Das „Digitale-Versorgung-Gesetz“ Bessere Versorgung durch Digitalisierung

Das Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG), das am 9. Dezember 2019 weitestgehend in Kraft getreten ist, ist ein Meilenstein in Richtung Digitalisierung. Die wichtigsten Aspekte im Überblick.Ziel des DVG ist u.a. digitale Anwendungen schneller in die Regelversorgung zu integrieren, die Telemedizin zu stärken und die Telematik-Infrastruktur auszubauen. Dadurch soll die Vernetzung der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen verbessert werden. Damit Patienten möglichst schnell von innovativen Versorgungsansätzen profitieren können, wird der Innovationsfonds über 2019 hinaus bis 2024 verlängert. Gesundheits-Apps auf RezeptBereits heute werden Apps zur Gesundheitsvorsorge genutzt. In Zukunft sollen Ärzte solche Apps, die als Medizinprodukt niedriger Risikoklasse definiert werden, auf Rezept zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung verordnen können. Um den Zulassungsprozess zu beschleunigen, sieht das Verfahren vor, dass Gesundheits-Apps zunächst vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte auf Datensicherheit, Datenschutz und Funktionalität überprüft werden. Zudem muss der Hersteller positive Versorgungseffekte seiner App nachweisen. Soweit dieser Nachweis noch nicht vorliegt, sollen die Gebühren ein Jahr lang vorläufig von den Kassen zum vom Hersteller festgelegten Preis erstattet werden. In dieser Zeit muss dieser nachweisen, dass die App die Patientenversorgung verbessert und anschließend einen Preis mit dem GKV-Spitzenverband aushandeln. Stärkung der Telemedizin Bislang war es Ärzten untersagt, für Online-Sprechstunden zu werben. Nun dürfen sie über das Angebot von Online-Sprechstunden auf ihrer Homepage informieren. Dadurch soll es für Patienten leichter werden, die Angebote in Anspruch zu nehmen. Die ärztliche Aufklärung für eine Online-Sprechstunde und die Einwilligung durch den Patienten können online im Rahmen der Online-Sprechstunde erfolgen. Das Erfordernis der persönlichen oder schriftlichen Durchführung entfällt, so dass digitale Patientengespräche künftig auch ohne einen persönlichen Erstkontakt durchgeführt werden können. Zudem können Telekonsile extrabudgetär vergütet werden und sind sektorübergreifend möglich. Bei einem Telekonsil können z.B. Hausärzte einen Facharzt konsultieren, ohne dass der Patient selbst beim Spezialisten vorstellig werden muss. Mittels Software können beide Ärzte auf dieselben Dokumente zugreifen. Bürokratische EntlastungenDurch die Nutzung digitaler Technik sollen Verwaltungsprozesse vereinfacht und beschleunigt werden. Nachdem die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung beschlossen und auch das elektronische Rezept auf den Weg gebracht wurde, können in Zukunft auch alle weiteren veranlassten Leistungen wie Heil- und Hilfsmittel sowie die häusliche Krankenpflege auf elektronischem Weg verordnet werden. Zudem wird der elektronische Arztbrief gefördert, indem die Vergütung für den Versand eines Arztbriefes per Fax gesenkt wird. Telematikinfrastruktur (TI)Um Patienten die flächendeckende Nutzung digitaler Angebote wie der elektronischen Patientenakte zu ermöglichen, wird die TI als Datenautobahn für das Gesundheitswesen ausgebaut. Daher werden Apotheken bis Ende September 2020 und Kliniken bis 1. Januar 2021 dazu verpflichtet, sich an die TI anzuschließen. Für Hebammen und Physiotherapeuten, Pflege- und Reha-Einrichtungen bleibt die Anbindung zunächst freiwillig. Die Kosten dafür werden erstattet. Ärztliche Praxisinhaber unterliegen bereits seit 1. Januar 2019 der Anschlusspflicht und werden bei unterbliebenem Anschluss ab 1. März 2020 mit einer erhöhten Honorarkürzung in Höhe von 2,5 Prozent sanktioniert. Vernetzung Bislang ist die Soft- und Hardware in Praxen und Kliniken heterogen gestaltet. Trotz vieler gleichartiger Arbeitsabläufe ist ein Datenaustausch nur bedingt möglich und Daten müssen z.T. mehrfach erfasst werden. Um den Aufwand und die damit einhergehenden Erfassungsfehler zu minimieren, werden nun Grundlagen für weitere offene und standardisierte Schnittstellen geschaffen. Ziel ist es, Informationen leichter, schneller und auf Basis internationaler Standards austauschen zu können. Verpflichtung der KassenSpätestens ab dem 1. Januar 2021 müssen die Kassen ihren Versicherten eine elektronische Patientenakte anbieten. Zudem werden die Kassen dazu verpflichtet, ihren Versicherten Angebote zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz zu unterbreiten, um die Möglichkeit einer gleichberechtigten Teilhabe aller Versicherten an der Digitalisierung sicherzustellen. Datenanalyse für den Fortschritt Große Datenmengen sind Voraussetzung für den medizinischen Fortschritt. Daher sollen die bei den Kassen vorliegenden Abrechnungsdaten in einer Datensammelstelle des GKV-Spitzenverbandes pseudonymisiert zusammengefasst und der Forschung auf Antrag anonymisiert zugänglich gemacht werden. Das Recht der Versicherten, der Verwendung der Daten zu widersprechen, ist nicht vorgesehen. FazitMit dem DVG wurde ein weiterer Meilenstein in Richtung Digitalisierung geschaffen. Im Vordergrund steht die Verbesserung der Patientenversorgung durch bessere Information und Kommunikation. Durch die Stärkung der Telemedizin und den Ausbau der TI wird die fachübergreifende und intersektorale Zusammenarbeit optimiert. Davon profitieren die Akteure im Gesundheitswesen und auch die Patienten. Hinsichtlich der Verordnung digitaler Gesundheitsanwendungen bleibt abzuwarten, welche Maßstäbe konkret festgelegt werden, um einen Zusatznutzen von solchen Gesundheits-Apps bestimmen zu können.

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