Betriebliches Gesundheitsmanagement BGM und kein Ende?

Die aktuelle Begeisterung für das Thema betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) steht in bemerkenswertem Kontrast dazu, dass wir kaum etwas darüber wissen, welche BGM-Projekte wirklich erfolgreich sind, warum sie es sind, wie viel man davon braucht und wie man es evaluiert. Es scheint, als sei BGM ein Selbstläufer: Es ist gut für Marketingzwecke, z.B. Employer Branding; Personalverantwortliche können sich einem besonders wertvollen Thema widmen – endlich mal als Quasiarzt arbeiten – und Studierende lieben das Thema sowieso. Jüngst nahm ich an der x-ten Bachelorprüfung teil, deren Fazit darauf hinauslief, dass man mehr BGM brauche. Aber wofür genau und wie man das herausfindet, blieb im Dunkeln. Dabei schreibt Michael O’Donnell, Editor in chief des American Journal of Health Promotion und weltweit einer der bekanntesten Förderer des BGM, dass die ganz überwiegende Mehrzahl der BGM-Programme nicht funktioniert: „My guess is that most programs, maybe 90 percent to 95 percent, lack the necessary program components and are too superficial to have much impact. This guess is based both on my personal observation and the most recent (admittedly not very recent) national survey on program efforts.” In einer Serie jüngst veröffentlichter bzw. eingereichter Studien haben DGFM und FOM etwas Licht ins Dunkel gebracht. BGM so gut wie nie evaluiertGenau gesagt, haben wir die 20 größten Unternehmen in Deutschland befragt, wie sie mit den wichtigsten Krankheiten (nach Fehltagen) umgehen und welche neuen Techniken sie dabei einsetzen. Dabei zeigten sich einige interessante Einsichten: Alle Unternehmen bieten ähnliche BGM-Maßnahmen (nach Kategorien) an. Alle setzen Führungskräfteschulungen ein, aber auch Kooperationen mit Sportvereinen usw.Der genaue Zuschnitt dieser Maßnahmen ist unterschiedlich. Manche Schulungen z.B. sind verpflichtend, andere freiwillig.Fast keines der Programme ist evaluiert.Nur ausnahmsweise wird BGM mit der normalen medizinischen Behandlung verzahnt. Hier besteht eine erhebliche Gefahr, dass eine Art Parallelmedizin entsteht.Muss das so bleiben – ähnlich wie beim Marketing, wo bekanntlich jeder weiß, dass man die Hälfte des Budgets zum Fenster rausschmeißt, aber leider nicht, welche Hälfte? Oder könnte man den Nebel, in dem das BGM momentan herumtappt, etwas lichten? Die DGFM glaubt, dass das geht. Aktuell arbeitet die DGFM an weiteren Untersuchungen, die das BGM mehr aus einer krankheitsspezifischen Perspektive betrachten und z.B. darauf achten, ob man das Profil orthopädischer Krankheiten in Unternehmen je für sich schärfer bestimmen kann oder für spezifische Krankheiten geeignete BGM-Maßnahmen entwickelbar sind. Alle diese Themen stammen aus der Praxis. Forschungsansatz der DGFM ist immer, Themen so zu untersuchen, das sie für die Praxis relevant sind und die Praxis etwas damit anfangen kann. Sollten Sie Themen haben, die aus Ihrer Sicht der Erforschung bedürfen, können Sie sich gerne an mich wenden. Christian Thielscher, FOM Hochschule für Oekonomie und Management,Gründungspräsident der DGFM PS: Im April 2015 hatte ich an dieser Stelle geschrieben, dass das System der Pflegeheimnoten – „die jüngst ein Bonner Pflegeheim mit der Traumnote 1,0 bewerteten, das aufgrund vollkommen mangelhafter Qualität von der Aufsichtsbehörde umgehend geschlossen wurde“ – grotesk gescheitert ist. Am 26. November 2016 titelte die BILD: „Horror im Pflegeheim – Razzia! Geschäftsführerin und Pflegedienstleiter verhaftet – Verdacht auf Vergiftung, Misshandlung und Totschlag von Senioren.“ Diesmal hatte das Heim vom MDK die Note 1,7 bekommen. Wie lange noch?

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