Patientensicherheit
Am 12. Mai 2022 verlieh das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) zum neunten Mal den Deutschen Preis für Patientensicherheit in den Kategorien Sonderpreis und drei Platzierungen. Der erste Platz ging an „Renal Pharmacist“.

Seit 2013 werden mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit wegweisende Projekte rund um eine sichere, optimierte und patientenorientierte Versorgung ausgezeichnet. In diesem Kahr sicherte sich den ersten Platz Dr. Sarah Friederike Seiberth des LMU Klinikums München vom Promotionsprogramm Klinische Pharmazie mit „Renal Pharmacist – Etablierung und Vernetzung der stationären pharmazeutischen Betreuung von niereninsuffizienten Patienten an vier Standorten in Deutschland“. Zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) kann ein „Renal Pharmacist“, also eine Apothekerin oder ein Apotheker mit speziellem Fokus auf Patientinnen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion durch Medikationsanalysen renale arzneimittelbezogene Probleme identifizieren und gemeinsam mit dem Stationsarzt/der Sationsärztin lösen. Dieser Service ist noch nicht in der Regelversorgung in deutschen Krankenhäusern angekommen. Erstmals schuf das Projektteam ein Netzwerk von Renal Pharmacists in Deutschland, in dem es um gegenseitige fachliche und organisatorische Unterstützung geht. Die Einzelprojekte sind klinikspezifisch nach dem individuellen Bedarf konzipiert worden. Durch die engmaschig vorgenommenen, strukturierten pharmazeutischen Medikationsanalysen von Risikopatientinnen und -patienten mit Niereninsuffizienz wird ein wesentlicher Beitrag zu einer höheren patientenindividualisierten AMTS geleistet, der durch die Übernahme in Entlassbriefe sektorenübergreifend wirksam wird. Das Projekt ist laut APS ein gelebtes Beispiel enger interprofessioneller Zusammenarbeit mit dem Ziel die Patientensicherheit in dieser vulnerablen Patientengruppe zu erhöhen.
Das sind die zweit- und drittplatzierten Projekte
Platz zwei belegte Dr. Winfried Alsdorf vom Universitätsklinikum Eppendorf, Hamburg, II. Medizinische Klinik, mit seiner „Wissenschaftlichen Arbeit: Etablierung und Validierung einer standardisierten Dokumentation der Supportivtherapie bei Chemotherapie mit hochdosiertem Methotrexat“. Diese Chemotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung bei akuten Leukämien, Lymphdrüsenkrebs und Osteosarkomen. HD-MTX kann schwerwiegende, lebensbedrohliche Nebenwirkungen verursachen, insbesondere wenn die notwendige Begleittherapie nicht optimal vorgenommen wird. Die Anwendung von Hilfsmitteln wie einer Checkliste und eine standardisierte Dokumentation konnten die Sicherheit medikamentöser Tumortherapien deutlich verbessern.
Für den dritten Platz überzeugte die Jury die Arbeit von Dr. Oliver Keil, Katja Brunsmann und Dr. Christiane Beck von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover. Sie hatten sich mit der „Verbesserung der Patientensicherheit durch die Einführung eines strukturierten Team-Briefings unmittelbar vor der Einleitung einer Kinderanästhesie“ beworben. Mit dem etablierten präoperativen Anästhesiebriefing schufen sie eine Sicherheitskultur in der Abteilung, um Komplikationen zu vermeiden, die bei der Kinderanästhesie bekanntermaßen oft durch verbale Fehlkommunikation entstehen.
Sonderpreis geht an „Speaking-up“
Den Sonderpreis gewann das Autorenteam aus
- Dr. Carl Schick,
- Fabio Walther und
- Prof. Dr. Michael Heesen
vom Kantonsspital Baden (Schweiz) sowie Prof. Dr. David Schwappach, Dr. Evgeniya Kornilov, Dr. Sharon Orbach-Zinger, Dr. Daniel Katz mit einer Untersuchung zu den „Auswirkungen eines 22-monatigen, mehrstufigen Implementierungsprogramms auf das Speaking-up-Verhalten in einer akademischen Anästhesieabteilung.“ Speaking-up – also auf drohende Fehler während eines Eingriffs oder einer Behandlung aufmerksam zu machen – ist aufgrund zwischenmenschlicher und organisationaler Hürden immer noch gar nicht so einfach und wird häufig unterlassen. Im Departement Anästhesie am Kantonsspital Baden startete das Projektteam ein 22 Monate langes multimodales Programm zur Etablierung und Stärkung von Speaking-up, das im Ergebnis eine klare Verbesserung in der Einstellung zu Speaking-up und im Sicherheitsklima erbrachte.
Infos zum Preis und zu den ausgezeichneten Projekten sind zu finden auf: https://www.aps-ev.de/dpfp/.
Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS)
Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen sowie aus Industrie und Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patienten-sicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Pro-jekte und Initiativen des Vereins. Das APS wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden. Patienteninformationen und Handlungsempfehlungen entstehen beim Aktionsbündnis Patientensicherheit durch Erarbeitung in ehrenamtlich tätigen Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Patientensicherheitsthemen, aus der Praxis für die Praxis, und bilden das Herzstück der Arbeit. Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de