Wäscheversorgung in Zahlen Chance: Textiles Controlling

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Die Kosten für die Wäscheversorgung in Einrichtungen steigen. Doch ohne Alternativen sind die ­Häuser dieser Entwicklung nicht ausgesetzt. Das Etablieren von Mechanismen des textilen ­Controllings kann helfen, Einsparpotenziale zu heben.

Die Kosten in Senioreneinrichtungen für Dienstleistungen wie Wäscheversorgung, Reinigung und Verpflegung werden in der nächsten Zeit exorbitant steigen. Somit werden auch die Preissteigerungen der externen textilen Dienstleister, aufgrund der explodierenden Energiepreise, der deutlich höheren Logistik- und Personalkosten entsprechend zu Buche schlagen. Diese nicht umzukehrende Preissituation fordert smarte Lösungen.

Textiles Controlling als Instrument in der Preisspirale

Die Kosten für die Wäscheversorgung setzen sich aus den jeweiligen Einzelpreisen der Textilien multipliziert mit den Verbrauchsmengen zusammen. Hier setzt das textile Controlling an, die Verbrauchsmengen zu bewerten und zu steuern. Denn es sind nicht nur die Einzelpreise, sondern v.a. die Verbrauchsmengen entscheidend, um die Kosten im Budget zu halten. Durch die Daten aus dem textilen Controlling wird dem Kunden aufgezeigt, wie hoch der Verbrauch an Wäsche pro Pflegetag ist. Damit wird der ansonsten relativ intransparente Wäscheverbrauch sichtbar gemacht und schafft damit ein Bewusstsein für das Verbrauchsverhalten. Erst wenn diese Mengen bekannt sind, kann ggf. gegengesteuert werden. Gemäß dem Grundsatz, nur was man misst kann man auch steuern, kann das Wissen der Verbrauchsmengen in der Einrichtung zu einem Appell an ökologisches und ökonomischen Verhalten führen. Das Vermeiden von Mehrverbräuchen, gleichzusetzen mit Verschwendungen, führt zur Kostensenkung und schont Ressourcen.

Vergleich zwischen Ist- und Soll-Werten

Als Grundlage für textiles Controlling müssen zunächst durchschnittliche Verbrauchswerte der einzelnen Textilien pro Pflegetag als Soll-Werte definiert werden. Hier können die textilen Dienstleister unterstützen, da diese als Erfahrungswerte vorliegen. Letztendlich entscheidet aber der Kunde über seinen Qualitätsstandard und gibt den Bedarf pro Pflegetag vor.

Eine Besonderheit stellt die Bewohnerwäsche dar. Hier können durchschnittliche Verbrauchswerte über alle Bewohner einer Einrichtung angesetzt werden, bei der detaillierten Auswertung muss aber jeder Bewohner aufgrund seines Pflegegrads, seiner Erkrankung oder sonstiger Umstände immer individuell betrachtet werden.

Grundsätzlich geht man bei der Definition der Soll-Mengen pro Pflegetag immer vom Normalzustand aus, nicht von der Ausnahme. Punktuelle Mehrverbräuche werden im Monatsverlauf ausgeglichen und müssen mengenmäßig nicht berücksichtigt werden. Die Kosten pro Pflegetag werden durch das Ausmultiplizieren der Verbrauchsmengen je Pflegetage mit den Einzelpreisen ermittelt. Dieser Pflegetagesatz ist die Steuerungsgröße im textilen Controlling.

Alle Artikel, die in das textile Controlling einfließen sollen, können in die beiden Bereiche Stations- und Bewohnerwäsche geclustert werden. Das private Handtuch ist Bewohnerwäsche und keine Stationswäsche. Diese Trennung erleichtert das Aufzeigen von Optimierungen. So arbeitet man entweder mit einem Pflegetagesatz für Stations- und Bewohnerwäsche oder mit zwei Pflegetagesätzen, getrennt für Stationswäsche und Bewohnerwäsche.

Artikel wie Bewohnerwäsche, die chemisch gereinigt werden müssen, Berufsbekleidung und Schmutzfangmatten werden nicht berücksichtigt.

Wo entstehen Mehrkosten – Bewohner- oder Stationswäsche?

Monatlich bereitet der textile Dienstleister die Ist-Kosten pro Pflegetag auf. Dazu benötigt er von der Einrichtung die Anzahl der Pflegetage für den abgelaufenen Monat. Im nächsten Schritt wird die Über- oder auch Unterschreitung zu den Soll-Werten dargestellt. Bei gravierenden Überschreitungen erfolgt die tiefere Analyse der Bereiche mit Mehrverbräuchen. Hilfreich sind dabei grafische Darstellungen der Monatsverläufe.

Werden z.B. Überschreitungen in der Stationswäsche festgestellt, betrachtet man die mengenmäßigen Verbräuche pro Pflegetag. So wird erkannt, ob die Mehrkosten aus der Bett- oder Frotteewäsche oder aus beiden Bereichen stammen. Bei Mehrverbräuchen in der Bewohnerwäsche betrachtet man die Verbräuche jeder einzelnen Person. Üblicherweise gibt es immer eine gewisse Anzahl von Hochverbrauchern sowie Personen, die kaum Wäsche abgeben – in Summe gleichen sich diese meist aus. Werden die Kosten dennoch insgesamt überschritten, müssen die Hochverbrauchenden genauer analysiert werden. Werden z.B. 25 Hosen pro Monat gebraucht, kann an dieser Stelle je nach Grund des hohen Verbrauchs eine Empfehlung zur Einsparung ausgesprochen werden.

Einer der Grundsätze des textilen Controllings ist, dass sich die Verbrauchsmengen und damit die Kosten der Artikel gegenseitig subventionieren können. Heißt: Beim Einsparen von Bettwäsche kann mehr Frotteewäsche oder beim Einsparen von Flach- und Frotteewäsche mehr Bewohnerwäsche verbraucht werden. Wie oben beschrieben gelten als Steuerungsgröße die Kosten pro Pflegetag.

Können die Pflegetage pro Wohnbereich ermittelt werden, kann das textile Controlling für die gesamte Einrichtung und pro Wohnbereich durchgeführt werden. Somit hat die Einrichtung die Möglichkeit, die Wohnbereiche miteinander zu vergleichen und Best Practices zu übertragen.

Weiterhin kann das textile Controlling auch Veränderungen in der Einrichtung aufzeigen. Werden z.B. andere Inkontinenzprodukte eingeführt oder Prozesse verändert, kann dies zu einem anderen Verbrauch von Wäsche führen, was im textilen Controlling dann sichtbar wird.

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    Eine Übersicht über verbrauchte Wäsche pro Pflegetag macht Benchmarks möglich.
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    Textiles Controlling stellt die Soll- den Ist-Kosten gegenüber.

Was ist Textiles Controlling?

Textiles Controlling hat die Funktion, den Wäscheverbrauch mit den ­definierten Soll-Verbrauchswerten bzw. die Ist-Kosten den Soll-Kosten je Artikel monatlich gegenüberzustellen. Bei Abweichungen erfolgt eine tiefere Analyse des Verbrauchsverhaltens entweder pro Artikel (Stationswäsche) oder pro Bewohner (Bewohnerwäsche). Es können Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die zu einer Verbrauchs- und Kosten­optimierung ohne Qualitätsverlust führen.

Kontakt zum Autor:

Eva Schubert Geschäftsleitung, TSA Textile Service Allianz, eschubert@ tsa-online.de