Auszeichnungen & Awards und Patientensicherheit
Am 7. September 2023 verlieh das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) zum zehnten Mal den Deutschen Preis für Patientensicherheit. Das Projekt „Digital unterstütztes hausärztliches Medikationsmanagement für ambulante Patienten mit Polypharmazie“ belegte den ersten Platz.

Drei Preisträger zeichnete das APS anlässlich des Big Bang Health Festivals in Essen mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit aus. Marcel Böttcher von der Barmer nahm den ersten Preis stellvertretend für das Team aus Barmer, AOK-Nordost, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin und RpDoc Solutions GmbH an. Der zweite Platz ging an Vivien Berger vom Universitätsklinikum Eppendorf und der dritte Platz an Prof. Dr. Claudia Bausewein von der Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin, LMU Klinikum München. Mit den Preisträger-Themen der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in der ambulanten Betreuung von Patientinnen und Patienten, Closed Loop Medication Management sowie Patienten- und Angehörigenbetreuung in Pandemiezeiten war die AMTS stark repräsentiert. Medikationsfehler sind für zirka fünf Prozent aller Krankenhauseinweisungen verantwortlich.
Deutscher Preis für Patientensicherheit zum zehnten Mal verliehen
Zum zehnten Mal hatte das APS gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern – der Ecclesia Versicherungsdienst GmbH, der Inworks GmbH, der MSD Sharp & Dohme GmbH und der Thieme Gruppe – den Deutschen Preis für Patientensicherheit ausgeschrieben. Mit der Verleihung fördert und würdigt das APS jedes Jahr Akteure im Gesundheitswesen, die sich mit besonderen Ideen und Projekten für die Verbesserung der Patientensicherheit einsetzen. Die Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit Dr. Ruth Hecker gratulierte den diesjährigen Preisträgern und eröffnete die Verleihung des Deutschen Preises für Patientensicherheit.
„Das Thema Arzneimittelsicherheit präsentierte sich beim diesjährigen Preis sehr gut. Mit der Auszeichnung der diesjährigen Preisträger möchten wir alle Sektoren für Patientensicherheit sensibilisieren und den maßgeblichen Stellenwert von Patientensicherheit für alle Bereiche hervorheben.“
Dr. Ruth Hecker
Die Auszeichnung ist für den ersten Platz mit 10.000 Euro, für den zweiten mit 6.000 Euro und den dritten Platz mit 3.500 Euro dotiert. Das Preisgeld wird zweckgebunden vergeben.
Deutscher Preis für Patientensicherheit 2024
Ende September 2023 startet die nächste Ausschreibung für den Deutschen Preis für Patientensicherheit 2024 mit einem Bewerbungszeitraum bis 30. November 2023. Die Vorsitzende Hecker ermutigte v.a. Projekte aus der Pflege zu einer Bewerbung. In diesem Bereich würden vermehrt Studien und Fachweiterbildungen zur Patientensicherheit geführt werden, die sich um die öffentlichkeitswirksame Auszeichnung bewerben können.
33 Leuchtturm-Ideen bereits ausgezeichnet
In der Vergangenheit prämierte das APS bereits 33 Leuchtturm-Ideen, die Patientensicherheit fördern und verbessern. Darunter wurden auch einige spezielle Sonderpreise vergeben. Insgesamt wurde der Preis nun an 36 Preisträger vergeben. Die Preisausrichter setzen sich zum Ziel nicht nur den stationären, sondern verstärkt den ambulanten Bereich im Gesundheitswesen zu Projekteinreichungen zu ermutigen.
Das sind die Erstplatzierten – digital unterstütztes hausärztliches Medikationsmanagement
Mit „Digital unterstütztes hausärztliches Medikationsmanagement für ambulante Patienten mit Polypharmazie“ ging der 1. Platz an das Team aus Barmer, AOK-Nordost, Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe, Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin und RpDoc Solutions GmbH. Es geht darum, Gefahren der Polypharmazie digital zu verringern. Die Nutzung von Routinedaten der Krankenkassen zur Behandlungsunterstützung und die elektronisch unterstützte Prüfung auf vermeidbare Risiken sollen Ärztinnen und Ärzte eine bessere Behandlung ihrer Patientinnen und Patientenermöglichen. Bei einer flächendeckenden Anwendung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten könnten laut der Barmer so jährlich bundesweit 65.000 bis 70.000 Todesfälle vermieden werden.
Zweiter Platz: Closed Loop Medication Management
Den zweiten Platz erhielt das Projekt „Auswirkungen pharmazeutischer Interventionen innerhalb des Closed Loop Medication Managements auf die Arzneimitteltherapiesicherheit“ von Vivien Berger, Fachapothekerin für Klinische Pharmazie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Klinikapotheke. Das Closed Loop Medication Management (CLMM) beschreibt einen sicheren, effizienten und in sich geschlossenen digitalen Medikationsprozess. Für die einzelnen Elemente des CLMM wurde bereits nachgewiesen, dass diese zu einer Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) beitragen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Auswirkungen des gesamten CLMM auf pharmazeutische Interventionen (PI) als Maß für die AMTS auszuwerten. Neben der Digitalisierung und Automatisierung trägt der flächendeckende Einsatz von Stationsapothekerinnen und -apothekern in beiden Gruppen zu einer Verbesserung der stationären Patientenversorgung bei. Medikationsfehler können frühzeitig erkannt und gelöst werden, bevor diese zu einer Schädigung der Patientinnen und Patienten führen. So werden sowohl Qualität als auch Quantität bei der AMTS-Prüfung miteinander vereint.
Dritter Platz: PallPan-Projekt
Den dritten Platz belegte das Projekt „Palliativmedizin & Hospizarbeit in der Pandemie – das PallPan-Projekt in Deutschland“ von Prof. Dr. Claudia Bausewein, LMU Klinikum Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin. Erfahrungen im Umgang mit Sterben und Tod während der Corona-Pandemie waren geprägt von Einsamkeit. Schwerstkranke und sterbende Menschen, ob infiziert oder nicht, waren von Besuchseinschränkungen ganz besonders betroffen – viele blieben selbst in der letzten, oft schwersten Phase ihres Lebens allein. Darunter litten Patientinnen und Patienten, ihre Angehörigen und das medizinische Fachpersonal. Einige unterstützende Angebote für die Behandlung und Begleitung der Menschen am Lebensende waren durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie nicht mehr umsetzbar. Beispielsweise war die Begleitung durch ehrenamtliche Trauerbegleitung durch die Kontakt- und Besuchseinschränkungen deutlich erschwert. Damit schwerstkranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen in künftigen Pandemien in vollem Umfang begleitet und unterstützt werden können, braucht es
- eine nationale, verbindliche Strategie in Form von Handlungsempfehlungen zur allgemeinen und spezialisierten Palliativversorgung von Patientinnen und Patienten (mit oder ohne Covid-Infektion) auf allen Versorgungsebenen sowie
- Best Practice-Beispiele für den praktischen Alltag.
Die Entwicklung dieser nationalen Strategie war das Ziel von „Palliativversorgung in Pandemiezeiten“ (PallPan). Das Verbundprojekt ist Teil des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.
Die PallPan-Studien
Die Grundlage für die Entwicklung der Strategie bildeten neben der internationalen Literatur die Ergebnisse aus insgesamt 16 Studien. Diese wurden 2020 und 2021 im Verbundprojekt PallPan durchgeführt. Die PallPan-Studien haben
- Betroffene,
- Versorgende und
- Verantwortliche im Gesundheitssystem und in der Politik
nach ihren Erfahrungen während der Corona-Pandemie befragt und deren Aussagen ausgewertet. Kernstück der Strategie sind – neben der Sammlung und Entwicklung von Informationsmaterial – konkrete Handlungsempfehlungen, die sich in drei Kapitel untergliedern:
- Patientinnen und Patienten sowie Angehörige unterstützen,
- Mitarbeitende unterstützen,
- Strukturen und Angebote der Palliativversorgung unterstützen und aufrechterhalten.
Der Deutsche Preis für Patientensicherheit
Unter dem Vorsitz von Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit, bewertete eine Jury die Einsendungen nach fünf Bewertungskriterien im Punktesystem. In einer finalen Jurysitzung wurden aus einer „Bestenliste“ die drei Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Die Bewertungskriterien berücksichtigten
- Praxisrelevanz und Einfluss auf Patientensicherheit,
- Innovation,
- Übertragbarkeit/Fortschritt für die Versorgung,
- Umsetzung/Grad der Implementierung und
- Evaluationsergebnisse bzw. Ausblick auf eine nachhaltige Wirksamkeit.
Die Jury-Vorsitzende nahm selbst keine Bewertungen der eingereichten Arbeiten vor, sondern überwachte das satzungsmäße Bewertungsprozedere und moderierte die Jurysitzung.
Mitglieder der Jury in diesem Jahr sind:
- Peggy Ahl, Apothekerin, Referentin für Qualitätssicherung im Geschäftsbereich Pharmazie, ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände;
- Dr. Franziska Diel, MPH, Leiterin Dezernat Versorgungsqualität, Herausgeberin und Co-Autorin der QEP-Werke, KBV – Kassenärztliche Bundesvereinigung;
- Dr. Ahmed Khalifa, Medizinischer Direktor der MSD Sharp & Dohme GMBH, Deutschland;
- Hannelore Loskill, Bundesvorsitzende der BAG Selbsthilfe;
- Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ);
- Martin Meilwes, Prokurist der GRB Gesellschaft für Risiko-Beratung mbH;
- Birgit Pätzmann-Sietas, Präsidiumsmitglied im Deutschen Pflegerat;
- Univ.-Prof. Dr. Claudia Doris Spies, Direktorin der Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Charité Campus Mitte und Campus Virchow Klinikum sowie
- Markus Tannheimer, Geschäftsführung Inworks GmbH.
Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS)
Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen sowie aus Industrie und Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS) zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins. Das APS wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden. Patienteninformationen und Handlungsempfehlungen entstehen beim Aktionsbündnis Patientensicherheit durch Erarbeitung in ehrenamtlich tätigen Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Patientensicherheitsthemen, aus der Praxis für die Praxis, und bilden das Herzstück der Arbeit.
Weitere Informationen finden Interessierte unter: www.aps-ev.de.