Pharma
Der neue Arzneimittel-Atlas zeigt einen moderaten Anstieg der Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2019 um 3,2 Prozent (1,2 Milliarden Euro) auf 39,9 Milliarden Euro. Ein Überblick über Ursachen, Medikamente und weitere Trends im GKV-Arzneimittelmarkt.
Ursache für den Ausgabenanstieg bei Arzneimitteln der GKV ist laut dem IGES-Arzneimittel-Atlas v.a. der Mehrverbrauch. Dieser habe die Ausgaben um 2,05 Milliarden Euro wachsen lassen, ein neuer Höchststand. Ursache sei der vermehrte Einsatz von Therapien gegen zahlreiche Erkrankungen, wobei die Immunsuppressiva etwa gegen rheumatoide Arthritis oder Schuppenflechte sowie Krebsmedikamente den größten Anteil daran hatten. Aber auch Impfstoffe und Mittel gegen Mukoviszidose oder seltene Stoffwechselkrankheiten wurden mehr verordnet.
Das dennoch mäßige Ausgabenplus gehe v.a. auf erneut gestiegene Herstellerrabatte zurück. Sie beliefen sich auf insgesamt 6,74 Milliarden Euro und sind im Vergleich zum Vorjahr um 0,54 Milliarden Euro (8,8 Prozent) gestiegen. Zudem dämpfte der vermehrte Einsatz von preisgünstigeren Generika und Biosimilars die Ausgaben um 623 Millionen Euro.
Mehr nutzenbewertete Arzneimittel verschrieben
Der Arzneimittel-Atlas analysiert auch die Nutzenbewertung von Arzneimitteln nach dem Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG). 2019 wurden 93 Verfahren abgeschlossen, darunter 41 für neu eingeführte Präparate. Seit Beginn der AMNOG-Bewertung im Jahr 2011 wurden insgesamt 459 Verfahren durchgeführt. In 58 Prozent der Verfahren wurde ein Zusatznutzen bescheinigt.
Ärzte verordnen zudem immer mehr nutzenbewertete Arzneimittel. Der Anteil von AMNOG-Präparaten am gesamten Arzneimittelumsatz stieg von 560 Millionen Euro im Jahr 2011 auf 11,4 Milliarden Euro im Jahr 2019. Davon entfallen 73 Prozent (8,3 Milliarden Euro) auf Präparate, für die ein Zusatznutzen anerkannt wurde. Damit machen Arzneimittel mit anerkanntem Zusatznutzen inzwischen etwa ein Fünftel des Umsatzes für alle Arzneimittel aus, die von Apotheken ambulant zu Lasten der GKV abgegeben werden.
Über den Arzneimittel-Atlas
Der Arzneimittel-Atlas erscheint seit 2006 jährlich als Buch und als Online-Version www.arzneimittel-atlas.de mit herunterladbaren Abbildungen. Herausgeber und Autoren des Buches sind Wissenschaftler des IGES Instituts. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) unterstützt die Analysen finanziell.
Anmerkung der Redaktion in Abstimmung mit IGES:
Die unterschiedlichen Ausgabensteigerungen (1,2 Milliarde bzw. 2,4 Milliarden Euro) sind ein einmaliges Phänomen. Die 2,4 Milliarden rühren daher, dass es eine Änderung bei den amtlichen Statistiken des Bundesgesundheitsministeriums gab (bei der sog. KJ1, mit der IGES die GKV-Ausgaben berechnet). Die Statistik wurde um ein weiteres (Ausgaben-)Konto erweitert, durch das anders als bisher Arznei- und Verbandmittel, die ambulant von Krankenhäuser abgegeben wurden, ausschließlich als Arzneimittelausgaben kontiert werden. Durch diese Erweiterung ergibt sich eine deutlich höhere Steigerung und ein direkter Vergleich der Jahre 2018 und 2019 bezüglich der Arzneimittelausgaben ist somit nicht möglich. Um die Ausgabenveränderung dennoch gegenüberstellen zu können, simuliert der Arzneimittel-Atlas rechnerisch die bis 2018 geltende Kontierung.
Infos zum Buch |
Arzneimittel-Atlas 2020: Bertram Häussler, Ariane Höer (Hrsg.), Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, ISBN: 978-3-95466-573- 0 , 198 Seiten, 48 Abbildungen und 52 Tabellen, bestellbar unter: www.mwv-berlin.de |