Reinbek St. Adolf-Stift Damit der Wechsel in die Pflege einfach wird

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Digitalisierung

Der Wechsel aus der stationären Behandlung in eine Pflegeeinrichtung kann die notwendige pflegerische Versorgung unterbrechen. Das Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift schuf gemeinsam mit Partnern aus Pflege und niedergelassener Medizin in dreijähriger Projektarbeit eine digital-vernetzte Struktur für die Übergabekommunikation.

Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift
Mithilfe des SEKMA-Projektes ist am Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift nun das Entlassmanagement digital. – © Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift

Das Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift startete das Projekt zum sektorenübergreifenden Entlassmanagement (SEKMA) mit Partnern aus dem regionalen Versorgungsnetzwerk in Südholstein. Dazu gehörten Seniorenpartner Elisabeth Schulz in Trittau und die Wicherngemeinschaft Reinbek – beides Anbieter für stationäre Pflege. Die ambulante Pflege war mit der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit in Reinbek und der Pflegediakonie in Aumühle vertreten. Weiterhin zählten drei Ärztenetzwerke zu den Kooperationspartnern. Im Jahr 2020 begannen die Beteiligten im SEKMA-Projekt, die Prozesse im Entlassmanagement zu optimieren. Unter der zentralen Projektleitung von Klinikmanagerin Laila Wahle entwickelten die Partner gemeinsam mit ausgewählten IT-Dienstleistern die digital-vernetzte Kommunikation. Das Vorhaben wurde mit rund 490.000 Euro durch das Land Schleswig-Holstein gefördert und durch die Universitätsklinik des Landes begleitet. Die Beteiligten schlossen die Umstellung Ende 2022 ab.

Ganzheitliche Digitalisierung mit Anwendungen

Die Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift und seine Partner analysierten die laufenden Prozesse in ihren Einrichtungen. Anschließend definierten sie gemeinsam die Anforderungen an die künftigen digitalen Lösungen. Alle Teilnehmenden wollten in den bestehenden Software-Umgebungen weiterarbeiten. Ziel war die schnelle und sichere Weitergabe von Informationen. Nach einer Marktrecherche entschieden sie sich für neun IT-Dienstleister für die einzelnen Aufgaben. Es folgte die Anschaffung der Hard- und Software. Die Einrichtungen erhielten Komponenten. Basis für die Technologien bildete die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) mit dem medizinischen Kommunikationsdienst KIM, umgesetzt durch den IT-Dienstleister Akquinet. Über diesen Maildienst können Daten sicher ausgetauscht werden. Die IT folgt strengen Grundsätzen der Datensicherheit, Kommunikationspartner müssen für die sichere Kommunikation eindeutig identifizierbar sein. Damit sensible Informationen nicht zugreifbar sind, werden medizinische Daten in der TI nicht auf Servern im Internet gespeichert. Der zentrale Datenspeicher für das Netzwerk wurde durch das Krankenhaus bereitgestellt.

TI-Nutzung Anbindung Medizinwesengesamt
Nutzung der Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen. – © SEKMA/KH Reinbek

Der IT-Dienstleister installierte eine Sozialdienstsoftware und eine Überleitungsplattform für das Entlassmanagement im Krankenhaus. Weitere Anwendungen waren die Übermittlung von Arztbriefen und die datengestützte Videokommunikation. Zu dem kamerabegleiteten Tool erläutert Dr. Annette Sommerfeld, Krankenhaus Reinbek St. Adolf-Stift: „Wir bieten in der Gefäßchirurgie niedergelassenen Ärzten, Wundexperten und ambulanten Pflegediensten Videokonferenzen zu Patienten und Patientinnen mit chronischen Wunden an. Nach der Terminvereinbarung erhalten diese eine digitale Einladung über das Programm Elvi und wir können live mit der betroffenen Person den Befund und das Prozedere besprechen.“

Die Sektorenvernetzung wurde so organisiert, dass sie zu einer besseren Versorgung der Patienten und Patientinnen und einer Entlastung der Fachkräfte in medizinischen Einrichtungen beitrug. Projektleiterin Wahle resümiert: „Die digitalen Verbindungen und Anwendungen optimieren die Vernetzung der Sektoren Krankenhaus, Pflege und niedergelassener Medizin. Die Projektbeteiligten können sich schnell persönlich austauschen und sicher medizinische Daten weitergeben. Insgesamt laufen Prozesse effizienter.“

Kürzere Krankenausaufenthalte erfordern wirksames Entlassmanagement

Die Liegezeiten in Krankenhäusern verkürzen sich zunehmend. Während Patienten im Jahr 2005 durchschnittlich 8,7 Tage in der Klinik blieben, lag die Verweildauer 2010 bei 7,9 Tagen und 2020 bei 7,2 Tagen (Statista). Die kürzere stationäre Behandlung hat zur Folge, dass mehr Behandlungsaufgaben in den nachstationären Bereich fallen. Nicht immer ist im Anschluss eine ausreichende pflegerische Versorgung vorhanden. Dies belastet vor allem ältere und multimorbide Patienten und Patientinnen. Es kommt zu „Drehtür-Effekten“, also Hin- und Herüberweisungen der Patienten. Durch ein wirksames Entlassmanagement können Institutionen bei Übergabeprozessen unterstützt werden.

Change-Management für den reibungslosen Übergang in die Pflege

Die Digitalisierung des Entlassmanagements im SEKMA-Projekt erforderte Einsatz von den Projektteilnehmerinnen und -teilnehmern, nicht zuletzt beim Change-Management. Die zentrale Projektleitung am Krankenhaus erleichterte die Umstellungsprozesse. Das SEKMA-Projekt zeigt beispielhaft, wie die Beteiligten aus verschiedenen Sektoren ein Ökosystem bilden, bei dem die Patienten und Patientinnen im Mittelpunkt stehen. Mit der optimierten sektorenübergreifenden Vernetzung liefert das Projekt einen Ansatz für die medizinische Versorgung, deren Leistungen und Zuständigkeiten häufig fragmentiert sind und so nicht selten Informations- und Wirkungsverluste hervorrufen. Die digitalen Anwendungen tragen mit optimierter Überleitungszeit und Informationsqualität zu einer strukturierten Versorgungskontinuität bei.

SEKMA als Modell für ganzheitliche Digitalisierung

Nach dem Beispiel von SEKMA können Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen digitale Netzwerke errichten. Die grobe Einteilung sieht folgende Stufen vor:

  • Analyse: Einstufung des digitalen Reifegrads auf allen Ebenen
  • Strategie: Festlegen einer IT- und Digitalisierungsstrategie
  • Standardisierung: Einigung auf Projekt- und Prozessmanagement-Standards

Das Transfermodell enthält einen ausgearbeiteten Methodenbaukasten, um Inhalte und Prozesse auf weitere Einrichtungen zu transferieren. Gearbeitet wird mit der Prozess- und Content-­Management-Software Software ClickUp. Erhältlich sind detaillierte Templates, Vorlagen und Beispiele.

Eine Förderungsmöglichkeit für ein Digitalisierungsprojekt (Investitionen oder laufende Kosten für Betriebsmittel) kann der Digitalisierungs- und Innovationskredit der KfW sein.

Kontakt zum Autor

Dan Lingenberg, Akquinet GmbH, dan.lingenberg@akquinet.de