DBfK: „Im Gesundheitssystem wird Frauen-Potential vergeudet“

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Fachkräftemangel

Frauen verdienen weniger als Männer, haben seltener eine Führungsposition und kümmern sich häufiger um die Erziehung der Kinder. Das ist auch bei Pflegefachkräften so. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe fordert von Politik deshalb Maßnahmen, um die Branche zukunftsfest zu machen.

In der Pflege arbeiten viele Frauen und viele von ihnen haben nur einen Teilzeitjob. – © drubig-photo (Fotolia.com)

Nur 29 Prozent der Frauen hatten 2012 eine Führungsposition inne. Und im vergangenen Jahr verdienten Frauen im Schnitt 22 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Das geht aus einer Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes hervor.

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) bewertet die Zahlen mit Ernüchterung und sieht v.a. Handlungsbedarf für Politik und Unternehmen. „Obwohl Mädchen und junge Frauen ihre männlichen Kollegen beim Bildungsniveau überholt haben, wirkt sich das an den Arbeitsplätzen und in der Lohntüte nicht aus. Dies gilt branchenübergreifend, aber v.a. auch im deutschen Gesundheitswesen und im Frauenberuf Pflege„, sagt DBfK-Referentin Johanna Knüppel.

Neben der Vergütungslücke zwischen Männern und Frauen weist die Statistik des Statistischen Bundesamtes weitere Unterschiede zwischen den Geschlechtern in punkto Erwerbstätigkeit auf. So schränken Mütter ihre Berufstätigkeit deutlich häufiger ein als Väter. Mütter mit Kindern unter drei Jahren sind laut Statistischem Bundesamt nur zu 32 Prozent erwerbstätig. Bei Vätern liegt die Erwerbstätigenquote unabhängig vom Alter des Kindes zwischen 82 und 85 Prozent.

Und wenn Mütter arbeiten, dann sind sie mehrheitlich in Teilzeit beschäftigt. Im Jahr 2012 hatten etwa 69 Prozent der erwerbstätigen Mütter mit einem minderjährigen Kind einen Teilzeitjob. Im gleichen Zeitraum waren es bei den Vätern nur sechs Prozent.

Hohe Teilzeitquote trotz Fachkräftemangel

„Trotz des allseits beklagten Pflegefachpersonalmangels wird eine hohe Teilzeitquote hingenommen oder von den Arbeitgebern aus ökonomischen Gründen sogar gewollt“, kritisiert Knüppel. Die Vereinbarkeit von f amiliären mit beruflichen Pflichten sei im Pflegeberuf unter den derzeitigen Rahmenbedingungen schwer zu bewältigen. Dadurch werden Frauen nach Ansicht der DBfK-Referentin bei Fort- und Weiterbildung sowie Karriereperspektiven häufig benachteiligt.

In der Pflege ist der Anteil von Frauen an Führungspositionen besonders niedrig. Während 29 Prozent (2012) der Frauen im Jahr 2012 eine Führungsposition in Unternehmen und der öffentlichen Verwaltung innehatten, sind es in der Pflege laut DBfK derzeit nur 15 Prozent .

Potential von Frauen in der Branche nicht ausgeschöpft

Knüppel sieht im deutschen Gesundheitswesen nicht nur wertvolles Frauen-Potential vergeudet. „Deutschland gehört im internationalen Vergleich bei der Gleichstellung von Männern und Frauen zu den Schlusslichtern“, kritisiert die DBfK-Referentin. Der DBfK fordert deshalb die Verantwortlichen in Politik und Unternehmen auf, ganz im Sinne von Artikel 3 des Grundgesetzes, für Chancengleichheit zu sorgen. Wer die v.a. von Frauen getragene Pflegebranche zukunftsfest machen wolle, müsse investieren. Dazu gehören nach Ansicht des Branchenverbands Investitionen in

  • eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf über alle Lebensphasen hinweg,
  • Personalentwicklung und Karriereförderung,
  • attraktive Arbeitsplätze, die nicht krank machen sowie in
  • Talentförderung und Mitarbeiterbindung.

Mit modernem Rollenverständnis zu mehr Wettbewerbsfähigkeit

Darüber hinaus fordert der DBfK Arbeitgeber dazu auf, ein modernes Rollenverständnis von Mann und Frau als Chance zu verstehen und dieses besser zu fördern. Schließlich könnten Pflegeunternehmen auf diese Weise ihre wettbewerbs- und leistungsfähig verbessern, so die Einschätzung des Verbandes.