Gesundheitsberufe Corona sorgt für eine negativere Berufseinstellung

Zugehörige Themenseiten:
Corona-Pandemie

In erster Linie ist der Zeitdruck die Ursache dafür, dass vier von zehn Beschäftigten im Gesundheitsbereich, v.a. Ärztinnen und Ärzte, jungen Menschen nicht mehr zur Wahl ihres Berufes raten würden. Das zeigt eine aktuelle Befragung der HDI duch YouGov.

Durch Corona hat jeder vierte Beschäftigte im Medizinbereich eine negativere Berufseinstellung. – © New Africa (stock.adobe.com)

Menschen in Gesundheitsberufen haben in der Corona-Pandemie ein Stück von ihrem positiven Berufsbild verloren. Das zeigt eine bundesweite Befragung der HDI Versicherungerungen durch das Meinungsforschungsinstitut YouGov. Vier von zehn Beschäftigten im Gesundheitsbereich, insbesondere also Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende, würden demzufolge jungen Menschen nicht mehr zur Wahl ihres Berufes raten. In keiner anderen Berufsgruppe sei ein solch hoher Wert gemessen worden. Dieser liegt mit 26 Prozent laut HDI und YouGov weit über dem Bundesdurchschnitt für alle Berufsgruppen. Eine gewichtige Rolle spielt hier wohl die negativere Berufseinstellung nach den Corona-Erfahrungen, die über die Hälfte stärker ausfällt als im Schnitt der übrigen Berufsgruppen. So gibt inzwischen jede vierte befragte Person des Gesundheitswesens diese veränderte negativere Berufseinstellung an.

Größte berufliche Belastung: Zeitdruck

Daneben sind aber auch ganz grundlegende Rahmenbedingungen mit ein Auslöser für dieses Ergebnis. Jede zweite Befragte Person aus dem Medizinbereich empfindet Zeitdruck als größte berufliche Belastung. Das ist ebenfalls ein Rekordwert. In keinem anderen Beruf wird laut den Studienergebnissen die Unvereinbarkeit mit dem Privatleben als so belastend empfunden wie im Gesundheitswesen. Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender HDI Deutschland sagt dazu: „Die Ergebnisse unserer Befragung sind alarmierend für unser Gesundheitssystem. Wenn die Attraktivität der medizinischen Berufe weiter so in den Keller rauscht, sind langfristige Folgen für das deutsche Gesundheitssystem unausweichlich.“ Prof. Dr. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln, ergänzt: „Nicht erst seit der Corona-Krise wissen wir, von welcher enormen Bedeutung die Arbeit der im Gesundheitswesen beschäftigten Menschen für unsere Gesellschaft ist.“

Belastung sorgt für den Wunsch nach früherem Renteneintritt

Medizinisch Tätige gehen laut der Untersuchung im Schnitt zu 53 Prozent davon aus, nicht bis zum regulären Renteneintrittsalter zu arbeiten. Auch das sei in der Studie die höchste Quote unter allen Berufsgruppen. Eine mögliche Ursache: Fast jeder Dritte fühlt sich durch körperlich harte Arbeit stark belastet. Nur noch im Sicherheits- und Reinigungsgewerbe wird dieser hohe Wert ebenfalls erreicht. Der Schnitt aller Berufsgruppen liegt dagegen um die Hälfte niedriger (15 Prozent). Wenig verwunderlich ist es daher laut den Studienautorinnen und -autoren, dass bereits jede dritte befragte Person in den medizinischen Gesundheitsbereichen von einer erhöhten Wechselbereitschaft im Beruf nach den Corona-Erfahrungen in Deutschland ausgeht – auch dies ist ein Spitzenwert.

  • Bild 1 von 4
    © HDI
    Den eigenen Gesundheitsberuf jungen Menschen weiterempfehlen? Nicht für alle eine Option.
  • Bild 2 von 4
    © HDI
    Gesundheitsberufe und Privatleben passen oft nicht zusammen.
  • Bild 3 von 4
    © HDI
    Der gesellschaftliche Sinn wird in Gesundheitsberufen nach wie vor gesehen.
  • Bild 4 von 4
    © HDI
    In Gesundheitsberufen kann eine steigende Wechselbereitschaft erwartet werden.

Intrinsische Motivation ist weiterhin da

„Ich arbeite, da ich meine Tätigkeit als sinnstiftend für die Gesellschaft erachte.“ Dieser Aussage stimmen mehr als zwei Drittel der Beschäftigten (69 Prozent) im Gesundheitsbereich zu. Das sind deutlich mehr als im Schnitt der übrigen Berufe, wo nur jeder Zweite dieser Meinung ist. Lediglich Lehrer/Lehrerinnen, Ausbilder/Ausbilderinnen und Erzieher/Erzieherinnen pflichten der Aussage noch etwas häufiger bei.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in finanziellen Dingen. „Mein Beruf bedeutet mir mehr, als damit nur Geld zu verdienen.“ Auch hier stimmen etwa zwei von drei Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu – unter allen Berufen sind es nur unter Lehrern und Ausbildern noch mehr.

Über die Untersuchung

Die Ergebnisse der Untersuchung beruhen auf einer Sonderauswertung der HDI Berufe-Studie 2021, bei der im Sommer gemeinsam mit dem Markt- und Meinungsforschungsinstitut YouGov Deutschland insgesamt 3.716 Erwerbstätige ab 15 Jahren befragt wurden. Darunter befanden sich rund 300 Beschäftigte (Angestellte und Selbständige) aus dem medizinischen Gesundheitsbereich.