DGGÖ: Anreize bei Organspende notwendig

Dem Prinzip der Reziprozität folgend, schlägt die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (DGGÖ) vor, durch ein Bonus-Malus-Punktessystem einen Anreiz für Organspende zu schaffen.

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Die Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie (DGGÖ) befürwortet bei der Organspende die so genannte Entscheidungslösung, auf die sich die Gesundheitsminister der Bundesländer geeinigt haben. Um ein höheres Spendenaufkommen zu erzielen, seien allerdings wichtige Ergänzungen notwendig.  

(GT)“Die Entscheidungslösung allein wird nicht dazu führen, dass mehr Menschen sich als Spender zur Verfügung stellen“, sagt Friedrich Breyer vom Vorstand der DGGÖ. Er kritisiert, dass es für die Bürger keinen Anreiz dafür gebe, ihre Organe zu spenden.  

Dem möchte die DGGÖ durch ein Bonus-Malus-System begegnen. Diejenigen, die selbst zum Spenden bereit sind, sollen einen Bonus bekommen, falls sie selbst erkranken und ein Spenderorgan benötigen. Damit rücken sie auf der Warteliste für Transplantationen weiter nach oben. Umgekehrt erhalten Personen, die eine Entnahme nach ihrem Tod ablehnen, einen Malus und werden bei einer notwendigen Transplantation erst später berücksichtigt. Diejenigen, die erst ihre Bereitschaft zur Organspende bekunden, wenn sie selbst eine Transplantation benötigen, müssten eine Wartezeit in Kauf nehmen, so die Idee. „Diese Regel der Reziprozität, also der Gegenseitigkeit, wird dazu führen, dass sich die Bürger bei ihrer Entscheidung auch in die Rolle eines potenziellen Empfängers versetzen“, hofft Breyer.  

Neben der Bonus-Malus-Regelung schlägt die DGGÖ vor, ein bundesweites Spenderegister einzurichten. Darin sollen sowohl positive als auch negative Erklärungen zur Spendenbereitschaft dokumentiert werden. Wenn bei einem Patienten der Hirntod festgestellt werde, könne das Krankenhaus direkt beim Spenderegister anfragen, ob der Patient Organspender sei. Dies erspare die für alle Beteiligten belastenden Angehörigengespräche. Darüber hinaus zerstreue es die Sorgen vieler Patienten, dass sie als potenzielle Spender schlechtere Überlebenschancen hätten, da erst nach Eintritt des Todes die Erklärung zur Organspende abgefragt würde, erklärt Breyer.

Die Gesundheitsminister der Bundesländer hatten sich im Juni auf die sogenannte Entscheidungslösung geeinigt, nach der jeder Bürger einmal im Leben erklären soll, ob er nach seinem Tod seine Organe spenden möchte oder nicht. Die Bundesregierung hat das Signal ausgesendet, eine schnelle Lösung umsetzen zu wollen. Wie das genau aussehen soll, ist noch unklar. In Deutschland sterben jedes Jahr über 1.000 Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein Spenderorgan erhalten. Mit 15,9 postmortalen Organspendern pro einer Million Einwohner liegt Deutschland im internationalen Vergleich im hinteren Mittelfeld.