Sensortechnik: Bodensensoren in die Fläche gebracht

Am Chiemsee entsteht in Traunreut ein Leuchtturmprojekt für moderne Pflege: Der Betreiber SeniorenService Reif hat ein Projekt für eine zukunftsfähige Pflegeeinrichtung konzipiert. Darin verbaut ist ein intelligentes Assistenzsystem, das Pflegekräfte unterstützen soll. Das Pflegeobjekt soll Ende 2023 bezugsfertig sein und wird als energiesparendes Effizienzhaus nach KfW 40 gebaut. Geheizt werden soll ebenfalls ökologisch mit Fernwärme aus dem Geothermie-Werk in Traunreut. Der moderne Neubau soll sich später nicht nur durch seine Energieeffizienz auszeichnen, sondern auch im Inneren mit moderner Technik und einem wohldurchdachtem Konzept überzeugen. Die Investorin Christl Lauterbach, die Projektentwickler Behrend von IEB Care GmbH & Co. KG und die Betreiber SeniorenService-Reif GmbH haben intensiv diskutiert, wie sie den Neubau in Traunreut konzipieren können, damit dort eine zukunftsfähige Pflegeeinrichtung entsteht. Diese soll für die Bewohnerinnen und die Bewohner ein beschützender Wohnraum werden. Familiäres Wohngefühl In der neuen Einrichtung soll es sich wie in einer großen Familie leben – keine anonymen Stationen, sondern kleine Wohngruppen mit z.B. gemeinsamem Kochen und Essen. Mehrere großzügige Terrassen in den Stockwerken und ein liebevoll angelegter Garten sollen zu entspannten Aufenthalten einladen. Naturverbundene Bewohnende können sich auch an Hochbeeten gärtnerisch betätigen. Optimale Arbeitsbedingungen Vor allem der Pflegenotstand macht dem Betreiber und den Projektverantwortlichen Sorgen: Wie können sie ausreichend Personal gewinnen und halten? Womit können sie junge Arbeitnehmende für den Beruf und speziell für die Traunreuter Einrichtung begeistern? Wie kann man die psychische Belastung reduzieren? Viele Fragen und man war sich sicher, hier besteht Handlungsbedarf. Deswegen waren arbeitsverbessernde Maßnahmen wie rückenschonende Arbeitshilfsmittel, großzügige Dienstzimmer und ein Wohngruppenkonzept den drei Partnern noch nicht weit genug gedacht. Sie setzen deshalb auf umfassendere Veränderungen im Pflegealltag und investieren großflächig in ein intelligentes Assistenzsystem. Unterstützende Sensortechnik Gebäudetechnische Assistenzsysteme für die Pflege arbeiten mit unterschiedlichen Sensortechniken und werden an Decke, Wand, Bett oder im Fußboden angebracht. Die ganzheitlichen Systeme sollen alle wichtigen Informationen kombinieren: Sie bewerten die Situation in den Zimmern der Bewohnerinnen und Bewohner und geben automatisch Rückmeldung an das Personal. Die typischen Einsatzzwecke sind: Sturzalarm,Benachrichtigung bei nächtlichem Aufstehen oderDemenzflucht. Durch sofortige Alarmierungen kann schnelle Hilfe im Notfall garantiert werden. Die präventiven Warnungen sollen die Sturzhäufigkeit senken, wodurch die Bewohnenden bei besserer Gesundheit seien und selbständiger leben können. Das Wohlbefinden sowie gesündere und zufriedenere Bewohnerinnen und Bewohner bedeuten für das Pflegepersonal im Umkehrschluss auch ein angenehmeres Arbeitsklima. Die Sensorsysteme sind 24 Stunden an sieben Tagen die Woche einsatzbereit. Die Mitarbeitenden sollen sich dadurch in Ruhe auf ihre Aufgaben konzentrieren können. Kritische Situationen in anderen Zimmern werden ihnen vom System gemeldet. Im Nachtdienst beispielsweise könnten dadurch Zusatz-Kontrollgänge bei sturzgefährdeten Bewohnenden entfallen. Spürbare Erleichterungen, die v.a. die psychische Arbeitsbelastung senken können. In Traunreut haben sich die Beteiligten auf Basis dieser Anforderungen für SensFloor Care entschieden. Das System ist seit mehr als zehn Jahren am Markt und die Alarme sollen durch den Einbau der Sensorik in den Fußboden besonders verlässlich sein. SensFloor soll in allen Zimmern und Bädern eingebaut werden. Die automatisch generierten Alarme und Benachrichtigungen sollen künftig in jedem Zimmer individuell auf den Gesundheitszustand der dort lebenden Seniorinnen und Senioren abgestimmt werden. Alle Arten von Stürzen sollen zuverlässig erkannt werden und zu einer sofortigen Alarmierung führen. Verlässt nachts jemand das Bett, schaltet der Sensorboden zur Sturzprävention automatisch ein Wegelicht ein. Besonders die Nachtschicht profitiere von der Übersichtlichkeit des Stationsterminals. Sie sehen, wenn eine sturzgefährdete Person aufsteht, und können dann gezielt in diesem Zimmer vorbeischauen, was wiederum die Sturzhäufigkeit stark reduzieren soll. Unnötige Störungen sollen vermieden werden und die Schlafqualität steigen. Sturz- und Stressdaten Weniger Stürze bedeuten nicht nur geringere Kosten für das Gesundheitswesen, sondern auch gesündere Bewohnerinnen und Bewohner sowie eine angenehmere Arbeitsatmosphäre. Die Betreiber der Traunreuter Pflegeeinrichtung sind überzeugt, dass hier viel Potenzial liegt. Eine Studie, in Zusammenarbeit mit der Universität Lübeck, soll diese Einschätzung mit Zahlen untermauern und wissenschaftliche Beweise liefern. Die großangelegte Studie ist für 2024 geplant und wird Sturz- und Stressdaten in Traunreut und parallel in einer vergleichbaren Einrichtung ohne SensFloor erheben. Plus an Gesundheit Der Sensorboden ist vielseitig und dank offener Schnittstellen kompatibel mit anderen Anwendungen. Im Aufenthaltsraum wird er z.B. für interaktive Aktivierungs- und Agilitätsspiele genutzt. Ein großer Monitor zeigt die eigenen Bewegungen und Spielergebnisse an. Die Übungen sollen gleichzeitig Körper, Seele und Geist des älteren Menschen ansprechen. Dadurch werde die Kreativität, aktives Erleben und das Sozialverhalten in der Gruppe gefördert. Im Flurbereich wird der Sensorboden zur Gangbilderfassung genutzt. Über das Gangbild kann der Gesundheitszustand bewertet und Veränderungen sichtbar gemacht werden. Für Investorin Christl Lauterbach ist das Thema Senior Living eine Herzensangelegenheit. Sie ist auch überzeugt, dass sich eine Investition in ein ganzheitliches Assistenzsystem letztendlich für alle Beteiligten auszahlt: Für die Seniorinnen und Senioren, aber auch für die Pflegekräfte, die Betreibenden und alle Investorinnen und Investoren. Kontakt zur Autorin: Kerstin Engelbrecht, kerstin.engelbrecht@future-shape.com

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