Technologische Revolution Bleibt die Datensicherheit auf der Strecke?

Im Gesundheitswesen halten Informationstechnologien intensiv Einzug. Die Digitalisierung bietet viele Vorteile, wobei es sich hierbei z.B. um ressourcensparende Aspekte zur Dokumentenverwaltung oder zur Verbesserung der medizinischen Versorgungsstruktur handeln kann. Das Gesundheitswesen wird zunehmend vernetzter. Egal, ob es sich um die Kommunikation zwischen Leistungserbringern, Leistungserbringer und Patient oder Patienten untereinander handelt, werden Daten erzeugt. Daten, die häufig über Datenverarbeitungen über das Internet übertragen oder durch mobile Applikationen auf Smartphones ausgelesen werden und in Cloud-Speichern gesammelt werden. Wie sicher die Daten dort wirklich sind – darüber wissen die Anwender selten in ausreichendem Maße Bescheid. Die Auswirkungen und die daraus resultierende Macht, die Datenriesen wie Google und facebook durch unsere digitalen Fußspuren im Netz erhalten, sind nicht überschaubar. Ermöglicht wird ein immer größerer Einfluss durch den Einsatz von Computern, die Big Data nutzen, um Bücher zu verfassen, Bilder eines bestimmten Künstlers perfekt fälschen und v.a. den Endverbraucher zu beeinflussen. Die dahinterstehenden Algorithmen werden immer stärker. Nur wenige unserer digitalen Spuren, wie Likes auf facebook, zeigen bereits, welche Person wir sind: männlich oder weiblich, sexuelle Orientierung, politische Einstellungen, Ethnie oder den gesundheitlichen Zustand einer Person. Alles personenbezogene Daten, einige von ihnen sogar besonders schützenswerte Daten, die für sich allein für ein paar Dollar im Darknet gehandelt werden. Aufgabe: Datenprofil-erstellung verhindernRichtig wertvoll werden die einzelnen Daten erst, wenn diese miteinander verknüpft und sogenannte Profile erstellt werden können, die einen erheblichen Nutzen für die Pharma- oder Versicherungsindustrie darstellen könnten. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, steht daher jeder einzelne Akteur, vom Softwarehersteller bis zum Leistungserbringer im Gesundheitswesen, in der Verantwortung. Es geht um nicht weniger, als die schützenswerten Daten von Patienten zu sichern. Neben den üblichen datenschutzrechtlichen Vorkehrungen gilt es, einen kritischen Blick besonders auf die sich im Einsatz befindliche IT zu werfen und sich so an Leitsätzen von „Privacy by Design“ (PbD) sowie „Privacy by Policy“ (PbP) zu orientieren. PbD oder PbP?Ziel ist es, die besonderen Anforderungen an den Datenschutz zu einem möglichst frühen Zeitpunkt zu berücksichtigen, da neue Technologien häufig versteckte Gefahren bergen, die sich später schwer beseitigen lassen, nachdem das Konzept erst einmal feststeht. Der ehemalige Datenschutzbeauftragte des Bundes, Peter Schaar, schreibt dazu: „Daher ist es umso sinnvoller, etwaige Datenschutzprobleme schon bei der Entwicklung neuer Technologien festzustellen und zu prüfen und den Datenschutz von vorneherein in die Gesamtkonzeption einzubeziehen, anstatt Datenschutzprobleme im Nachhinein mühsam und mit viel Zeitaufwand durch Korrekturprogramme zu beheben. Dieser Ansatz wird als Privacy by Design bezeichnet.“ Bei PbP werden dagegen Funktionen nicht technisch, sondern durch Regularien verboten. Dazu werden Richtlinien erstellt, die einem Mitarbeiter gewisse Handlungen explizit gestatten oder untersagen. Welcher der beiden Ansätze für eine Einrichtung geeignet ist, ist abhängig von deren Struktur und Unternehmenskultur. Während technische Maßnahmen nur schwer umgangen werden können, aber manches Mal auch der Usability im Wege stehen, können die festgelegten Richtlinien der Policy umgangen werden. Sie setzt daher auf eine ausgeprägte Vertrauenskultur. Die vollständige Ausgestaltung einer Lösung, z.B. PbD, ist meist nicht vollständig möglich bzw. zu teuer oder aufwändig. In der Praxis eignet sich daher in fast jedem Fall ein hybrider Ansatz. Dabei werden einige Maßnahmen durch die interne IT-Abteilung getroffen, um grobe Regelverstöße zu verhindern. Weiteres kann durch eine Richtlinie oder eine Betriebsvereinbarung geregelt werden. Prof. Dr. Thomas Jäschke, Sprecher des Hochschulbereichs IT-Management, FOM Hochschule, Essen

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