieferungen, Verzögerungen, Nachforschungen, Rücksprachen, Stornierungen und Neubestellungen – ein enormer zusätzlicher Aufwand. Rücksendungen sind zudem weder ökonomisch noch ökologisch nachhaltig. Digital ist nachhaltiger Dabei könnte alles so einfach sein, wenn Herstellerkataloge fehlerfrei wären und mit den Produktlisten der Kliniken übereinstimmen würden, also synchron wären. Digitale Prozesse können das gewährleisten, indem Stammdaten kontinuierlich automatisch abgeglichen und geprüft werden. Intelligente Systeme berücksichtigen dabei z.B. unterschiedlich bezeichnete, aber in der Bedeutung identische Einheiten. Moderne Lösungen überprüfen bei Katalogupdates von Lieferanten, welche Produkte der Klinik davon betroffen sind, und stellen die notwendigen Informationen lieferantenübergreifend so zur Verfügung, dass diese direkt in die Kliniksoftware übertragen werden können. Eine elektronische Kommunikation im Ordercycle ist für Gesundheitseinrichtungen und Lieferanten äußerst ökonomisch. Es passieren weniger Fehler und Prozesse werden enorm beschleunigt. Mit solchen Services spart die Klinik Geld und die Mitarbeitenden sparen Zeit, die sie u.a. in Maßnahmen zur Versorgungssicherheit oder die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie investieren können. Einkauf und Nachhaltigkeit Ein wichtiger Hebel des Einkaufs ist die Produkt- und Lieferantenauswahl, etwa nach ökologischen Kriterien. Sie bringen für Einrichtungen eine Reihe an Vorteilen. Produkte mit längerer Lebensdauer, reduzierte Materialverbräuche und Entsorgung oder schlanke, digitale Prozesse steigern die Effizienz bei verringertem Ressourcenverbrauch. Lieferanten in geografischer Nähe vermeiden lange Transportwege und sorgen mit stabilen Lieferketten für Versorgungssicherheit. Durch Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten, die z.B. lieber in nachhaltig produzierter Bettwäsche schlafen oder beim Essen regional und Bioprodukte bevorzugen, entsteht ein gesellschaftlicher Druck, der vom Krankenhaus als Wettbewerbsfaktor zur Patienten- und Mitarbeiterakquise genutzt werden kann. Weniger Artikel und weniger Lieferanten reduzieren die Komplexität und ermöglichen eine partnerschaftliche, dauerhafte Zusammenarbeit. Positiver Nebeneffekt ist, dass mit diesen vielfältigen Maßnahmen die rechtlichen Rahmenbedingungen des LkSG eingehalten werden. Betriebsziel: Nachhaltigkeit Das Vorantreiben der Digitalisierung ist notwendig für die schnelle und effektive Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen, muss aber von der Leitungsebene getragen werden. Erst sechs Prozent der deutschen Krankenhäuser haben eine Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei können ökologische Aspekte immer auch mit ökonomischen Vorteilen verbunden werden. So hat beispielsweise das Evangelische Krankenhaus Hubertus in Berlin die immensen Energiekosten mit einer modernen Anlage enorm reduziert. Das zahlt sich aus und mit den Einsparungen kann der Kredit abgezahlt werden. Erste Schritte sind die Verabschiedung einer mit den Unternehmenszielen einhergehenden Nachhaltigkeitsstrategie durch die Geschäftsführung, die Analyse der Ist-Situation und das Stecken von Zielen. Krankenhäuser stehen dabei nicht allein da. Das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt „KLIK green“ begleitet 250 Krankenhäuser und Rehakliniken bei der CO2-Vermeidung. Und ZUKE Green, das Netzwerk für die nachhaltige Beschaffung für Kliniken, unterstützt mit Best Practices, Austausch und Informationen. Wie auch immer die ersten Maßnahmen aussehen, alle Mitarbeitenden müssen einbezogen werden und dann gilt: Einfach mal anfangen. Kontakt zum Autor: Marcus Ehrenburg, Supedio GmbH, ehrenburg@supedio.com

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