Die Gesundheitswirtschaftskonferenz und die Pflege

Bei der Gesundheitswirtschaftskonferenz saß kein Vertreter aus der Pflege auf dem Podium. Davon waren die Demonstranten vor dem Bundeswirtschaftsministerium nicht begeistert. Doch war die Pflege wirklich nicht eingeladen? HCM hat beim zuständigen Ministerium nachgefragt. Hier ist die Antwort.

„Es reicht“: Pflegefachkräfte demonstrierten am Tag der Gesundheitswirtschaftskonferenz gegen das Vorgehen der AOK Nordost in den Tarifverhandlungen. – © Anna-Maja Leupold

Die Demonstranten vor dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) sind mit Fahnen, Trillerpfeifen und Plakaten ausgerüstet. Der Weg ins Gebäudeinnere gestaltete sich für Besucher der Gesundheitswirtschaftskonferenz am 5. September 2014 deshalb schwierig. Die Pflegefachkräfte demonstrierten vor dem Ministerium gegen die Haltung der AOK Nordost zur Vergütung ambulanter Pflegekräfte (siehe Kasten). Doch bei den Demonstranten kam noch etwas nicht gut an: Sie vermissten bei der Gesundheitswirtschaftskonferenz Vertreter der Pflegebranche. Doch war die Pflege wirklich nicht eingeladen?

Ein Blick auf die Liste der Referenten und Podiumsteilnehmer macht schnell klar, dass hier definitiv  kein Vertreter der Pflege vertreten war. So diskutierten im Hauptforum etwa Michael Vassiliadis (Vorsitzender der IG BCE), Prof. Dr. Hermann Requardt (CEO Healthcare Sector der Siemens AG), Prof. Dr. Detlev Ganten (Präsident des World Health Summit) und Franz Knieps (Vorsitzender des BKK Dachverbandes) darüber, inwiefern die Gesundheitswirtschaft trotz Boom eine politische Flankierung benötigt. Und auch in den anschließenden Foren saß kein Vertreter der Pflege auf dem Podium.

Doch fehlte die Pflegebranche bei der Gesundheitswirtschaftskonferenz gänzlich? Das Bundeswirtschaftsministerium verneinte das auf Anfrage von HCM: „Unserer Kenntnis nach waren auch Vertreter aus der Pflege anwesend.“

Gesundheitswirtschaftskonferenz: Jeder kann sich anmelden

Und nicht nur das, das BMWi weist zudem daraufhin, dass die jährlichen Gesundheitswirtschaftskonferenzen grundsätzlich allen Entscheidungsträgern aus Gesundheitsversorgung, Gesundheitswirtschaft und Gesundheitsforschung offenstehen. Im Vorfeld sei die Veranstaltung stark beworben worden und jeder habe die Möglichkeit gehabt, sich für die Teilnahme anzumelden.

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    Die Gesundheitswirtschaft ist in Deutschland ein Jobmotor. Mittlerweile arbeitet jeder achte Beschäftigte in Deutschland in dieser Branche – Tendenz steigend. Wie sich die deutsche Gesundheitswirtschaft für die Zukunft noch besser aufstellen kann, diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Forschung und Gesundheitswesen bei der 4. Gesundheitswirtschaft in Berlin. Was fehlte, war ein Vertreter der Pflege.
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    Das kritisierten zumindest Pflegefachkräfte, die vor dem Bundeswirtschaftministerium demonstrierten. Allerdings war die Pflege….
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    … bei der 4. Gesundheitswirtschaftskonferenz dennoch ein Thema. So wies Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDD) daraufhin, dass derzeit an der Modernierung der Pflegeausbildung gearbeitet werde. Er sieht in der Zusammenlegung von Gesundheits-, Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zu einem Ausbildungsberuf, einen Beitrag dazu, künftig möglichst viele Fachkräfte in der Pflege halten zu können.
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    Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel thematisierte indes den Fachkräftemangel in der Pflege. Der SPD-Politiker sieht insbesondere bei den Arbeitsbedingungen in der Pflege deutlichen Verbesserungsbedarf.
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    Bei der Gesundheitswirtschaftkonferenz diskutierten Michael Vassiliadis (Vorsitzender IG BCE), Prof. Dr. Hermann Requardt (CEO Healthcare Sector der Siemens AG), Prof. Dr. Detlev Ganten (Präsident des World Health Summit) und Franz Knieps (Vorsitzender des BKK Dachverbandes) u.a. über den Fachkräftemangel in der Gesundheitswirtschaft.

    Generell werden die Beschäftigten in dieser Branche gut bezahlt – Ausnahme sind allerdings diejenigen, die Dienstleistungen am Menschen erbringen. Nach Ansicht von Vassiliadis könne man den Fachkräftemangel in diesem Bereich deshalb nur mit Geld lösen.

Für die kommende Gesundheitswirtschaftskonferenz äußert BMWi-Sprecher Adrian Toschev noch einen Wunsch: „Wir würden uns freuen, wenn die Verantwortlichen aus der Pflegewirtschaft künftig stärker auf der Gesundheitswirtschaftskonferenz Präsenz zeigen und sich für die Veranstaltung anmelden.“

Demonstration vor dem Bundeswirtschaftsministerium
Am 5. September 2014 demonstrierten Pflegefachkräfte der Berliner Wohlfahrtsverbände gegen das Vorgehen der AOK Nordost in den Gehaltstarifverhandlungen. Der Grund: Nach jahrelangen Auseinandersetzungen mit der Krankenkasse wurden den gemeinnützigen Pflegediensten durch eine Schiedsperson Nachzahlungen in Höhe der Lohnentwicklung im Gesundheitsbereich zugesprochen. Doch die AOK Nordost klagt gegen die tariflich orientierte Entlohnung in der Pflege. Die Pflegefachkräfte der Berliner Wohlfahrtsverbände, die sich zu einem Aktionsbündnis zusammengeschlossen haben, sagten vor dem Bundeswirtschaftsministerium nun: #Es reicht!