Lesetipp Diagnose: Digital Desaster – ist das Gesundheitswesen noch zu retten?

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Digitalisierung

Moderne Informationstechniken können und sollen dazu beitragen, die Qualität und Transparenz der medizinischen Versorgung zu verbessern und das Gesundheitswesen wirtschaftlicher zu gestalten. Autor Peter Schaar gibt Einblick in die Entscheidungsabläufe im Gesundheitsbereich.

Digital Desaster Digitalisierung Gesundheitswesen
Das Buch Digital-Desaster gibt einen Einblick in die Digitalisierung im Gesundheitswesen und die Entscheidungsabläufe. – © Hirzel Verlag

Über Erfolg oder Misserfolg des Einsatzes von IT im Gesundheitswesen entscheidet letztlich die Akzeptanz der Menschen. Die Diskussionen um

  • Gesundheitskarte,
  • Telematikinfrastruktur und
  • Elektronische Patientenakte

erregen die Gemüter. Peter Schaar, langjähriger Bundesdatenschutzbeauftragter bringt Licht ins dunkle Daten- und Gesundheitsdickicht. Er geht u.a. im Buch auf diese Fragen ein:

  • Warum stoßen Innovationen im Gesundheitssektor bei vielen Beteiligten auf große Skepsis?
  • Wie lässt sich die Entwicklung und Realisierung sinnvoller IT-gestützter Lösungsansätze beschleunigen?
  • Welche Rolle spielt der eng geschnittene, kleinteilige Regulierungsrahmen – nicht nur, aber auch beim Datenschutz?

Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen

Der Autor hat verschiedene Felder und Projekte zur Digitalisierung ausgeleuchtet. Er hat versucht, im Detail herauszufinden, wo und warum vieles nicht so funktioniert und warum manches eben doch ziemlich gut gelaufen ist. Seine Erkenntnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Unklare und inkonsistente Zielvorgaben,
  • Mangelndes Verständnis der digitalen Transformation,
  • föderale Strukturen,
  • Interessengegensätze in der Selbstverwaltung,
  • ungenügender Mehrwert für die Nutzerinnen und Nutzer,
  • Institutionsfixierung.

Digitalisierung: Blick auf erfolgreiche Länder

Im Kapital „Bestandsaufnahme“ wird das deutsche Gesundheitssystem beleuchtet und ein Blick auf erfolgreiche Länder aufgezeigt. Diese zeichnen sich aus durch einen Dreiklang aus

  • effektiver Strategie,
  • politischer Führung und
  • koordinierenden nationalen Institutionen.

Die Politik habe in den erfolgreichen Ländern die Akzeptanzförderung bei Patientinnen und Patienten, Ärzteschaft und anderen Gesundheitsberufen als eine zentral strategische Aufgabe anerkannt.

Datenschutz im Gesundheitswesen

Datenschutzrisiken bestehen auch jenseits der IT-Sicherheit. Dabei gehe es in erster Linie um die zweckfremde Verwendung von Gesund­heitsdaten durch Unternehmen und durch staatliche Stellen. Daten über den Gesundheitszustand sind eine wertvolle Handelsware.

Das Kapitel gibt Einblick in u.a.

  • Patientensouveränität und -selbstbestimmung,
  • Datenschutzgrundverordnung,
  • Zugang zu Gesundheitsdaten,
  • Big Daten und KI am Datenschutz.

Der Weg der Gesundheitskarte – Telematikinfrastruktur

Die grundlegenden Konzepte für Gesundheitskarte und Telematikinfrastruktur stammen aus den 1990er Jahren. Schaar zeigt den Weg der Einführung der Gesundheitskarte auf und gibt eine Zwischenbilanz zur Telematikinfrastruktur.

Innovative Ansätze

Trotz aller Erfahrungen mit dem trägen Verlauf der di­gitalen Transformation haben in den letzten Jahren innovative Ent­wicklungen im Gesundheitswesen stattgefunden. Einige dieser – direkt oder indirekt mit der Telematikinfrastruktur verknüpften – Ansätze werden im Buch kurz vorgestellt und diskutiert. Alle diese Entwicklungen, u.a.

werden vorgestellt und kritisch beleuchtet.